Was macht eigentlich Wolfgang Eberle?
"Es war eine unheimlich gute Zeit"
Wolfgang Eberle ist ein waschechter Augsburger und spielte von Kindesbeinen an für den FC Augsburg. Seine Teamkollegen bei den A-Junioren 1978 waren unter anderem Bernd Schuster, Armin Veh, Harald Greifenegger, Reinhard Kindermann und Roland Grahammer.
Hallo Paule, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich bin zuhause. Ich habe lange als Elektrogroßhändler gearbeitet und seit dem 1. Oktober bin ich jetzt in Rente.
Wieso nennen dich eigentlich alle Paule?
Neben Fußball und dem FCA war ich auch immer Eishockey- und AEV-Fan. Der alte Henne, also der Vater von meinem Kumpel und ehemaligen Mitspieler Peter Hensold, hat mich damals in Anlehnung an die AEV-Legende Paul Ambros „Paule“ genannt und das ist mir bis heute geblieben.
Stimmt es, dass du mit Christian Hochstätter verwandt bist?
Nein, aber mein Bruder Siggi ist mit Christians Schwester verheiratet.
Bist du, wie viele ehemalige FCA-Spieler, auch in Oberhausen aufgewachsen?
Nein, ich bin im Herrenbach groß geworden, meine Mutter wohnt noch immer in der gleichen Wohnung am Schwabencenter seit 1961.
Wo hast du denn eigentlich das Fußballeinmaleins gelernt?
Als Knirps beim TSV Schwaben und nach der Fusion 1969 habe ich dann von der E- bis zur A-Jugend beim FCA gespielt, ich habe sozusagen sämtliche Juniorenteams durchlaufen. Meine Trainer waren damals unter anderem Gerhard Hausmann und Heiner Schuhmann.
Ich habe ein Bild von den A-Junioren 1978 vor mir liegen. Da sind ja einige Spieler zu sehen, die man heute noch kennt wie Roland Grahammer, Armin Veh, Harald Greifenegger, Peter Hensold, Reinhard Kindermann, Joachim Schnürer und last but not least Bernd Schuster. Das war ja eine echte Bombentruppe.
Allerdings, wir sind souverän bayerischer Meister geworden. Wenn ich heute zurückblicke, muss ich sagen, dass das eine unheimlich gute Zeit war. Die Reisen zu Turnieren mit dem FCA waren ein Highlight. Wir waren Ende der 70er-Jahre dank der Kontakte von Paul Renz die erste deutsche Mannschaft, die nach Russland gereist ist, und waren unter anderem in Moskau und in Kiew.
Bist du nach deiner Zeit bei den Junioren gleich in den Profikader aufgestiegen?
Nein, in den ersten eineinhalb Jahren habe ich bei den FCA-Amateuren in der Landesliga gespielt. 1981 wurde dann Hannes Baldauf Trainer beim FCA und der hat mich dann in den Profi-Kader berufen. Wir haben damals in der Bayernliga gespielt, das war zu dieser Zeit die dritthöchste Klasse.
Ich kann mich noch gut erinnern, du hattest damals eine ziemlich lange Matte.
Ja, heute nennt man das Vokuhila (lacht).
In der Saison 1981/82 wurde der FC Augsburg überraschend Meister der Bayerliga und stieg in die 2. Bundesliga auf. Damals stieg man nicht automatisch auf, sondern musste in die Aufstiegsrunde.
Richtig, wir mussten gegen den FC Homburg, SSV Ulm und FSV Frankfurt antreten. Das erste Spiel fand gegen den FC Homburg in der Rosenau vor 8.000 Zuschauern statt. Es endete 1:1 und eine Woche später setzte es gegen den SSV Ulm eine 0:2-Niederlage.
Der damalige Präsident Erich Hartmann diktierte damals der Presse „Jetzt schaffen wir es nicht mehr“ in die Notizblöcke.
Die Lage schien tatsächlich aussichtslos. Wir mussten mit drei Toren Unterschied gewinnen und darauf hoffen, dass sich Homburg und Ulm unentschieden trennen. Das entscheidende Spiel fand auf neutralem Platz in Heilbronn statt. Es hatte uns kaum noch jemand auf der Rechnung, was auch die Zuschauerzahl bestätigte. Ich glaube es waren gerade mal 600 Zuschauer im Stadion.
600 Zuschauer bei einem Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga? Heute wäre so etwas undenkbar.
Ulm und Homburg trennten sich tatsächlich 1:1 und bei uns erzielte Klaus Perrey Minuten vor dem Ende den vielumjubelten Siegtreffer zum 3:0 und dadurch hatten wir das Tor für die eingleisige 2. Bundesliga geöffnet.
In der Liga ging es gegen Teams wie Hannover 96, VfL Osnabrück, Alemannia Aachen. Es ging ja auch gut los.
Das erste Ligaspiel war in Augsburg gegen Rot-Weiß-Essen, es ging 0:0 aus. Ein paar Tage später ging die Reise in den Ruhrpott zum MSV Duisburg und wir gewannen sensationell 2:1. Allerdings folgten danach zwei Klatschen gegen den VfL Osnabrück und Waldhof Mannheim. In unserem Team standen damals viele Augsburger wie Jürgen Haller, Hans Borchert, Werner Schreiner, Roland Grahammer.
Aber auch Spieler wie Edi Kirschner, Siggi Burkhart und die zwei Griechen Niko Katsaros und George Papaxenidis.
Letztendlich sind wir auch nur wegen des schlechteren Torverhältnisses abgestiegen. Das hatte ja auch alles einen bitteren Beigeschmack am letzten Spieltag. Der SV Waldhof war bereits aufgestiegen und ist mit der Reservemannschaft zum letzten Spiel gegen Union Solingen angetreten und hat dort 0:2 verloren, während wir die SpVgg Fürth 3:0 besiegt haben. Es haben uns zwei mickrige Tore zum Klassenerhalt gefehlt. Wie wir heute alle wissen, hat es dann 24 Jahre gedauert, bis der FC Augsburg wieder zweitklassig war.
Wie ging es nach dieser Saison bei dir weiter?
Ich bin dann zu den Schwaben in die Bayernliga gewechselt. Damals wurde man für drei Monate gesperrt, wenn man von einem Profi- zu einem Amateurverein gewechselt ist. Totaler Blödsinn, diese Regel. Schwaben ist schlecht gestartet und konnte letztendlich den Abstieg in die Landesliga nicht vermeiden. Das Schöne war aber, dass wir beide Spiele gegen 1860 München gewinnen konnten. Nach einem Jahr bin ich dann zum TSV Dasing gewechselt.
Der damals einen schwindelerregenden Aufstieg feiern konnte.
Ich bin zu Dasing gewechselt, als sie noch in der A-Klasse gespielt haben. Das hat damals niemand verstanden. Aber zu dieser Zeit wurde ich Vater und mein Kind ist leider mit einem Herzfehler zur Welt gekommen. Da hat der Fußball natürlich nur noch eine Nebenrolle gespielt. Wir sind dann mit Dasing bis in die Landesliga durchmarschiert.
Mit Torjäger Jürgen Kedrusch.
Genau, wir haben in einer Saison mal über 90 Tore geschossen, 60 davon haben der Kede und ich gemacht.
Da gibt es ja auch ein Foto, du beim Wimpeltausch mit dem Kapitän von Lazio Rom.
Das war ein Testspiel und da waren über 5.000 Zuschauer in Dasing. Eine Woche vorher haben wir gegen Sparta Rotterdam gespielt. Der Deal war damals, dass die Holländer pro erzieltes Tor 1.000 DM bekommen.
Und wie ging es aus?
4:1 für uns (lacht).
Wie intensiv verfolgst du den FCA heute und bist du öfter mal in der WWK ARENA?
Ja natürlich verfolge ich den FCA, gar keine Frage. Ich bin auch immer wieder in der WWK ARENA zu den Spielen, der FCA ist mein Verein.
Was traust du dem FCA in dieser Saison noch zu?
Ganz ehrlich und das sage ich jetzt nicht, weil es sich toll anhört. Es ist unglaublich, was hier in Augsburg passiert ist. Wir spielen jetzt schon seit 15 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga und hatten im Europapokal unvergessliche Nächte. Ich weiß oft nicht, woher diese große Erwartungshaltung bei den Kritikern herkommt. Ich bin überzeugt, dass Sandro Wagner mit seiner Truppe noch die Kurve kriegt. Es ist wichtig, gerade in so einer Phase zum Trainer zu stehen. Ich tippe auf Platz zwölf am Ende der Saison. (ws)
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