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Was macht eigentlich Benno Larsen?

Was macht eigentlich Benno Larsen?

"Ich habe den Vertrag noch am Flughafen unterschrieben"

Verein 10.11.2020, 10:03

Zusammen mit dem Ungarn Zoltan Varga war Benno Larsen der erste ausländische Nationalspieler beim FCA. Im Stadionkurier spricht der 71-jährige Däne über seine Zeit in Augsburg, eine Vertragsunterschrift am Flughafen und einen Fall für die Geschichtsbücher.

Hallo Benno, wo habe ich dich gerade erreicht?
Ich bin zuhause in Helsinge, das ist ungefähr 30 Kilometer von Kopenhagen entfernt. Ich wusste, dass du anrufst und habe es mir auf der Couch gemütlich gemacht. Ich bin Rentner, ich genieße das Leben und freue mich wirklich sehr, nach so langer Zeit wieder einmal etwas aus Augsburg zu hören.

Für mich ist das heute eine große Ehre, dieses Interview mit dir führen zu dürfen. Ich habe dich als Jugendlicher beim FC Augsburg noch live im Stadion erlebt.
(lacht) Ja, das ist jetzt schon über 35 Jahre her und ich war sehr überrascht über deine Anfrage. Aber wie gesagt, ich habe mich sehr gefreut.

Ich habe Fotos von dir im Internet gesehen. Mein Kompliment, du siehst für deine 71 Jahre noch sehr jugendlich aus, das Haar ist schulterlang und vor allem dicht! Was ist dein Rezept?
Bewegung! Ich bin heute noch als Torwarttrainer in Farum beim FC Nordsjaelland dreimal die Woche tätig. Nordsjaelland ist auch der Klub, für den mein Enkel Nikolai gespielt hat.

Der heute in Frankreich Profi ist...
Richtig, er spielt bei EA Guingamp, davor war er bei Lyngby BK und bei Aalborg BV.

Aber auch dein Sohn Carsten war Fußballprofi.
Das stimmt und natürlich war auch er Torwart. Mein kleiner Urenkel tritt jetzt ebenfalls in unsere Fußstapfen, er steht inzwischen auch schon zwischen den Pfosten. Besonders stolz macht mich, dass alle Larsens bisher das dänische Nationaltrikot tragen durften.

"Der FCA hat nicht lockergelassen. Ich muss sagen, dass mir das sehr imponiert hat."

Du selbst hast es sogar auf 16 A-Länderspiele gebracht. 1975 habt ihr das Kunststück vollbracht, gegen den Erzrivalen Schweden nach 36 Jahren endlich wieder einmal zu gewinnen.
Ich sehe, du bist sehr gut informiert. Das ist richtig, wir haben 2:1 gewonnen und man kann sich ja vorstellen, was für einen Stellenwert dieses Spiel damals hatte. Auch heute noch übrigens.

Ich habe erst vor einigen Wochen mit deinem ehemaligen Mannschaftskollegen Georg Beichle ein Interview geführt. Er meinte, dass du immer ein sehr netter, umgänglicher Typ mit viel Humor warst.
Ich erinnere mich noch gut an ihn, er war ein sehr gefährlicher Stürmer und hat damals viele Tore für uns gemacht. Er hat schon recht, ich habe tatsächlich viel Humor und den habe ich mir auch bis heute erhalten.

Wie bist du denn 1976 in Augsburg gelandet?
Ich hatte zuvor ein Probetraining beim 1. FC Köln absolviert, aber der Transfer scheiterte. Der FCA wollte mich daraufhin haben, aber ich hatte eigentlich keine Lust, in die 2. Bundesliga nach Augsburg zu wechseln. (lacht) Aber der FCA hat nicht lockergelassen. Der damalige Geschäftsführer Manfred Amerell und Trainer Max Merkel sind also nach Kopenhagen geflogen und hatten gleich einen unterschriftsreifen Vertrag in der Tasche. Ich muss gestehen, dass mir das sehr imponiert hat, wie die beiden um mich gebuhlt haben. Ich habe den Vertrag noch am Flughafen unterschrieben und drei Tage später war ich dann schon in Augsburg.

Max Merkel war damals eine große Nummer unter den Trainern.
Er war tatsächlich ein sehr bekannter Trainer und auch ein recht unkonventioneller Typ, aber ich habe mich mit ihm immer ganz gut verstanden. Es ging auch super los, doch irgendwann blieb der Erfolg aus und Merkel wurde von Werner Olk vom FC Bayern abgelöst.

Was hat man denn damals beim FCA so verdienen können?
Normalerweise redet man über so etwas nicht, aber das ist jetzt alles schon so lang her. Also, weil du es bist. Ich hatte damals ein Grundgehalt von 3.000 D-Mark und da gab es dann noch verschiedene Prämien obendrauf, wenn wir gewonnen haben. Ich war jedenfalls sehr zufrieden mit dem Geld.

Wir hast du deine Zeit in Augsburg noch in Erinnerung?
Absolut positiv. Ich bin mit meiner Frau und den drei Jungs nach Stätzling gezogen. Wir hatten da ein schönes, großes Haus. Ich bin an einem Dienstag in Augsburg angekommen und schon vier Tage später beim Auswärtsspiel in Trier zum Einsatz gekommen. Wir haben 6:2 gewonnen und wenn ich mich richtig erinnere, blieben wir danach 13 Spiele hintereinander ungeschlagen.

An welche Spieler und Trainer kannst du dich noch erinnern?
Natürlich an den von dir erwähnten Georg Beichle, dann Heinz Michallik, Hans Jörg und natürlich an Helmut Haller. Auch an Bernd Schuster übrigens, der als A-Jugendlicher bei uns in der Profimannschaft mittrainierte. Man konnte schon damals sein außergewöhnliches Talent erkennen.

Und Zoltan Varga, der kurz zuvor von Borussia Dortmund kam?
Zoltan, ja natürlich! Er kam zur selben Zeit wie ich in Augsburg an. Das war ein großer Name, er hatte davor bei Ajax Amsterdam und in Dortmund gespielt. Wir haben uns privat sehr gut verstanden und viel Zeit miteinander verbracht. Sein Gastspiel dauerte allerdings nur ein paar Monate. Er ist leider vor zehn Jahren während eines Senioren-Fußballspiels in Ungarn an Herzversagen verstorben. Mit wem ich heute noch ab und zu Kontakt habe, ist mein ehemaliger Kollege Miodrag Djuric.

„Ich verfolge den FCA sehr aufmerksam. Jeden Samstag kann man bei uns die Bundesliga in der Zusammenfassung sehen.“

Du warst der erste ausländische Nationalspieler beim FCA, ein klarer Fall für die Geschichtsbücher.
Das stimmt, aber eben zusammen mit Zoltan Varga. Wie gesagt, wir wurden zur gleichen Zeit verpflichtet. Das ist natürlich eine große Ehre.

Wie war damals das Augsburger Nachtleben? In welchen Diskotheken seid ihr damals herumgezogen?
Diskotheken? Ich weiß nicht, was die anderen in ihrer Freizeit getrieben haben, bei mir gab es neben der Familie nur noch meinen Beruf.

Du hast vorher schon in Deutschland gespielt und zwar von 1972 bis 1974 beim FC St. Pauli. Ich habe ein recht aktuelles Foto von dir mit dem Totenkopf-T-Shirt gesehen.
Ich hatte eine tolle Zeit bei St. Pauli und sympathisiere heute noch mit dem Klub. Genauso wie mit dem FCA, aber leider gibt es hier keine Fanartikel vom FCA.

Dieses Problem lösen wir gerne. Ich schicke dir ein Shirt, versprochen!
Super, da freue ich mich! Ich habe 1974 mit St. Pauli sogar gegen den FCA gespielt, das war in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Das waren zwei heiße Spiele, in Augsburg gab es ein 4:4 und in Hamburg hat der FCA 3:2 gewonnen. Aufgestiegen ist am Ende aber Tennis Borussia Berlin.

Kaum 36 Jahre später hat der FC Augsburg dieses Kunststück dann doch noch geschafft.
Ich verfolge das sehr aufmerksam. Jeden Samstag kann man bei uns in Dänemark die Bundesliga in der Zusammenfassung sehen. Mit Rafał Gikiewicz steht wirklich ein erstklassiger Mann im Tor, gegen Dortmund hat er phantastische Paraden abgeliefert. Es ist unglaublich, dass der FCA schon seit über neun Jahren in der Bundesliga spielt und sogar noch gegen den FC Liverpool in der Europa League antreten durfte. Das macht auch mich als ehemaligen Spieler stolz.

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Stadionkurier