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Was macht eigentlich Robert Birner?

“Es war ein Traum, mit den Meistern von 73/74 in einem Team zu stehen”

Verein 22.06.2021, 11:00

Er war der erste A-Junioren-Nationalspieler in der Geschichte des FCA. 1976 feierte Robert Birner schon mit 17 Jahren sein Profidebüt beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg. Nach den Stationen FV Biberach und VfB Stuttgart landete er 1980 schließlich beim SC Freiburg, wo er in drei Jahren zweimal interner Torschützenkönig der Breisgauer wurde. Heute ist Birner Physiotherapeut und Osteopath und lebt in Stadtbergen. Walter Sianos funkte zu ihm durch.

Hallo Robby, wo habe ich dich gerade erreicht?
In bin notgedrungen zu Hause, denn ich habe gerade erst eine Operation hinter mir. Mir wurde ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt und ich befinde mich nun in der Reha-Phase.

Das klingt gar nicht gut. Ist das noch eine Spätfolge aus deiner Zeit als Fußballprofi?
Ja, der Fußball hat bei mir schon einige Spuren hinterlassen. Und ich bin Physiotherapeut und Osteopath von Beruf, auch da stehe ich acht bis zehn Stunden täglich. Das alles zusammen hat dann zu dieser Operation geführt, aber ich bin Gott sei Dank wieder auf einem ganz guten Weg.

Du hattest generell in deiner Karriere viel mit Verletzungen zu kämpfen.
Früher wurde noch viel wilder gegrätscht. Ich war aber auch selbst ein Spieler, der den Zweikampf gesucht hat und gerne ins Eins-gegen-eins gegangen ist. Das hat natürlich das Verletzungsrisiko erhöht.

Waren die Spieler früher härter im Nehmen?
Das will ich gar nicht beurteilen, auffällig ist aber, dass es heute wesentlich mehr Kopfverletzungen gibt als früher.

Bestes Beispiel war unser Heimspiel gegen Schalke 04.
Absolut, da gab es gleich drei kritische Situationen. Der Fußball ist einfach schneller und intensiver geworden.

„Es ist wunderbar, wenn der Beruf zur Berufung wird.”

Du hast es bereits angesprochen. Du bist Physiotherapeut und Osteopath. Auf deiner Website steht: “Es ist wunderbar, wenn der Beruf zur Berufung wird.” Von wem ist denn dieser Spruch?
(lacht) Der ist mir tatsächlich selbst eingefallen. Mir macht mein Job auch tatsächlich großen Spaß und als Physio ist man nah am Sport. Das gefällt mir sehr.

Diese Berufung kam in deiner Zeit in Freiburg zustande.
Das stimmt. In der ersten Saison dort haben wir nur nachmittags trainiert, ich hatte also immer bis 16.00 Uhr nichts zu tun, das war mir auf Dauer zu langweilig. Über den SC Freiburg hatten wir gute Verbindungen zur dortigen Uniklinik und so kam der Kontakt zustande und ich konnte meine Ausbildung absolvieren.

Hat man damals in der zweiten Liga tatsächlich nur ein Mal am Tag trainiert?
Nur in der ersten Saison, danach wurde alles professionalisiert und dann stand Training immer vormittags und nachmittags auf dem Plan.

Drehen wir die Zeit noch einmal etwas zurück. Du stammst aus der legendären FCA-Talentschmiede. Wann bist du denn genau gekommen?
Begonnen habe ich beim TSV Diedorf und mit 15 bin ich zum FCA gewechselt. Ich durfte damals schon in der B-Jugend spielen. Weil meine Leistungen gut waren, durfte ich auch schon früher bei den A-Junioren ran. Und mit 17 habe ich sogar bei den Profis mittrainiert und kam dort auch zu meinen ersten Einsätzen.

Du hast Geschichte beim FCA geschrieben, denn du warst der erste A-Jugend-Nationalspieler.
Das stimmt und ich kann mich noch gut an mein Länderspieldebüt gegen die Sowjetunion in Moskau erinnern. Insgesamt kam ich auf sieben Spiele und später in Cadiz gegen Spanien sogar noch zu einem Einsatz in der Amateur-Nationalmannschaft.

Als A-Junior warst du dann Teil des Profikaders beim FC Augsburg. Wie war das damals für dich?
Es war ein Traum, mit Spielern aus der 73/74er-Meistermannschaft wie Helmut Haller, Hans Jörg, Karl Obermeier oder Klaus Vöhringer zu spielen, die ich ja als Teenager alle noch im Rosenaustadion als Fan erlebt habe. 1976 war Willi Hoffmann vom FC Bayern zum FCA gewechselt, da geht man natürlich mit großen Respekt auf den Platz. Ich muss schon sagen, dass das eine tolle Zeit für mich war und dass ich sogar noch Helmut Haller miterleben durfte.

Aber letztendlich hast du den FCA in Richtung Stuttgart verlassen. Warum?
Ich wollte spielen. Damals hatte ich wenig Chancen, denn Karl Obermeier war im Sturm gesetzt, der war Torschützenkönig. Deswegen bin ich dann zum FV Biberach in die Oberliga Baden-Württemberg, war allerdings nur drei Monate dort, weil danach ein Angebot vom VfB Stuttgart kam.

Und anschließend ging es nach Freiburg zum Sportclub. Das war deine erfolgreichste Zeit, du hast in 71 Spielen 25 Tore erzielen können.
Kann man so sagen, in den drei Jahren wurde ich dort zwei Mal interner Torschützenkönig des Sportclub in der 2. Bundesliga.

Wie viele Zuschauer waren damals immer im Stadion?
Es war keine Seltenheit, dass wir vor 15.000 Zuschauern im Dreisamstadion gespielt haben. Aber es waren trotzdem andere Zeiten, heute werden ja alle Spiele live übertragen und das Medieninteresse ist ein ganz anderes als früher.

„Ich habe eine Saison mit Jogi Löw zusammengespielt.“

Du hattest einen sehr prominenten Teamkollegen: Jogi Löw.
(lacht) Ja, der Jogi, der kam gerade vom VfB Stuttgart zurück in den Breisgau und ich habe eine Saison mit ihm gespielt.

Findest du nicht auch, dass er den Absprung verpasst hat?
Bei all seinen Verdiensten um den deutschen Fußball glaube ich auch, es wäre tatsächlich besser für ihn gewesen, wenn er 2014 nach der WM in Brasilien als frischgebackener Weltmeister von Bord gegangen wäre.

Deine letzte Station war dann der SSV Ulm. Warum bist du nie mehr zum FCA zurückgewechselt?
Nach zwei Jahren in Ulm musste ich bereits mit 29 Jahren wegen eines Knorpelschadens im Knie meine Karriere beenden. Das war so nicht geplant. Da ich auch im Mittelfeld spielen kann, wollte ich eigentlich schon noch ein paar Jahre dranhängen. Deswegen hat es mit dem FCA auch nicht mehr geklappt. Ich habe genau in dieser Phase sogar ein Angebot bekommen, als Trainer in Augsburg einzusteigen. Aber leider war das direkt nach einer Operation, nach der ich ein Jahr eine Ruhigstellungs-Phase hatte.

War der Trainerjob danach keine Option für dich?
Nein, denn ich bin anschließend in meinen Beruf zurückgekehrt und diese Entscheidung habe ich nie bereut.

An welches Spiel denkst du heute noch sehr gerne zurück?
An ein Freundschaftsspiel mit Freiburg gegen den Hamburger SV. Franz Beckenbauer war frisch von Cosmos New York nach Deutschland zurückgekommen und es war für mich ein echtes Highlight, gegen den Kaiser zu spielen.

Deine höchste Trefferzahl in einem Spiel war...
Drei Tore gegen Alemannia Aachen. Aber in der A-Jugend beim FCA habe ich schon auch mal sechs oder sieben Dinger in einem Spiel gemacht.

Du bist Mitglied beim FC Augsburg und auch immer wieder bei den Heimspielen im Stadion zu sehen.
Ja, ich habe für den FCA große Sympathien und verfolge alles mit großem Interesse. Ich habe auch immer wieder mal Kontakt zu alten Mitspielern, eine Zeitlang war ich auch in der Traditionsmannschaft aktiv.

Und wem drückst du die Daumen, wenn der FCA gegen Freiburg spielt?
Da hoffe ich immer auf ein Unentschieden. (lacht)

 

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