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Was macht eigentlich Harald Greifenegger?

“Bernd Schuster und ich waren damals beste Kumpels”

Verein 23.12.2021, 10:33

Ende der Siebziger Jahre galt Harald Greifenegger beim FC Augsburg als großes Talent. Im Stadionkurier spricht der 62-Jährige über seine Zeit beim FCA, seine Freundschaft mit Bernd Schuster und ein Angebot vom FC Bayern München - das Greifenegger absagte.

Hallo Harald, wo habe ich dich gerade erreicht?
In der Arbeit. Ich habe in Aichach eine Versicherungsagentur mit acht Mitarbeitern, die ich vor 20 Jahren von meinem Vater übernommen habe.

Du hast bei den FCA-Junioren das Fußball-Einmaleins gelernt. Erzähl mal, wie du beim FCA gelandet bist.
Ich habe bis zur C-Jugend beim BC Aichach gespielt und 1974 stand der FCA bei mir auf der Matte. Der BC Aichach hatte damals eine sehr gute A-Jugend und spielte wie der FCA in der Bayernliga, der damals höchsten Spielklasse im Juniorenbereich. In Aichach wollten sie mich bereits mit 14 in der A-Jugend spielen lassen, was aber für mich nicht in Frage kam. Meine Eltern waren gegen einen Wechsel nach Augsburg, weil sie mich drei bis vier Mal die Woche zum Training hätten fahren müssen und das wegen der familiären Situation einfach nicht möglich war. Ich wollte aber unbedingt zum FCA und bin dann freiwillig ins Internat nach Augsburg gezogen, nämlich ins Schülerheim Don Bosco beim Schwabencenter. Ich habe dort sechs Jahre lang gelebt und bin ins Holbein-Gymnasium gegangen. Das war schon auch eine harte Zeit für mich, damals war oft samstags Schule und da kam es schon vor, dass ich wochenlang nicht nach Hause kam.

Schon erstaunlich, wenn man in so jungen Jahren das Elternhaus verlässt.
Das stimmt, aber ich hatte ein Ziel vor Augen und war da auch nicht zu bremsen. Ich habe heute noch Freundschaften, die aus meiner Internatszeit herrühren und wenn ich so zurückblicke, dann bereue ich gar nichts, denn ich hatte vier wunderbare Jahre in der B- und A-Jugend beim FCA und habe in dieser Zeit auch viel erlebt.

"Heiner Schuhmann hat mal gesagt, dass unsere Mannschaft das beste Juniorenteam war, das er jemals trainiert hat."

Wenn man mal so Revue passieren lässt, mit wem du alles in der FCA-Jugend gespielt hast, dann sticht vor allem der Name Bernd Schuster heraus.
Bernd Schuster und ich waren damals beste Kumpels und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Trotz unserer Freundschaft haben wir uns sportlich immer gegenseitig hochgeschaukelt, jeder wollte besser sein als der andere. Davon haben wir beide profitiert. Neben Bernd waren damals aber auch noch Armin Veh, Jürgen Haller, Jack Schnürer oder Peter Hensold meine Mitspieler. Wir wurden zwar nicht Deutscher Meister, aber Heiner Schuhmann hat mal in einem Interview gesagt, dass unsere Mannschaft das beste Juniorenteam war, das er jemals trainiert hat.

Denkt man eigentlich ab und zu mal darüber nach, dass ein Mitspieler zum Weltstar wurde und man selbst nicht?
Stimmt schon, vor allem wenn man in der Jugend auf einem ähnlich hohen Niveau gespielt hat. Ich kann mich noch gut an die legendären Pfingstturniere des FCA erinnern. Dort wurde anschließend immer der Spieler des Turniers gewählt und der Sieger bekam eine Uhr. Ein Jahr gewann Bernd den Titel, das darauffolgende Jahr würde ich zum besten Spieler gekürt. Aber um deine Frage zu beantworten, natürlich denkt man darüber nach, aber ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden. Ich habe eine gut laufende Versicherungsagentur, eine glückliche Familie mit drei tollen Jungs. Es hätte auch anders kommen können, mit 18 hatte ich ein Angebot vom FC Bayern und habe abgesagt.

Nicht dein Ernst?
Das stimmt wirklich. Meine Mutter hat so ziemlich jeden Schnipsel über mich aufgehoben und die „Bild-Zeitung“ titelte damals: “Harald Greifenegger gibt dem FC Bayern einen Korb.” Meine Jungs schimpfen mich heute noch deshalb. (lacht) Aber ich dachte damals, dass es für meine Entwicklung besser wäre, beim FCA zu bleiben und außerdem wollte ich meine Schule beenden.

Mit 18 warst du im Zweitligakader des FC Augsburg und hast dort mit Spielern wie Hans Jörg, Manfred Tripbacher und Reinhard Kindermann gespielt.
Und mit Helmut Haller! Aber der Sprung von der A-Jugend in die 2. Bundesliga war für mich damals einfach zu groß. Ich war körperlich noch etwas schmal auf der Brust und ein Nachteil war auch, dass ich nur eine Position spielen konnte. Ich war der klassische Zehner und ich habe damals das erste halbe Jahr kein Land gesehen. Erst in der Rückrunde gelang mir dann der Befreiungsschlag, als ich beim Spiel gegen 1860 von Beginn an auflaufen durfte und nach 20 Minuten einen Freistoß direkt verwandelte. Das hat mir richtig Auftrieb gegeben und ich habe die komplette Rückrunde gespielt. Aber der FCA stieg am Ende ab und ich wechselte zu den Stuttgarter Kickers.

Die Kickers spielten damals auch in der 2. Bundesliga.
Ja, ich hatte als junger Spieler allerdings das Pech, dass auf meiner Position Karl Allgöwer gesetzt war. Ich hatte zwar meine Einsätze, wurde aber immer Prinzip immer nur eingewechselt. Ein Jahr später hat mich Heiner Schuhmann überredet, wieder zum FCA zurückzukommen. Aber es war eine verkorkste Saison, es lief irgendwie nichts mehr zusammen in Augsburg. Anschließend bin ich doch noch beim FC Bayern gelandet, auch wenn es nur die Amateure waren. Die drei Jahre dort habe ich sehr genossen und in München konnte ich auch meine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolvieren.

Kam man damals mit Spielern wie Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge oder Klaus Augenthaler zusammen?
Nur ganz sporadisch, die zweite Mannschaft genoss zwar alle Annehmlichkeiten, wurde aber trotzdem eher etwas stiefmütterlich behandelt. Bei den FCB-Amateuren habe ich übrigens eine Saison zusammen mit Roland Bahl gespielt. Wir haben damals auch das Endspiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft bestritten. Schon mit 27 Jahren bin ich dann wieder zurück zum BC Aichach.

„Ich selbst habe die Donauwörther Straße noch hautnah miterlebt, es ist schon der Wahnsinn, was sich dort so entwickelt hat.“

Als Spielertrainer?
Nein, das wurde ich erst später. Der BCA hat damals in der Landesliga gespielt, das ist heute vergleichbar mit der Regionalliga. Und da gab es einige sehr heiße Derbys wie gegen Dasing oder Aindling und da waren 1.000 bis 2.000 Zuschauer keine Seltenheit. Anschließend wurde ich Spielertrainer beim FC Pipinsried und dann Trainer beim BC Aichach und dem TSV Aindling. Danach habe ich einen Schlussstrich gezogen, weil der Beruf immer mehr in den Vordergrund rückte. Mein Vater hat mir in jungen Jahren immer viele Freiheiten gegeben, irgendwann wollte er sich dann aber aus unserer Agentur etwas zurückziehen und ich habe das Ruder übernommen. Ich habe dann nur noch zum Spaß bei den Alten Herren des BC Aichach gespielt.

Wie intensiv verfolgst du heute noch den FCA?
Der FCA hat bei uns in der Familie immer eine Rolle gespielt. Mein Sohn Tim war von der U9 bis zur U19 für den FCA aktiv. Heute spielt er in der Regionalliga beim FC Pipinsried. Ich verfolge schon sehr interessiert das Geschehen rund um den FCA und hoffe natürlich, dass die Mannschaft auch dieses Jahr die Klasse halten kann. Aber über die tolle Entwicklung in diesem Verein brauchen wir keine großen Worte zu verlieren. Ich selbst habe die Donauwörther Straße noch hautnah miterlebt, es ist schon der Wahnsinn, was sich dort so entwickelt hat.

Hast du noch Kontakt zum einen oder anderen Mannschaftskollegen von früher?
Mit Bernd Schuster hatte ich vor circa einem Jahr zum letzten Mal Kontakt. Ab und zu treffe ich Armin Veh und Jack Schnürer ist heute noch ein guter Freund von mir, er wohnt gleich um die Ecke. (ws)

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Stadionkurier