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Was macht eigentlich Werner Rank?

"Ich habe mich in Augsburg sehr wohl gefühlt"

Verein 08.11.2022, 09:32

Werner Rank, der von 1997 bis 2000 für den FCA in 64 Spielen 24 Tore erzielen konnte, ist ein Mann für die Geschichtsbücher. Er ist der einzige Spieler in Deutschland, dem es gelang, in allen Ligen zu spielen und dabei mindestens ein Tor zu erzielen. Heute lebt er im mittelfränkischen Gunzenhausen und besucht auch immer wieder gerne die Spiele seines Ex-Klubs in der WWK ARENA. Im Stadionkurier vor dem Frankfurt-Spiel ließ Rank seine Karriere noch einmal Revue passieren.

Hallo Werner, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Im Auto. Ich bin auf dem Weg zu meinen Kunden, ich bin Mediaberater bei Radio 8, einem Lokalsender für den mittelfränkischen Raum. 

Du wohnst also in deiner Heimatregion im Ansbacher Raum?
Genau, ich stamme aus Herrieden, mein Büro ist in Ansbach und ich wohne in Gunzenhausen.

Deine erste Profistation war mit 22 der 1. FC Nürnberg. Eigentlich etwas spät.
Ich habe die ganze Jugend und später auch in der 1. Mannschaft bei der SG Herrieden gespielt und anschließend bin ich für dreieinhalb Jahre in die Landesliga zur SpVgg Ansbach gewechselt. Am 25. November 1990 habe ich dann beim 1. FC Nürnberg einen Vertrag unterschrieben. Ich wurde dort als dritter Stürmer verpflichtet, ein Traum ging in diesem Moment für mich in Erfüllung. Mein Pech war, dass nur zwei Wochen später der damalige Sponsor Reflekta seine Taschen geöffnet und kräftig in den Verein investiert hat. Mit Eckstein, Dorfner und Zarate wurden drei Hochkaräter verpflichtet. 

Tatsächlich kein optimaler Zeitpunkt.
Ja, da hätte ich meinen Vertrag am liebsten rückgängig gemacht. In der Saison darauf habe ich dann in der Landesliga – das war damals die vierte Liga – in der 2. Mannschaft vom Club gespielt und wurde Torschützenkönig. Im Spiel gegen Südwest Nürnberg habe ich beim 4:1-Sieg alle vier Tore erzielt und Hans Maringer, der Vorsitzende von Südwest, der auch gleichzeitig Vize-Präsident von Blau-Weiß 90 Berlin war, hat mich gleich in die Hauptstadt mitgenommen (lacht).

"Das Leben in Berlin pulsierte förmlich"

Anfang der 90er in Berlin, einer Stadt im totalen Wandel, das muss sicher aufregend gewesen sein für einen jungen Spieler.
Allerdings, das war echt verrückt. Ich bin ja auf dem Land aufgewachsen und Berlin war nach der Wende eine Stadt mit über drei Millionen Einwohnern, das Leben sprudelte und pulsierte dort förmlich. Mein erster Arbeitstag war im Februar 1992, gewohnt habe ich in Neukölln, trainiert wurde im Olympiastadion und unsere Heimspiele haben wir im Jahnsportpark ausgetragen. Ich war jeden Tag immer knapp zwei Stunden nur im Auto gesessen.

Anfang der 90er, also nach der Wende, gingen viele Spieler aus dem Osten in den Westen. Du hast den umgekehrten Weg genommen und bist von BW 90 zum BSV Brandenburg und dann weiter zu Dynamo Dresden und RW Erfurt gezogen. Wie kam es denn dazu?
Wir sind nach einem halben Jahr mit BW Berlin aus der 2. Bundesliga abgestiegen und haben auch keine Lizenz mehr bekommen, der Klub ging also komplett in die Insolvenz. Zehn Spieler sind anschließend nach Brandenburg gewechselt und ich war einer davon. In der dritten Liga wurde ich beim BSV Torschützenkönig und dann kam das Angebot vom Bundesligisten Dynamo Dresden. Beim Spiel gegen den BFC Dynamo habe ich drei oder vier Tore erzielt. Ralf Minge war damals im Stadion, hat mich zum Probetraining eingeladen und daraufhin auch verpflichtet.

Deine Sturmpartner waren damals Größen wie Uwe Rösler, Henri Fuchs und Olaf Marschall. 
Genau, mit Olaf Marschall hatte ich in den ersten zehn Wochen sogar eine gemeinsame WG. Er hatte ein Haus und keine Möbel, ich hatte Möbel, aber keine Bleibe. Hat also perfekt gepasst. 

Wie war das denn Mitte der 90er im Osten? Gab es keine Vorurteile gegenüber dir als "Wessi"?
Nein, überhaupt nicht. Die Zeit war wirklich spannend, vor allem in Brandenburg. Ich habe dort im 5. Stock eines Plattenbaus gewohnt, ohne Balkon und im Sommer heizte sich die Bude locker auf 40 Grad auf. Aber ich habe mich dort trotzdem sehr schnell eingelebt, die Leute waren sehr offen und freundlich, ich habe mich dort super wohl gefühlt. Hätte man damals in Brandenburg die Mauer wieder hochgezogen, ich hätte in diesem Moment tatsächlich nicht gewusst, auf welche Seite ich mich schlagen soll. Die Kameradschaft im Team war sensationell, wir haben viel gemeinsam unternommen und nach den Spielen in den Discos schon mal so lange gefeiert, bis die Lichter ausgingen.

Dein erstes Bundesliga-Spiel für Dynamo Dresden war gegen Borussia Dortmund, für dich als BVB-Fan sicherlich ein Highlight.
Es war mein zweite Spiel, bei meinem Debüt gegen die SG Wattenscheid wurde ich eingewechselt, aber beim Auswärtsspiel darauf durfte ich im Westfalenstadion von Beginn an auflaufen. Bei dieser Partie war übrigens ein gewisser Stefan Reuter mein Gegenspieler.

Ich habe Fotos von dir im Dynamo Dresden Trikot gesehen. Dein Vokuhila war allererste Sahne.
Ich muss auch schmunzeln, wenn ich das heute sehe. Aber, das war damals so Pflicht (lacht).

Nach zwei Jahren bei den Sachsen ging es weiter nach Thüringen. Deinen Wechsel nach Erfurt hast du später als Fehler bezeichnet. Warum?
Das ist ziemlich unglücklich gelaufen, ich hatte zu dieser Zeit vier Angebote und das von RWE war das Beste. Doch leider geriet der Verein in eine finanzielle Schieflage und nach drei Monaten konnten sie mich nicht mehr bezahlen. Daraufhin hat sich Zweitligist Bayer Uerdingen gemeldet und ich bin dorthin zum Probetraining gefahren. Nach zwei Trainingseinheiten war klar, dass ich wechseln werde, aber bevor ich den Vertrag unterzeichnen konnte, habe ich mich bei der letzten Aktion im Abschlusstraining verletzt. Die Schockdiagnose war Kreuzbandriss!

Mehr Pech geht kaum noch. 
Das stimmt. Edgar Geenen, der Manager von Uerdingen, hat dann logischerweise das Angebot zurückgezogen, ich war zehn Monate außer Gefecht gesetzt. Und dann kam der FCA ins Spiel.

Das war im Jahre 1997.  
Hubert Müller trainierte den FCA damals und er war auch mein Trainer in Ansbach – so ist der Kontakt zustande gekommen.

"Ich war nicht nur Torjäger, sondern auch Vorbereiter"

Du hast in 64 Spielen 24 Tore für den FCA erzielt, das ist eine sehr respektable Quote. Wie hast du die drei Jahre in Augsburg in Erinnerung?
Sehr positiv. Ich war ja nicht nur Torjäger, sondern auch Vorbereiter, ich habe mindestens genauso viele Treffer aufgelegt. Ich habe mich als Stürmer immer gerne nach hinten fallen lassen oder bin auf die Flügel ausgewichen. 

Es waren aber auch turbulente drei Jahre, denn mit Hubert Müller, Gerd Schwickert, Bobby Riedl, Alfons Higl, Heiner Schuhmann und Hans-Jürgen Boysen drehte sich beim FCA das Trainerkarrussell in diesen Tagen ziemlich schnell.
Ja, das war schon eine verrückte Zeit mit Manager Jürgen Rollmann. Die Trainer kamen und gingen, aber trotz allem habe ich mich in Augsburg sehr wohl gefühlt und hatte dort eine schöne Zeit.

Dieter Eckstein wurde dein Teamkollege.
Er kam 1999 zum FCA und ich habe ein Jahr mit ihm zusammengespielt. Dieter ist ein super Typ, mit ihm bin ich heute noch befreundet und wir sehen uns immer wieder bei der Club-Traditionself.

2000 kam dann der Infomatec-Crash und der Zwangsabstieg in die Bayernliga. War das der Grund, dass du in Richtung Mannheim weitergezogen bist?
Ich habe beim VfR Mannheim einen Dreijahresvertrag unterschrieben, bin aber bereits im Oktober als Spielertrainer zum TSV Crailsheim in die Oberliga gewechselt.

Das war wohl eine Fügung, denn danach warst du sehr lange als Trainer unterwegs.
Allerdings, bis vor einigen Wochen, genauer gesagt bis zum 30. Juni 2022 war ich noch in der Kreisliga aktiv. 

Und du bist ein Mann für die Geschichtsbücher. 
Das stimmt. Ich bin der einzige Spieler in Deutschland, der in allen zwölf Ligen gespielt hat, von der Bundesliga bis runter in die allerniedrigste Amateurliga. Dabei konnte ich immer mindestens je ein Tor erzielen. Die letzten vier Ligen habe ich übrigens bewusst gewählt, ich bin extra zu diesen Vereinen gegangen, damit mir dieser Rekord gelingt. 

Wie intensiv verfolgst du die Geschehnisse rund um den FC Augsburg?
Ich bin da schon noch dabei und war sogar beim letzten Heimspiel gegen RasenBallsport Leipzig in der WWK ARENA. Ich hatte einen Termin in Augsburg und habe den extra so gelegt, dass ich danach ins Stadion gehen konnte. Es hat sich gelohnt, denn es war ein super Spiel. (ws)

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