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Was macht eigentlich Benjamin Kern?

"Der FCA war für mich in jeder Hinsicht ein Glücksgriff!"

Verein 18.01.2022, 10:51

Von 2006 bis 2009 spielte Benjamin Kern dreieinhalb Jahre für den FC Augsburg. Im Stadionkurier spricht der 38-Jährige über seine Anfänge beim VfB Stuttgart, seine Zeit in Augsburg und das DFB-Pokal-Finale 2011, wo er mit dem MSV Duisburg dem FC Schalke 04 gegenüberstand.

Hallo Benny, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ganz relaxed zuhause.

Ich habe dich anscheinend gerade noch abgefangen, fliegst du nicht in den Urlaub?
Das stimmt, es geht mit dem Flieger Richtung Martinique und von dort aus mit dem Katamaran weiter nach Santa Lucia und nach St. Vincent und die Grenadinen.

Da klingt ziemlich abenteuerlich. Habt ihr einen Skipper engagiert?
Nein, wir segeln selber. Neben meiner Frau sind auch unsere Nachbarn dabei, wir haben alle die nötigen Bootsführerscheine und das jetzt schon einige Male gemacht. Letztes Jahr sind wir von den Bahamas aus zu den Exumas gesegelt. Gerade während Corona ist das eine gute Urlaubs-Alternative, denn um uns herum ist nur Wasser, wir meiden größere Ansammlungen und müssen nicht in Hotels übernachten.

"Beim VfB waren damals Kevin Kuranyi, Felix Luz und Angelo Vaccaro meine Teamkollegen."

Nach deiner Profi-Laufbahn hast du zusammen mit Tobias Willi, der für Freiburg und Duisburg gespielt hat, eine Firma gegründet. Existiert die heute noch?
Ja, aber in einer etwas anderen Form, die Investment-Firma gehört inzwischen mir und einem Geschäftspartner aus Augsburg, den ich aus meiner damaligen Zeit beim FCA kenne.

Du stammst aus der Jugend des VfB Stuttgart und hast dort sechs Jahre lang gespielt.
Genauer gesagt bis zur U17, beim VfB waren damals unter anderem Kevin Kuranyi, Felix Luz und Angelo Vaccaro meine Teamkollegen. Anschließend bin ich zur U19 des SSV Reutlingen gewechselt. Der Klub hat damals noch in der 2. Bundesliga gespielt und mir wurde dort die Perspektive geboten, mit den Profis trainieren zu dürfen.

2006 bist du vom SV Darmstadt 08 zum Zweitliga-Aufsteiger FC Augsburg gewechselt und die ersten drei Jahre liefen richtig gut für dich.
Der FCA war für mich in jeder Hinsicht ein Glücksgriff. Ich wurde auf Anhieb Stammspieler und auch sonst hat alles um mich herum gepasst. Ich bin in der Stuttgarter Region aufgewachsen und da fiel es mir sehr leicht, in Augsburg Fuß zu fassen, weil die Mentalität der Württemberger und der bayerischen Schwaben doch sehr ähnlich ist. Ich wäre auch gerne länger als vier Jahre geblieben, aber man hat eben im Fußballgeschäft nicht immer alles selbst in der Hand. Doch im Nachhinein muss ich sagen, dass es gut so war, wie es gekommen ist.

Insgesamt hast du 78 Spiele für den FCA in der 2. Bundesliga absolviert und dabei ist dir ein Treffer gelungen. Weißt du noch, gegen wen?
Klar, gegen meinen früheren Trainer in Darmstadt, Bruno Labbadia, mit dem ich heute noch gut befreundet bin. Er war damals Coach bei der SpVgg Greuther Fürth.

Genau, es war ein Heimspiel Ende 2007 und das Spiel endete 3:0.
Man muss ganz ehrlich sagen, dass meine Torausbeute jetzt nicht gerade die beste war, aber dafür habe ich bei den Assists geliefert. (lacht)

Über den Umweg RW Ahlen bist du zum MSV Duisburg gekommen. In einem Interview hast du einmal gesagt, dass es beim FCA familiärer zuging als beim MSV. Wie hast du das gemeint?
Als ich damals zu Duisburg gewechselt bin, war der MSV ein gefühlter Bundesliga-Klub, auch wenn man in der zweiten Liga spielte. Der Verein rangierte damals in der ewigen Bundesliga-Tabelle auf dem zwölften Platz, der MSV ist Gründungsmitglied der Bundesliga und das ganze Umfeld und die Geschäftsstelle war mindestens eine Nummer größer als in Augsburg. Der FCA ist auch ein Traditionsklub, aber zu dieser Zeit befand sich der Verein noch in einer Entwicklungsphase. Aber genau dieses Heimelige gefiel mir sehr.

„Ich glaube, dass der Abstiegszug ohne den FCA in Richtung zweite Liga abfährt.“

Mit den Zebras hast du 2011 sensationell das Finale im DFB-Pokal gegen Schalke 04 erreicht. Ich nehme mal schwer an, dass dieses Spiel in deinem persönlichen Karriere-Ranking ganz oben positioniert ist?
Definitiv, es war für mich als Zweitligaspieler ein absolutes Highlight, im DFB-Pokal-Finale in Berlin zu stehen. Ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern, als wir im ausverkauften Olympiastadion eingelaufen sind. Das war ein absoluter Gänsehautmoment.

Das Spiel endete 0:5, aber wenn man mal betrachtet, wer damals alles im Team der Knappen stand: Julian Draxler, Klaas-Jan Huntelaar, Benedikt Höwedes oder Raul - das sind alles Namen, die auf der Zunge zergehen.
Im Tor stand Manuel Neuer und Trainer war Ralf Rangnick, das war schon eine absolute Top-Mannschaft. Die Schalker haben verdient gewonnen, da besteht kein Zweifel, aber das Ergebnis fiel trotzdem etwas zu hoch aus.

Du hast über 200 Spiele in der 2. Bundesliga und der damals drittklassigen Regionalliga absolviert. Wie zufrieden blickst du auf deine Karriere zurück?
Der Sport hat mir sehr viel gegeben und ich blicke dankbar und zufrieden auf diese Jahre zurück. Ich bin niemand, der die Schuld bei anderen sucht oder nachkartet. Vielleicht hätte ich mit etwas mehr Glück auch in der Bundesliga spielen können, auf der anderen Seite wäre ich mit etwas Pech vielleicht auch nie in Augsburg gelandet.

Letztendlich musstest du deine Laufbahn als Sportinvalide beenden.
Meine Sprunggelenke haben zum Ende hin leider nicht mehr mitgemacht, ich hatte nach jedem Training Schmerzen und es hat einfach keinen Sinn mehr gemacht. Aber ich hatte schon mit Mitte Zwanzig einen Plan B und früh die Weichen für meine berufliche Zukunft gestellt. Meine neue berufliche Tätigkeit macht mir fast genauso viel Spaß und ich kann von mir behaupten, dass ich heute ein rundum zufriedener Mensch bin.

Hast du noch Kontakt nach Augsburg?
Nein, nicht wirklich, das ist jetzt schon so lange her, aber schon noch zum einen oder anderen Mitspieler wie etwa Felix Luz, Sebastian Becker oder auch Imre Szabics.

Hast du eigentlich jemals in der WWK ARENA gespielt?
Ja, aber nur als Gastspieler. (lacht)

Zwei Sätze zum FCA von heute...
Wer elf Jahre durchgehend in der Bundesliga spielt, der hat sehr viel richtig gemacht. Der FCA kämpft in dieser Saison erneut um den Klassenerhalt, der Vorteil ist aber, dass sie diese Situation kennen und viel Erfahrung im Abstiegskampf haben und auch nie in blinden Aktionismus oder Panik verfallen. Deswegen glaube ich auch, dass der Abstiegszug ohne den FCA in Richtung zweite Liga abfährt. (ws)

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Stadionkurier