Was macht eigentlich Nikola Djurdjic?
"Ich habe mir alle meine Kindheitsträume erfüllt"
Nikola Djurdjic kam im Sommer 2014 von der SpVgg Greuther Fürth zum FCA und hatte Anteil an der Europa-League-Qualifikation des Teams. Insgesamt spielte er in fünf Ländern, eines seiner persönlichen Highlights waren die Spiele mit dem schwedischen Erstligisten Malmö FF in der Champions League, wo er auf Mannschaften wie Real Madrid oder Paris Saint Germain traf.
Hallo Nikola, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
In Belgrad. Ich bin eben gerade aus Dubai zurückgekehrt. Durch meinen Job bin ich sehr viel unterwegs und pendle oft zwischen Belgrad und Dubai.
Bist du im Fußballbusiness tätig?
Ja, ich arbeite für die BHM Sports Agency, das ist eine schwedische Firma mit Sitz in Dubai. Wir haben in unserem Roster über 50 Spieler, die in ganz Europa spielen. Da gibt es immer sehr viel zu tun.
Vor einigen Wochen warst du in Augsburg zu Gast. Grund: Der FCA lud zum zehnjährigen Jubiläum beim Heimspiel gegen Mainz 05 die Europapokal-Mannschaft von 2015 ein.
Ja, das war ein wunderbares Event. Ich bin extra aus Dubai nur für dieses Wochenende angereist und es war toll, die früheren Kameraden und Freunde wieder zu treffen, einige hatte ich zehn Jahre nicht mehr gesehen. Ich war überrascht, wie gut die Jungs heute noch aussehen. Die längste Anfahrt hatte aber Ja-Cheol Koo, der ja extra aus Südkorea dafür eingeflogen ist. Es war wirklich ein perfekter Tag, wenn wir jetzt mal das Endergebnis gegen Mainz ausblenden.
Du hast deine Karriere in Serbien bei Radnički Pirot und FK Voždovac begonnen. Mit 23 Jahren bist du dann nach Norwegen gewechselt.
Ja, das war für mich der perfekte Schritt für meine Entwicklung. Der FK Haugesund spielte damals in der zweiten norwegischen Liga und dort lief es für mich von Beginn an sehr gut. Wir sind gleich aufgestiegen und in den Jahren darauf konnte der Klub in den Eliteserien einen guten Mittelfeldplatz erreichen. Ich habe in 100 Spielen über 50 Tore geschossen und wurde auch als bester Spieler der Liga ausgezeichnet. Ich bin dann über den schwedischen Erstligisten Helsingborgs IF in Deutschland bei der SpVgg Greuther Fürth gelandet. Ich wurde auf Anhieb Stammspieler und spielte eine gute Saison. Daraufhin wurde der FCA auf mich aufmerksam und hat mich verpflichtet.
Du hast bei Helsingborg einen Spieler ersetzt, der später beim FCA eine große Zeit hatte.
Es war Alfred Finnbogason, der damals zum SC Heerenveen gewechselt ist. Irgendwie haben sich immer wieder unsere Wege gekreuzt und letztendlich sind wir beide beim FCA gelandet. Er war ein großartiger Spieler. Ich war für ein halbes Jahr nach Helsingborg ausgeliehen und ich konnte dort in 17 Spielen 14 Tore erzielen, vier davon in der Europa League.
Dein Weg hat dich letztendlich in die Bundesliga geführt. Wie hast du deine Augsburger Zeit noch in Erinnerung.
Das war auch mein Ziel, deswegen bin ich auch den Weg mit Fürth über die 2. Bundesliga gegangen. Ich wollte mich dort für höhere Aufgaben empfehlen, was mir auch gelungen ist. Augsburg und den FCA habe ich noch sehr, sehr gut in Erinnerung und das nicht nur, weil wir zu dieser Zeit sehr erfolgreich waren. In der Mannschaft standen auch sehr viele gute Typen wie Tim Matavz, Abdul Rahman Baba, Caiuby, Raúl Bobadilla, Daniel Baier oder Alex Manninger, der uns mit seiner Erfahrung sehr geholfen hat. Es hat menschlich einfach alles sehr gut gepasst.
Kannst du dich noch an dein erstes Bundesliga-Tor für den FCA erinnern?
Klar, so etwas vergisst man nie, es war am 6. Dezember 2014 beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln. Es war der Treffer zum 1:1-Ausgleich, kurz vor dem Ende gelang Alex Esswein sogar noch der 2:1-Siegtreffer.
Danach ging es nach Schweden zu Malmö FF und dann weiter zu Fortuna Düsseldorf, Partizan Belgrad, Randers FC und wieder nach Schweden zurück zu Hammarby IF. Dort hattest du deine erfolgreichste Zeit.
Ich wurde für ein halbes Jahr nach Malmö ausgeliehen, dort hatte ich die Gelegenheit Champions League zu spielen, gerade die Partien gegen Real Madrid und Paris Saint Germain waren natürlich absolute Highlights. Ich wäre sehr gerne in Augsburg geblieben, aber mein Verhältnis zu Markus Weinzierl war nicht das Allerbeste, wobei ich sagen muss, dass ich vor seiner Arbeit immer Respekt hatte. Und ich bin sehr froh, noch für Partizan Belgrad gespielt zu haben, ich war schon als Kind ein glühender Fan von ihnen und es war immer mein Traum, einmal für sie zu spielen.
Hammarby dürfte deine erfolgreichste Station gewesen sein, wenn man mal die nackten Zahlen betrachtet. In 55 Spielen konntest du 27 Tore in der schwedischen Allsvenskan erzielen.
Hammarby ist ein außergewöhnlicher Klub in Schweden mit einer großen und einer unglaublich fantastischen Fanbase. Anscheinend bin ich ein „late bloomer“, bei Hammarby bin ich regelrecht explodiert und dort habe ich den besten Fußball in meiner Karriere gespielt.
Du hast zwei Jahre in China gespielt. Was hast du dort für Erfahrungen gemacht?
Ich bin mit 33 Jahren nach China zu Zhejiang FC gewechselt, der Klub ist von der fünften in die erste Liga durchmarschiert und heute einer der besten und beliebtesten Vereine dort, was auch die Zuschauerzahlen belegen. 50.000 Fans bei den Heimspielen sind dort keine Seltenheit. Mein Problem war ein ganz anderes: Corona. Kurz nachdem ich meinen Vertrag unterschrieb, begann dort die Pandemie und wir waren völlig isoliert. Meine Familie lebte in Serbien und ich konnte sie monatelang nicht sehen. Das war eine sehr schwierige Zeit für mich, obwohl ich das Land sehr faszinierend fand.
Was sagt dir das Datum 6. Februar 2013?
Hm, da bin ich jetzt überfragt ...
Ich sag nur Nationalmannschaft?
Ja klar, mein erstes Länderspiel für Serbien, Gegner war damals Zypern. Letztendlich habe ich mir alle meine Kindheitsträume erfüllt, Champions League, Partizan Belgrad, Bundesliga, Nationalmannschaft ... (lacht)
Du hast insgesamt in fünf Ländern gespielt. Wo hast du dich am wohlsten gefühlt?
Ehrlich gesagt bin ich überall gut zurechtgekommen, aber Hammarby und der FCA, das waren definitiv meine schönsten Stationen. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, wieder hierherzukommen. (ws)