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Was macht eigentlich Tobias Werner?

"Beim FCA hat alles gepasst"

Verein 12.01.2021, 09:54

Acht Jahre lang spielte Tobias Werner beim FC Augsburg, stieg mit dem Verein in die Bundesliga auf und mischte später die Europa League auf. Im Stadionkurier spricht der 35-Jährige über seine Zeit beim FCA, seinen Abschied aus Augsburg und seine neue Aufgabe als Sportdirektor.

Hallo Tobi, wo haben wir dich gerade erreicht?
Ich sitze in meinem Büro in der Geschäftsstelle von Carl Zeiss Jena und bereite eine Präsentation vor. Heute Nachmittag habe ich ein wichtiges Gespräch mit einem Nachwuchsspieler, den wir unbedingt halten wollen.

Welche Schuhgröße hast du eigentlich?
Meine Schuhgröße? 41, warum?

Weil du in Augsburg große Spuren hinterlassen hast. Du hast für den FCA 208 Spiele absolviert und dabei 38 Tore erzielt. Das bedeutet Platz fünf in der ewigen Torschützenliste des Vereins.
Echt, Platz fünf? Das wusste ich gar nicht. Wenn man bedenkt, dass der Verein 113 Jahre alt ist, dann ist das etwas Besonderes. Noch dazu bin ich mit 23 Toren der zweiterfolgreichste Bundesliga-Torschütze beim FCA.  

"2008 war nicht abzusehen, dass ich so lange in Augsburg bleiben würde."

Du bist 2008 von Carl Zeiss Jena zum FCA gewechselt. Man kann von dir wirklich sagen, dass du in deinen acht Jahren in Augsburg das Maximum herausgeholt hast. Du warst lange Publikumsliebling und hattest sogar einen eigenen Fanclub mit ausschließlich weiblichen Mitgliedern.
Das war 2008 nicht abzusehen, dass ich überhaupt so lange in Augsburg bleiben würde. Normal spielt man zwei, drei Jahre bei einem Klub und dann geht die Reise weiter. Andreas Rettig und Walther Seinsch hatten mir damals ihre Bundesliga-Visionen geschildert und letztendlich ist alles genau so eingetroffen, wie sie es vorausgesagt haben.

Du warst aber auch jemand, der sich mit Augsburg identifiziert hat.
Absolut, meine Frau und ich sind mit der Stadt und den Menschen hier sehr schnell warm geworden, aber trotz allem muss es natürlich auch sportlich passen. Beim FCA hat alles gepasst: der menschliche Umgang, der unglaubliche Teamgeist, der uns so viele Jahre ausgezeichnet hat und last but not least auch der fantastische sportliche Erfolg. Obwohl wir in meiner ersten Zweitliga-Saison beinahe abgestiegen wären, aber mit Jos Luhukay kam der Erfolg.

Unvergessen für die Fans ist natürlich die Europa-League-Saison 2015/16. Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz in Bilbao erinnern?
Natürlich, mein Kopf ist eine echte Datenbank. Ich kam erst in der zweiten Halbzeit und war deswegen leicht angefressen. Aber Markus Weinzierl hat mir dann alles genau erklärt, warum er mich nur eingewechselt hat und deswegen war das dann letztendlich auch okay. Der Weg führte bis nach Liverpool und diese Saison war ein absoluter Traum, anders kann man es nicht nennen.

Du bist ein echter Aufstiegsspezialist. Dir ist dieses Kunststück sage und schreibe fünfmal gelungen: mit Carl Zeiss Jena, dem FCA, dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg.
Dagegen steht ein Abstieg mit Jena und so etwas tut echt weh. Aber natürlich überwiegen die positiven Momente klar und der Aufstieg 2011 mit dem FCA in die Bundesliga war ein absolutes Highlight.

“Turban Tobi”…
(lacht) War klar, dass das kommen musste. Den Namen hat mir die liebe „Bild-Zeitung“ verpasst.

"So eine Chance bekommt man nicht jeden Tag."

Nicht ohne Grund, denn es ist gleich drei Mal vorgekommen, dass du wegen blutender Kopfverletzungen mit einem Verband weitergespielt hast.
Ich war jemand, der immer alles reingeworfen hat und da bekommt man ab und zu schon mal was ab. Aber es war nie so schlimm wie es aussah, sonst hätte ich natürlich nicht weitergespielt.

Seit Beginn dieser Saison bist du Sportdirektor bei deinem Ex-Klub Carl Zeiss Jena. Ich konnte es anfangs gar nicht glauben, dass du aus Augsburg weggehst. Wie kam es dazu?
Mitte Februar 2020 hat mich die Geschäftsführung kontaktiert, Jena stand schon fast als Absteiger fest und der Verein wollt neue Impulse setzen. Es gab dort zu dieser Zeit keinen Sportdirektor. Der Verein hat einen Neuanfang geplant, aber ich habe zuerst abgewunken, weil ich mich in Augsburg pudelwohl gefühlt habe und einen Job in der Geschäftsstelle beim FCA hatte. Aber Jena hat nicht lockergelassen und sich sehr um mich bemüht. So eine Chance bekommt man nicht jeden Tag, wir haben das also innerhalb der Familie besprochen und uns letztendlich einstimmig dazu entschlossen, zurück nach Thüringen zu gehen.

Der Klos im Hals beim Abschied aus Augsburg muss aber ziemlich dick gewesen sein, oder?
Allerdings, wir haben tatsächlich mehrere Tränen vergossen, meine Kinder wurden hier geboren und Augsburg war für uns eine echte Heimat.

Jena spielt in der Regionalliga Nordost. Euer Start war holprig, aber inzwischen seid ihr wieder in der Spur und steht auf Platz vier. Blöd nur, dass nur ein Verein direkt aufsteigt und Viktoria Berlin in elf Spielen traumhafte 33 Punkte geholt hat. Wie motiviert man sich da für die restliche Spielzeit?
Viktoria macht dieses Jahr einen unglaublichen Job. Wir sind durch den Abstieg erst sehr spät mit einem komplett neuen Team und neuem Trainer in die Vorbereitung gestartet. Das war nicht einfach, aber inzwischen haben wir nach zwölf Spieltagen 21 Punkte und stehen auf Platz vier. Vielleicht geht ja doch noch etwas in Sachen Aufstieg durch die Play-offs. Aber wir wollen uns als Team stabilisieren und uns entwickeln. Wenn es dieses Jahr mit dem Aufstieg nicht klappt, dann hoffentlich nächste Saison.

Die Regionalliga wurde im November unterbrochen. Wann geht es weiter?
Das erschwert die Situation noch einmal ungemein. So eine lange Pause, dazu keine Zuschauereinnahmen und Jena hat ja ein sehr treues und fanatisches Publikum. In unserer Liga spielen Teams aus fünf Bundesländern, was die Sache nicht einfacher macht. Ich bin selbst gespannt, wann und wie es weitergeht. Anfang Januar wissen wir wohl mehr.

"Was mir auch fehlt, sind die Augsburger Brezen."

Wie ist das, wenn man als ehemaliger Aktiver die Seiten gewechselt hat.
Es ist ein hartes Business und ich ziehe meinen Hut vor Menschen wie Stefan Reuter, die diesen Job schon so viele Jahre erfolgreich machen. Man steht auf der anderen Seite und muss plötzlich harte Entscheidungen treffen, man ist für die Kaderplanung verantwortlich und steht unter Druck, weil man an den Ergebnissen gemessen wird. Aber es ist ein Job, der mir unglaublich viel Spaß macht und ich habe definitiv den richtigen Weg eingeschlagen.

Was vermisst du am meisten aus Augsburg?
Viele Freunde, wir haben uns über die Jahre ein fantastisches soziales Umfeld aufgebaut, ich hatte Woche für Woche Bundesliga vor der Tür und wirklich tolle Arbeitskollegen. Und was mir auch fehlt, sind die Kulperhütte und die Augsburger Brezen.

Gibt es in Thüringen keine Brezen?
Jedenfalls hier in Jena nicht und das ist ein harter Schlag. (lacht)

Wo sehen wir dich in fünf Jahren? Gibt es einen Plan?
Ich will mit Carl Zeiss natürlich Erfolg haben. Und ich will mein Masterstudium abschließen, das ist mir sehr wichtig. Darüber hinaus will ich der Mensch bleiben, der ich bin. Ich bin als Teamplayer und kommunikativer Mensch bisher immer gut gefahren. Man braucht zwar Ziele, muss aber trotzdem im Hier und Jetzt leben.

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Stadionkurier