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Was macht eigentlich Thomas Wörle?

„Es ist wirklich unglaublich, was in Augsburg entstanden ist“

Verein 09.11.2021, 10:14

Bereits als A-Jugendlicher kam Thomas Wörle beim FCA zu ersten Einsätzen in der damaligen Regionalliga-Mannschaft. Im Stadionkurier spricht der 39-Jährige über seine Zeit beim FCA, seinen Trainerjob beim Frauenteam des FC Bayern München und seine neue Station beim SSV Ulm.

Hallo Tom, wo habe ich dich gerade erreicht?
Im Auto, ich bin gerade auf dem Weg zum Training.

Es ist 10.00 Uhr morgens, das bedeutet also, dass ihr unter Profibedingungen trainiert und die Spieler nicht nebenher arbeiten?
Genauso ist es. Jeder kann sich voll auf Fußball konzentrieren.

Seit Beginn dieser Saison bist du Trainer beim Regionalligisten SSV Ulm. Wie kam es dazu?
Ich war von 2010 bis 2019 neun Jahre Trainer des Frauen-Bundesliga-Teams des FC Bayern. Das ist eine lange Zeit, danach habe ich meinen Fußballlehrer absolviert und mir nach bestandener Prüfung eine kreative Pause gegönnt. In dieser Zeit konnte ich mich viel mit meiner Familie und meinen zwei kleinen Kindern beschäftigen. Irgendwann bekam ich dann von den Verantwortlichen des SSV einen Anruf. Es folgten mehrere Gespräche, Chemie und die Ausrichtung der Ziele haben schnell gepasst und der SSV Ulm ist ein sehr ambitionierter Klub mit einer spannenden Konstellation.

Stichwort ambitioniert - ihr seid sehr gut gestartet. Ist das überraschend oder ist das Ziel der Aufstieg in die 3. Liga?
Generell muss ich sagen, dass schon in den letzten Jahren sehr gute Arbeit in Ulm geleistet wurde. Die Regionalliga Südwest ist vom Niveau her ein echtes Kaliber. Es steigt nur ein Team auf, was die Sache auch nicht leichter macht. Noch dazu hatten wir vor Saisonbeginn viele personelle Veränderungen. Es existiert ein Dreijahresplan, unser Ziel ist die 3. Liga. Wir sind jetzt im ersten Jahr und ich bin mit dem Saisonverlauf bisher sehr zufrieden. Mal schauen, was am Ende dabei herauskommt.

Eine zusätzliche Hürde sind auch die Reserve-Teams der Bundesligisten. Letzte Saison hat es beispielsweise Rot-Weiß Essen mit unglaublichen 90 Punkten nicht geschafft aufzusteigen, weil die U23 des BVB am Ende 93 Punkte auf dem Konto hatte. In eurer Liga führt das Reserveteam vom 1. FSV Mainz 05 die Tabelle an, in der Regionalliga Bayern die U23 des FC Bayern.
Das ist richtig, das erschwert die Situation noch zusätzlich. In den Reserve-Teams spielen viele unheimlich begabte Spieler, die schon jetzt einen überdurchschnittlich hohen Marktwert haben. Für die ist die Regionalliga natürlich eine perfekte Plattform, um sich zu entwickeln und zu präsentieren. Aber es ist natürlich auch schade um die vielen Traditionsklubs, die deswegen nicht mehr hochkommen. Aber das ist nun mal so und wir müssen diese sportliche Herausforderung annehmen.

Wie wird der SSV angenommen? Wie viele Zuschauer kommen zu euren Spielen?
Zuletzt hatten wir um die 2.500 Zuschauer bei unseren Heimspielen und die Tendenz zeigt klar nach oben. Die Fans spüren, dass sich bei uns etwas entwickelt und ich muss sagen, dass die Stimmung und die Atmosphäre im Donaustadion fantastisch sind.

„Die Jugendabteilung des FCA unter Heiner Schuhmann genoss einen hervorragenden Ruf.“

Ulm hat in der Saison 1999/2000 in der Bundesliga gespielt. Ist der SSV ein schlafender Riese?
Absolut! Damals ging es schnell nach oben, aber leider auch genauso schnell wieder runter, letztendlich sogar bis in die Oberliga. Aus diesen Fehlern hat man aber gelernt, der Verein ist sehr gut aufgestellt, wird seriös geführt und auch die Signale der Ulmer Wirtschaft sind sehr positiv.

Spulen wir mal die Zeit zurück. Du hast bei den Junioren des FCA gespielt. Wie hat es dich damals nach Augsburg verschlagen?
Ich habe bei den B-Junioren des VfB Stuttgart gespielt. Aber ich ging in Ursberg in die Schule und bin beinahe täglich nach Stuttgart gependelt. Das wurde mit der Zeit ein immer größerer Aufwand und war auch der Grund, warum ich zur U19 des FCA gewechselt bin, denn nach Augsburg war es von mir daheim nur ein Katzensprung. Und auch wenn die Profis damals nicht erfolgreich waren, die Jugendabteilung des FCA unter Heiner Schuhmann genoss einen hervorragenden Ruf.

Der FCA lag nach dem Lizenzentzug und dem damit verbundenen Zwangsabstieg im Jahr 2000 in Scherben. Für junge Spieler wie dich oder Markus Thorandt war das aber ein Glücksfall.
Das stimmt, ich wurde bereits in meiner Zeit bei der U19 im Regionalliga-Team eingesetzt. Nach dem Zwangsabstieg war kein Geld da und man musste zwangsläufig auf Spieler aus den eigenen Reihen bauen. Das war unsere Chance, wir sind zwei Jahre später wieder in die Regionalliga aufgestiegen und danach erlebte der FCA ein regelrechtes Märchen, das ihn bis in die Bundesliga und sogar in die Europa League führte. Es ist wirklich unglaublich, was in Augsburg entstanden ist, das muss man sich immer wieder vor Augen führen.

Insgesamt warst du zehn Jahre Profi beim FCA, bei 1860 München sowie in Offenbach und in Fürth. Allerdings musstest du deine Karriere unfreiwillig beenden.
Das stimmt leider, ich bekam Pfeiffersches Drüsenfieber und war chronisch erschöpft, letztendlich musste ich deswegen mit dem aktiven Fußball in Fürth leider aufhören.

"Das hätte ich damals nicht für möglich gehalten."

Du hast sehr schnell den Sprung ins Trainergeschäft geschafft und wurdest Coach der Frauen-Mannschaft des FC Bayern.
Das hätte ich damals auch nicht für möglich gehalten. Ich habe relativ schnell meinen Trainerschein gemacht. Mein Vater war damals Trainer beim FC Bayern und meine Schwester Tanja hat dort im Bundesliga-Team gespielt. So bin ich letztendlich beim FC Bayern als Trainer gelandet und nach einer kurzen Probezeit wurden es letztendlich neun sehr schöne und erfolgreiche Jahre.

Mit zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg.
Genau. Aber mein Ziel war es immer, irgendwann ein Männerteam zu trainieren. Ich bin sehr froh, jetzt in Ulm gelandet zu sein.

Hast du noch Kontakt zum einen oder anderen FCA-Mitspieler von damals?
Ich habe vor eineinhalb Jahren fünf Wochen lang unter Martin Schmidt beim FCA hospitiert und hatte die wunderbare Gelegenheit, einen Einblick beim FCA zu bekommen. Das war eine tolle Erfahrung für mich und hat sehr viel Spaß gemacht. Da habe ich auch ehemalige Kollegen wie Markus Thorandt getroffen, der bei Sportfive in Augsburg arbeitet, und auch Stefan Reuter, den ich von früher kannte. (ws)

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Stadionkurier