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Gelios: "Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen"

Was macht eigentlich...?

Verein 23.06.2020, 11:28

Ioannis Gelios kam als Neunjähriger zum FCA und durchlief alle Nachwuchsmannschaften. Heute ist der 28-Jährige Stammtorwart in der 2. Bundesliga bei Holstein Kiel. Im Stadionkurier spricht Gelios über seinen Umweg in den Profifußball, seine Zeit in Quarantäne und seinen Traum von der Bundesliga.

Ioannis, wo habe ich dich gerade erreicht?
Ich bin gerade in diesem Moment zur Haustür reingekommen, wir hatten heute Vormittag Training. Jetzt werde ich erst einmal etwas auf der Couch entspannen und dann schauen, was der Tag noch so bringt.

Du bist ein FCA-Eigengewächs. Insgesamt hast du 17 Jahre für den Klub gespielt, in der jüngeren Vergangenheit dürfte es kaum jemand geben, der das toppen kann.
Das stimmt, es waren tatsächlich lange 17 Jahre, eine gefühlte Ewigkeit. Aber ich glaube, der Frammi (Raphael Framberger, Anm. d. Red.) ist inzwischen sogar schon etwas länger dabei.

Im Sommer 2018 bist du aus dem Süden in den Norden zum Drittligisten Hansa Rostock gewechselt. Wie schwer fiel dir damals der Abschied aus deiner schwäbischen Heimat, so weit weg von Familie und Freunden?
Die ersten Tage waren echt nicht einfach und es schwang auch etwas Wehmut mit. Es war schließlich das erste Mal, dass ich aus Augsburg weg und ganz alleine auf mich gestellt war. Aber als es dann mit den ersten Trainingseinheiten losging, war dieses Thema schnell erledigt.

In Rostock lief es richtig gut für dich. Du warst einer der besten Keeper der 3. Liga und hast alle Spiele absolviert. Rostock war für dich das perfekte Sprungbrett, oder?
Ja, das kann man definitiv so sagen. Ich hatte eine mega Zeit in Rostock, dort hat einfach alles gepasst. Ich hatte super Mannschaftskollegen und die Rostocker Fans sind uns Griechen nicht unähnlich, also sehr fanatisch, enthusiastisch und temperamentvoll. (lacht) Noch dazu sind die Hanseaten ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Menschenschlag.

Nach nur einer Saison bist du auf der Karriereleiter eine weitere Stufe hochgeklettert und in die 2. Bundesliga zu Holstein Kiel gewechselt. Warst du überrascht, wie schnell das ging?
Ja, schon etwas. Zwei Wochen vor Saisonende hat mein Berater angerufen und mir erzählt, dass Holstein Kiel meine Ausstiegsklausel ziehen und mich verpflichten will. Eigentlich hatte ich gar nicht mit dem Gedanken gespielt, zu wechseln. Aber so ist es nun mal im Fußball, alles kann sehr schnell gehen. Eigentlich war sofort klar, dass ich mir diese Chance nicht entgehen lassen konnte.

[su_quote]Ob ich jetzt mehr im Fokus stehe, darüber mache ich mir eigentlich keine Gedanken.[/su_quote]

In den ersten sechs Spielen musstest du allerdings auf der Ersatzbank Platz nehmen und Dominik Reimann stand zwischen den Pfosten. Das war so nicht geplant, oder?
Kiel hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt und mir signalisiert, dass es einen fairen Kampf um die Nummer Eins geben würde. André Schubert war zu Saisonbeginn als neuer Trainer nach Kiel gekommen und hatte sich nach der Vorbereitung für Dominik Reimann entschieden. Das musste ich so akzeptieren.

Schubert wurde bereits nach sieben Spieltagen entlassen und wenig später übernahm Ole Werner das Steuerrad. Seitdem läuft es richtig gut für dich.
Der neue Trainer hat sich für mich entschieden und seitdem spiele ich auch immer.

Wie ist das für dich? In der 2. Bundesliga steht man mehr im Fokus – und das nicht nur bei den Zuschauern.
Klar, das ist eine super Sache. Ich genieße das und freue mich, dass alles so gekommen ist.  Aber ob ich jetzt dadurch mehr im Fokus stehe, darüber mache ich mir eigentlich keine Gedanken.

Bis zum 27. Spieltag schnupperten deine Störche sogar an einem Aufstiegsplatz. Aber nach dem Erfolg gegen den VfB Stuttgart konntet ihr lange kein Spiel mehr gewinnen.
Nach dem Stuttgart-Spiel sind wir tatsächlich in ein Loch gefallen, aber wir hatten auch etwas Pech, so wie gegen Bielefeld, als wir in der letzten Spielminute das 1:2 kassiert haben. Das hat sich ein bisschen wie ein roter Faden durchgezogen. Wenn wir uns etwas geschickter angestellt hätten, wären sieben oder acht Punkte mehr drin gewesen. Jetzt sind es noch drei Spiele, da geht es weder runter noch rauf. Schade! Aber es war generell eine komische Saison.

Wegen Corona?
Ja, erst der frühe Trainerwechsel und dann die Corona-Pause. Wir hatten einen Covid-19-Fall im Team und mussten deshalb alle für 14 Tage in Quarantäne bleiben.

Wie muss man sich 14 Tage in Quarantäne vorstellen?
Ich war zwei Wochen komplett allein in meiner Wohnung und durfte sie nicht verlassen. Jeden Tag hat das Gesundheitsamt bei mir angerufen und gefragt, wie es mir geht. Das war schon krass, 14 Tage mutterseelenaallein in der Wohnung. Das ist schon hart, wenn man so lange Zeit keinen einzigen Menschen treffen darf.

Du bist jetzt 28 und im besten Profi-Alter. Es hat etwas gedauert, bis deine Karriere in Fahrt gekommen ist. Als Torhüter kannst du noch locker sieben, acht Jahre spielen. Hast du dir irgendwelche Ziele gesetzt?
Mein Vertrag in Kiel läuft noch zwei Jahre. Und das Wichtigste ist immer erst einmal die Gesundheit, alles andere kommt von alleine. Fußball ist unberechenbar, aber ich möchte so hoch wie möglich spielen.

Das bedeutet die Bundesliga!
Genau, es ist mein Traum, eines Tages dort zu spielen.

Wäre ein Angebot aus der griechischen Super League für dich als Deutsch-Griechen nicht auch eine Verlockung?
Das ist definitiv auch eine Option für mich, aber es kommt natürlich darauf an, welcher Verein anklopft. Wenn sich das in zwei oder drei Jahren ergeben würde, wäre ich dabei, denn mein Ziel ist es, eines Tages in Griechenland zu leben.

Du bist Fan von AEK Athen. Wäre das keine Option?
(lacht) Mal schauen. Wie gesagt, unser Geschäft ist kurzlebig und manchmal auch verrückt.

Wie sehr verfolgst du noch das Geschehen in Augsburg?
Ich bin natürlich informiert, aber Spiele live anschauen ist kaum drin, weil wir selbst oft im Einsatz sind.

Deine Familie lebt in Augsburg. Wie oft bist du noch daheim?
Sehr selten, es sind einfach 800 Kilometer und da kann man nicht schnell mal runterdüsen. Aber meine Eltern besuchen mich immer wieder, erst vor Kurzem waren sie eine Woche hier. Und nach unserer Quarantäne hatten wir eine Woche frei, die habe ich in Augsburg verbracht. In zehn Tagen ist die Saison zu Ende und da werde ich wieder nach Augsburg kommen.

Stichwort Urlaub: Wo geht‘s hin?
Nach Griechenland natürlich. Das ist und bleibt mein Reiseziel Nummer Eins!

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