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Was macht eigentlich Paul Verhaegh?

Was macht eigentlich Paul Verhaegh?

"Der FCA hat sich für mich als Glücksgriff erwiesen"

Verein 29.09.2020, 10:37

Über 200 Pflichtspiele absolvierte Paul Verhaegh für den FCA. Der langjährige Kapitän glänzte immer wieder als sicherer Elfmeterschütze und traf insgesamt 17 Mal vom Punkt. Im Stadionkurier spricht der 37-Jährige über seine Zeit in Augsburg, sein Karriereende und seinen neuen Job als Trainer.

Hallo Paul, wo habe ich dich gerade erreicht?
Ich bin zuhause, die Kinder sind in der Schule und ich werde mir ganz gemütlich einen Kaffee machen.

Aber du bist nicht im Vorruhestand, oder? Ich habe da etwas von einem neuen Job als Trainer läuten hören.
Da hast du richtig gehört. Ich hatte in den letzten Monaten, auch durch Corona bedingt, viel Zeit, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Vor drei Wochen habe ich dann beim FC Den Bosch als Co-Trainer angeheuert, weil ich sehen will, ob das ein Job ist, der mir auch langfristig Spaß macht. Wir spielen in der zweiten Liga und haben ein junges und ehrgeiziges Team und ich muss sagen, dass es bisher super passt.

Du warst vor einigen Wochen in Augsburg zu Besuch. Deine alte Heimat scheint dich nicht loszulassen.
Das stimmt. (lacht) Wir wollten eigentlich mit der Familie Sommerurlaub in Italien machen, aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir waren dafür eine Woche in Holland an der Nordsee und sind dann noch für ein paar Tage nach Augsburg gefahren, um Bekannte und Freunde zu treffen. Meine Kinder sind in Augsburg aufgewachsen, die Stadt ist für uns eine zweite Heimat geworden.
 
Mit dir wurde 2010 eine holländische Welle in Augsburg eingeläutet. Es folgten Gibril Sankoh, Marcel de Jong, Kees Kwakman, Lorenzo Davids und Jeffrey Gouweleeuw.
Youssef El-Akchaoui war sogar schon ein halbes Jahr vor mir da, Sankoh und de Jong kamen mit mir. Holländische Welle bringt es auf den Punkt. Unsere Trainer waren damals Jos Luhukay und Rob Reekers, da war es nicht ganz überraschend, dass sie sich in der niederländischen Eredivisie umgeschaut haben. Holländische Spieler passen von der Mentalität gut in die Bundesliga.

Du bist 2010 von Vitesse Arnheim zum FCA gewechselt, von der ersten in die zweite Liga.
Ich habe zuvor sechs Jahre in der Eredivisie gespielt und ein Wechsel ins Ausland war für mich sehr verlockend. Jos Luhukay, Andreas Rettig und Walther Seinsch haben sich sehr um mich bemüht und mir das ambitionierte Projekt FCA schmackhaft gemacht. Es hat sich letztendlich als Glücksgriff erwiesen. Ich habe mich wirklich vom ersten Tag an super wohl gefühlt, konnte mich in Augsburg als Mensch und Fußballer weiterentwickeln und auch meine Familie war hier sehr glücklich.

Sieben Jahre bei einem Verein sind im Profifußball eine gefühlte Ewigkeit. Du hast für den FCA insgesamt 207 Spiele absolviert und warst sechs Jahre Kapitän. Hand aufs Herz: Hättest du damals gedacht, dass du mit dem FCA einmal in Liverpool in der Europa League antreten würdest.
(lacht) Ich war mir sicher, dass wir eines Tages in die Bundesliga aufsteigen würden, aber an die Europa League habe ich damals keinen Gedanken verschwendet. Umso schöner war es, als wir diesen unglaublichen Erfolg errungen haben. Die Spiele in der Europa League waren absolute Highlights für uns alle.

Du hast 460 Pflichtspiele in deiner Laufbahn absolviert. Weißt du noch, was am 14. August 2013 war?
(überlegt kurz) Mein erstes Länderspiel für Holland gegen Portugal?

Es war schon irgendwie eine Erlösung, als ich beschlossen habe aufzuhören.

Genau! Du warst fast 30 Jahre alt, als du von Bondscoach Louis van Gaal berufen wurdest. Damit konnte man auch nicht mehr rechnen, oder?
Es war für mich total überraschend, weil man es in diesem Alter eben nicht mehr erwartet. Die Elftal hatte damals eine schwierige Phase und war im Umbruch, davon habe ich natürlich profitiert. Aber ich war zu dieser Zeit auch super in Form, da hat also alles gepasst.

Es wurden insgesamt drei Länderspiele, absoluter Höhepunkt war sicher die WM-Teilnahme 2014 in Brasilien mit einem Einsatz gegen Mexiko.
Es ist das höchste, was man als Fußballer erreichen kann, dazu haben wir eine überraschend gute WM gespielt und nur knapp das Endspiel gegen Deutschland verpasst. Das wäre es noch mal gewesen. (lacht)

2017 bist du zum VfL Wolfsburg gewechselt, in der letzten Saison hast du deine Laufbahn bei Twente Enschede ausklingen lassen. Wie ist das, wenn man nach so langer Zeit aufhört? Überwiegt da die Erleichterung oder die Wehmut?
Ein Mix aus beidem, würde ich sagen. Als Profi hat man immer einen Tagesplan und viele Termine, da ist es ein komisches Gefühl, wenn man einfach ausschlafen und den Tag frei gestalten kann. Aber zum Ende hin haben mich immer mehr kleine Verletzungen geplagt. Dazu kam noch Corona, die Liga wurde abgebrochen, irgendwie war es dann schon eine Erlösung, als ich beschlossen habe aufzuhören. Ich kann rückblickend auf eine erfüllte Karriere schauen und schlage jetzt mit meinem neuen Job ein neues Kapitel auf.

Dann drücken wir die Daumen, dass es mit dem FC Den Bosch auch in die richtige Richtung geht. Anderes Thema: Philipp Max ist vom FCA zur PSV Eindhoven gewechselt, du hast selbst bei den Junioren von PSV gespielt und kennst den Klub. Wie bewertest du diesen Transfer?
Ehrlich gesagt hat es mich schon überrascht, denn Philipp hat auch das Potenzial für die größten Ligen. Aber der PSV ist mit Ajax und Feyenoord der größte Klub des Landes, sie spielen immer international und sind jedes Jahr einer der Titelanwärter. Ich habe auch mit Philipp telefoniert, es könnte eine Win-win-Situation werden. PSV bekommt einen super Spieler und für Philipp könnte es durchaus noch einmal ein Sprungbrett für Spanien oder England werden.

Der FCA geht in sein zehntes Jahr in der Bundesliga und dein Anteil daran war nicht gering. Bist du stolz, diesen Weg mitgeebnet zu haben?
Natürlich, ich bin sogar sehr stolz, dass ich daran mitwirken durfte. Ich freue mich für den Verein, für die Region und die Fans.

Wie intensiv verfolgst du den FCA aus der Ferne?
Ich weiß immer, wo der FCA gerade steht und versuche möglichst viele Spiele zu sehen, was aber leider nicht immer klappt. Generell finde ich, dass sich der FCA sehr gut verstärkt und einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielern hat. Auch wenn einige Leistungsträger nicht mehr dabei sind, ist das Team eingespielt. Das Anfangsprogramm hat es in sich, keine Frage, aber ich bin mir sicher, dass sie nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden.

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Tags:
Stadionkurier