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Was macht eigentlich Christian Alder?

“Ich fühle mich in Südafrika superwohl”

Verein 03.11.2021, 10:59

Von 2002 bis 2004 spielte Christian Alder für den FCA. Im Stadionkurier spricht der 43-Jährige über seine Zeit in Augsburg, ein denkwürdiges Wiedersehen und sein neues Leben in Südafrika.

Hallo Christian, wo habe ich dich gerade erreicht?
In Kapstadt. Ich war eben in einem Meeting. Am kommenden Wochenende organisiert meine Charity-Organisation ein Bootcamp-Wochenende für 20 Kinder und Jugendliche, da gibt es noch einiges zu tun.

Bootcamp? Das klingt ja fies. Sind das alles so schlimme Finger?
(lacht) Nein überhaupt nicht. Dieses Bootcamp kann man eher mit einem Ferienlager vergleichen. Wir machen da so Dinge wie “fossil research” oder “teambuilding”, es ist eine gute Möglichkeit, den Kindern einmal etwas Abwechslung zu verschaffen.

Wir kommen gleich noch einmal auf deine Charity-Organisation zu sprechen. Vor kurzem haben sich die Klingen deiner Ex-Klubs FCA und Arminia Bielefeld in der Bundesliga gekreuzt. Hast du das Spiel gesehen?
Leider nur die Highlights. Für den FCA ist dieser eine Punkt wohl zu wenig, Bielefeld dagegen kann mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein, denn Augsburg hatte die besseren Möglichkeiten und auch mehr Spielanteile. Ich hoffe natürlich, dass beide Teams den Klassenerhalt schaffen und bin da auch ziemlich optimistisch.

"Das war ein krasses Spiel."

Du lebst am anderen Ende der Welt, wie sehr verfolgst du den deutschen Fußball?
Sehr, aber leider ist die Bundesliga nicht mehr im Sportprogramm vertreten, sie wurde vor vier Jahren rausgekickt. Hier dominiert natürlich die englische Premier League, aber auch die italienische Serie A und die spanische La Liga kann man live verfolgen. Von der Bundesliga gibt es nur Ausschnitte und alle drei Wochen wird ein Live-Spiel aus Deutschland übertragen.

Kommen wir auf deine aktive Zeit zu sprechen. Du bist viel herumgekommen. Du stammst aus der Jugend von Arminia Bielefeld, hast dann den Sprung in die Profimannschaft geschafft, weiter ging die Reise zum VfL Osnabrück, zum FC Augsburg, zu Jahn Regensburg, zum VfR Aalen und zu RW Ahlen. Welche Station war die schönste?
Bielefeld ist meine Heimat, dort wurde ich ausgebildet, dort habe ich den Sprung zu den Profis geschafft. Eigentlich habe ich mich überall wohlgefühlt und gerade im Süden hat es mir immer gut gefallen. In Augsburg habe ich heute noch einige Freunde wie etwa Werner Ortner von „Richter+Frenzel“. Vor eineinhalb Jahren war ich auf Malta, wo der FCA im Trainingslager weilte und es war toll, einige alte Gesichter zu treffen wie etwa Salvatore Belardo oder Zdenko Miletic.

Wir würdest du deine zwei Jahre in Augsburg beschreiben?
Erste Saison super, zweites Jahr den Umständen entsprechend okay. (lacht)

Danach bist du zu Jahn Regensburg gewechselt. 2005 kam es in der Rosenau zu einer denkwürdigen Partie, als der FCA am letzten Spieltag den Aufstieg in die zweite Liga verpasst hat. Im Trikot des Gegners: Christian Alder.
Das war ein krasses Spiel, denn für uns ging es um nichts mehr. Man konnte schon im Spielertunnel die Nervosität der Augsburger Spieler spüren. Der FCA ging in Führung, wir kassierten eine Rote Karte und eigentlich war alles schon angerichtet. Aber dann bekam das Spiel eine merkwürdige Wendung, erst bekam Mark Römer die Gelb-Rote Karte, in der 86. Minute schossen wir den Ausgleich und vier Minuten später sogar den Führungstreffer. Aber ein Jahr später gelang dem FCA ja souverän der Aufstieg.

Du hattest auch zwei Auslandsstationen, eine davon war etwas kurios.
Zypern! Ich war kurz davor, bei einem anderen zypriotischen Verein zu unterschreiben, bis ein Anruf von Ernst Middendorp kam, der Trainer bei Famagusta wurde. Ich habe dort ein paar Trainingseinheiten mitgemacht und Ernst hat mich überredet, dort zu unterschreiben. Aber leider wurde er kurz darauf entlassen und dann mussten auch einige Spieler gehen, unter anderem ich. (lacht)

2011 bist du ihm dann nach Südafrika zu Maritzburg United gefolgt. Eine Station, die dein Leben in eine andere Bahn gelenkt hat.
Absolut und da bin ich Ernst auch dankbar. Es war ein Jahr nach der WM 2010, die in Südafrika stattfand und überall entstanden damals tolle Stadien, die Infrastruktur war erstklassig. Ich habe mich schnell in dieses Land verliebt, seit 2014 lebe ich auch da und fühle mich superwohl.

„Es ist wichtig, die Kinder mal aus ihren Townships herauszuholen.“

Du hast dich dort beruflich selbständig gemacht.
Genau, ich bin Reiseveranstalter und organisiere Südafrika-Urlaube von A bis Z, angefangen vom Flug über die passende Unterkunft sowie individuell gestaltete Touren. Mir macht das sehr viel Spaß.
 
Aber es gibt auch eine andere Seite von Christian Alder. Du engagierst dich seit vielen Jahren für Jugendliche in Südafrika und hast die “We love Football Academy” gegründet.
Genau, 2016 habe ich meine Fußball-Akademie gegründet. Wir haben ganz klein angefangen und sind in dieser Zeit stetig gewachsen. Inzwischen haben wir unseren eigenen “Creativ Sports Center” eröffnet, ein kleines Trainingszentrum, ein Haus mit Klassenraum, Umkleidekabinen. Dort können die Kinder auch mittags essen. Wir gehen inzwischen auch in den Bildungsbereich, veranstalten Workshops, Ernährungsberatungen und andere Dinge. Wir wollen den Kindern so etwas wie Normalität vermitteln. Es ist wichtig, sie mal aus ihren Townships herauszuholen.

Wie wird denn alles finanziert?
Komplett über Spenden, ich habe inzwischen sehr viele Kontakte nach Deutschland, auch über meine Urlaubsgäste, Freunde, Bekannte und ein paar Organisationen. Ich arbeite u.a. mit einer tollen Foundation aus Hannover zusammen, auch die Augsburger Firma „Richter+Frenzel“ hat uns immer wieder unterstützt. Inzwischen bekommen wir sehr viel positives Feedback, auch das südafrikanische Fernsehen hat schon öfter über uns berichtet und Kinder aus dem ganzen Land wollen dabei sein.

Der Zeitaufwand muss immens sein?
Schon, aber unter der Woche gehen die Kids in ihre Schulen. Am gefährlichsten für sie sind die Wochenenden, wenn sie frei haben. Da sind sie eher empfänglich für Alkohol, Drogen und Jugendgangs.

Was hat es mit “Young Bafana” auf sich?
Young Bafana ist auch eine Charity-Organisation, die inzwischen aber mit Vereinsfußball begonnen hat. Wir teilen uns auf unserem Gelände zwei Sidecourts. Jetzt hat Young Bafana einen U18-Trainer gesucht und ich wurde gefragt, ob ich den Posten übernehmen könnte. Ich mache das jetzt seit einigen Wochen und es macht mir sehr viel Spaß.

Ist der Trainerjob im Profibereich auch eine Option für die Zukunft?
Ich habe 2018 die A-Lizenz gemacht und könnte mir das schon vorstellen, so ist das nicht. Aber nicht zu jedem Preis. Mir macht mein Job in der Reisebranche und die Arbeit in meiner Fußball-Akademie sehr viel Spaß, deswegen gehe ich ganz entspannt in meine Zukunft.

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Tags:
Stadionkurier