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Was macht eigentlich Georg Schnurrer?

“Der FCA war immer mein Verein und er ist es auch heute noch!”

Verein 26.04.2022, 10:34

1974 wurde Georg “Schorsch” Schnurrer an der Seite von Helmut Haller Meister in der Regionalliga Süd. Im Stadionkurier spricht der 70-Jährige über seine Anfänge in der ersten Mannschaft, die Rückkehr Hallers und über das legendäre Spiel im Olympiastadion vor 80.000 Zuschauern.

Hallo Schorsch, wo habe ich dich gerade erreicht?
Zuhause. Ich bin seit ein paar Wochen wieder daheim von einer Reha.

Hoffentlich nichts Ernstes?
Naja, ich hatte einen Herzinfarkt, aber Gott sei Dank habe ich mich gut davon erholt. Passt also schon wieder. (lacht)

Gratulation nachträglich, du hast im Februar deinen 70. Geburtstag gefeiert.
Danke! Aber Feiern war leider nichts drin, weil ich mitten in der Reha war. Aber es ist noch ein kleines Fest mit meiner Lebensgefährtin, meinen Kindern und einigen Bekannten in Planung.

Drehen wir die Zeit einmal weit zurück… Du hast, soweit ich weiß, schon für die Junioren des BC Augsburg gespielt.
Das ist richtig. Angefangen habe ich bei der TSG Stadtbergen und mit 14 Jahren bin ich dann zum BCA gegangen. Also vor der Fusion, die war ja 1969.

Warum zum BCA und nicht zu den Schwaben?
Mein Vater war schon ein BCAler. Ich kann mich noch erinnern, als ich mit ihm als kleiner Junge zum ersten Mal ins Rosenaustadion gepilgert bin. Ich war total infiziert und von diesem Tag an war es mein Traum, eines Tages mal für den BCA im Rosenaustadion zu spielen. Der Klub war der Arbeiterverein, ich komme aus dem Bärenkeller und da war man mit dem Rad auch schnell in Oberhausen bei der damaligen Geschäftsstelle.

Wie war deine Meinung zur Fusion von 1969?
Die war absolut notwendig und alternativlos. Die Rivalität war zwar sehr groß und man hat sich auf dem Platz auch immer bekämpft, aber es war die richtige Entscheidung, weil zu dieser Zeit beide Mannschaften vor sich hindümpelten. Die ersten zwei Jahre waren auch nicht einfach, denn man hatte zwei Mannschaften, aus denen man ein Team formen musste. Das hat natürlich nicht jedem geschmeckt, aber mit der Zeit kam dann auch der Erfolg.

Mit 18 bist du selbst in der Saison 1970/71 in die 1. Mannschaft aufgerückt.
Damit ging für mich schon mal ein kleiner Traum in Erfüllung. Es lief auch gleich richtig gut für mich, wir wurden Dritter und hatten eine gute Mannschaft mit Winni Fink, Heiner Schuhmann, Willi Miller und Kurt Haseneder, um nur einige zu nennen. Für mich als 18-jährigen Spieler war das perfekt.

"Das Wort Wahnsinn beschreibt es schon ganz gut, so eine Euphorie hätte ich niemals für möglich gehalten."

1972/73 wollte man unbedingt den Aufstieg in die Regionalliga (damals die zweithöchste Spielklasse) realisieren. Der FCA investierte für seine Verhältnisse ziemlich viel in das neue Team. Der ehemalige Schalker Horst Blechinger wurde verpflichtet, dazu Karl Obermeier und Günter Meyer. Beides Glücksgriffe, die sich mit 18 bzw. 25 Treffern als echte Tormaschinen entpuppten.
Der Karl und der Günter waren tatsächlich echte Torjäger, da hatten die Verantwortlichen zwei Volltreffer gelandet. Und mit Kurt Schwarzhuber hatten wir auch einen sehr guten Trainer, der uns auf Vordermann gebracht hat, wir waren ein topfittes Team.

Du warst mit elf Treffern der drittbeste Schütze.
(lacht) Das stimmt.

Warum wurden eigentlich die ersten Heimspiele im Gögginger Stadion ausgetragen?
Die Rosenau war zu dieser Zeit wegen der Olympiade gesperrt, was aber nicht wirklich ins Gewicht fiel, weil wir zu Beginn der Saison immer nur vor ein paar Hundert Zuschauern spielten. Mit dem Erfolg kamen dann aber auch die Fans, das Zuschauerinteresse steigerte sich auf 2.000 bis 3.000 Zuschauer und am letzten Spieltag beim entscheidenden Spiel gegen den MTV Ingolstadt waren es dann sogar 15.000 Zuschauer. Ein Wahnsinn!

Der wirkliche Wahnsinn sollte dann aber in der Saison darauf folgen. Helmut Hallers Rückkehr von Juventus Turin erreichte beinahe religiöse Sphären, eine ganze Stadt lag dem verlorenen Sohn zu Füßen. Wie hast du diese Phase erlebt?
Das Wort Wahnsinn beschreibt es schon ganz gut, so eine Euphorie hätte ich niemals für möglich gehalten. Der FCA war in aller Munde, egal wo man hinging, es war das Thema Nummer eins. Jeder hat dich darauf angesprochen und jeder wollte natürlich Eintrittskarten haben. Aber leider lief gerade die Vorrunde für mich persönlich nicht gut.

Warum?
Ich wurde zur Bundeswehr einberufen und durfte unter der Woche so gut wie nie aus der Kaserne. Dadurch habe ich auch die komplette Vorbereitung verpasst, aber das Schlimmste war, dass ich das legendäre Spiel im Olympiastadion am 8. August 1973 vor 80.000 Zuschauern verpasst habe.

Nicht zu glauben! Was ist passiert, bist du mit der Tochter deines Vorgesetzten durchgebrannt?
(lacht) Nein, aber mein damaliger Spieß bei der Bundeswehr hat sich nichts aus Fußball gemacht und mich nicht freigestellt. Das wurmt mich heute noch leicht, dass ich da nicht dabei sein konnte.

1973/74 wurde dann Trainer Schwarzhuber von MiIovan Beljin abgelöst und der FCA verpflichtete mit Hans Jörg, Klaus Vöhringer, dem 1860-Rückkehrer Heiner Schuhmann, Erich Weixler, Wolfgang Haug, Herbert Höbusch und Edgar Schneider lauter Leistungsträger.
Man muss schon zugeben, dass die Neuverpflichtungen alles Volltreffer waren. Und es war klar, dass die neuen Spieler natürlich erst einmal alle gesetzt waren.

Winni Fink, der damalige Kapitän, hat mir erzählt, dass du ein sehr wichtiger Spieler für das Team warst. Gerade weil Beljin immer mit der selben Aufstellung begann. Du warst ein echter Allrounder und konntest fast auf allen Positionen spielen.
Bis auf Torwart und Libero habe ich alles gespielt. Meine Lieblingsposition war zwar das Mittelfeld, aber letztendlich war es mir immer wichtiger zu spielen, egal wo mich der Trainer aufgestellt hat.

„Ich hoffe natürlich, dass wir auch dieses Jahr den Klassenerhalt wieder schaffen“

Gab es damals eigentlich eine Zweiklassengesellschaft in der Mannschaft?
Ja schon, da waren einmal die alteingesessenen Augsburger, die neben dem Fußball auch in die Arbeit gingen und dann eben die Neuzugänge, die alle Vollprofis waren. Aber trotzdem haben wir uns immer gut verstanden.

1976 hast du den FCA verlassen.
Mein Vertrag lief aus und man hat mir ein neues Angebot gemacht, das für mich aber nicht wirklich interessant war. Der FCA war zu dieser Zeit schon auf dem absteigenden Ast und die ersten finanziellen Probleme machten sich bemerkbar. Ich bin daraufhin zum FC Memmingen in die Bayernliga gewechselt, wo ich nochmal sechs sehr schöne Jahr hatte. Danach habe ich die Fußballschuhe an den Nagel gehängt und nur noch zum Spaß in der FCA-Traditionsmannschaft gespielt.

Hast du heute noch Kontakt zur alten Garde?
Vereinzelt, gerade zu den Augsburger Spielern. Aber durch Corona war der Kontakt in den letzten zwei Jahren leider beschränkt.

An welche Highlights denkst du heute noch gerne zurück?
An den Aufstieg 1973 in die Regionalliga und an meine Jugendzeit beim BCA. Ich hatte eine tolle Zeit, die ich nicht missen will, der FCA war immer mein Verein und er ist es auch heute noch!

Wie intensiv verfolgst du den FC Augsburg heute noch?
Ich bin zuletzt vor Ausbruch der Pandemie in der WWK ARENA gewesen. Aber ich bin immer mit dem Herzen dabei und hoffe natürlich, dass wir dieses Jahr den Klassenerhalt auch wieder schaffen. (ws)

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Stadionkurier