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FCA-Fan Ayten Zweigle, eine der treuesten FCA-Anhänger überhaupt, präsentiert stolz ihre FCA-Jacke.

Was macht eigentlich Ayten Zweigle?

"Ich wurde sozusagen Tag und Nacht mit dem FCA konfrontiert"

Verein 13.02.2024, 09:07

Ayten Zweigle ist eine der treuesten Seelen überhaupt innerhalb der FCA-Familie. Ihr Vater hatte die legendäre FCA-Gaststätte Mohrenkopf in Oberhausen, wo in den 70er-Jahren nicht nur Helmut Haller Stammgast war, sondern viele andere Spieler auch. Seit über 50 Jahren ist sie dem Verein immer treu geblieben und auch heute noch bei fast jedem Spiel im Stadion live dabei.

Ayten, der FCA begleitet dich seit vielen Jahrzehnten. Woher rührt denn diese Liebe?
Das ist ganz leicht zu beantworten. Ich war gerade mal 17 Jahre alt, als mein Vater die Gaststätte Mohrenkopf in Oberhausen übernommen hat und natürlich musste ich dort mitarbeiten. Der Mohrenkopf war von vorne bis hinten durchseucht von FCA‘lern (lacht), anders kann ich es gar nicht sagen. Es gab praktisch keinen Gast, der nichts mit dem Klub zu tun hatte. 1972 spielte der FCA in der Bayernliga und die Jungs kamen jeden Dienstag und Donnerstag nach dem Training zum Essen. Die Türe flog auf, die komplette Mannschaft, inklusive Trainer und Funktionäre, nahm Platz und ich durfte sie bedienen. Der Eigentümer des Hauses, in dem sich der Mohrenkopf befand, war übrigens Sepp Neumaier. Er war quasi der Ziehvater von Helmut Haller und die Beiden hatten ein sehr enges Verhältnis. 

Es heißt, jener Sepp Neumaier sei damals hauptsächlich für die Rückkehr Helmut Hallers von Juventus Turin zum FCA verantwortlich gewesen …
Das war definitiv so, der Sepp hat da wirklich die Hauptrolle gespielt. Der Mohrenkopf hatte eine alte Fußballtradition und war auch schon die Heimat des FCA-Vorläufers BCA. Ich wurde sozusagen Tag und Nacht mit dem FCA konfrontiert, ob ich jetzt wollte oder nicht. Auch nach jedem Spieltag haben sich alle im Mohrenkopf getroffen, Schorsch Platzer, Peter Sievers, Schorsch Wieland, Paul Müller und wie sie alle hießen. Die hatten alle ihren eigenen reservierten Stuhl bei uns und von ihnen bekam ich immer meine Freikarten für die FCA-Heimspiele. Von da an war die Rosenau meine zweite Heimat. 

Noch bevor Helmut die Alpen in Richtung Augsburg überquerte?
Ja, aber ich kannte ihn bereits, weil er schon während seiner Zeit in Italien auf Heimatbesuch immer im Mohrenkopf zu Gast war. Als im Sommer 1973 bekannt wurde, dass er zum FCA zurückwechselt, hat das hier ein Erdbeben ausgelöst. Als er dann wieder in Augsburg wohnte, war er bestimmt drei Mal in der Woche im Mohrenkopf. Natürlich hatte er auch seinen eigenen Stuhl, er hat immer Johannisbeerschorle getrunken und bis in die Puppen Karten gespielt. Natürlich wollte ich irgendwann Feierabend machen, weil ich am nächsten Tag immer in die Schule musste. Einmal hat er mir angeboten, mich am nächsten Morgen in die Schule zu fahren und er stand tatsächlich auch um 7.30 Uhr mit seinem braunen Porsche vor meiner Haustüre.

Da haben deine Mitschüler wahrscheinlich große Augen gemacht.
Das kannst du dir ja vorstellen (lacht). 

Du warst ein junges, attraktives Mädchen, hat da nicht der eine oder andere Kicker ein Auge auf dich geworfen?
Das kann sein, aber die haben sich immer tadellos benommen. Ich weiß noch, dass ich das allererste Mal, als ich ausgehen durfte, mit der Mannschaft im „Jet Set“ gewesen bin, das war eine neue Diskothek in Augsburg. Die Spieler hatten meinen Vater gefragt, ob sie mich mitnehmen dürften, haben aber eine Abfuhr bekommen. Erst als Trainer Kurt Schwarzhuber versprach, dass alle auf mich aufpassen würden, durfte ich mit. Die Saison 1973/74 war also ein echter Traum und seitdem begleite ich den FCA nun schon.

Wie hast du die schwärzeste Zeit der Vereinsgeschichte erlebt? 
Du meinst sicher, als 1999 der Hauptsponsor Infomatec pleiteging und der FCA in die viertklassige Bayernliga zwangsabteigen musste. Ich war in meinem Laden und im Radio kam die Nachricht, dass der FCA pleite sei. Ich hatte Angst, dass der Verein nun ganz von der Bildfläche verschwinden würde, und in diesem Moment musste ich weinen. Das war für mich eine ganz schlimme Zeit. Der damalige Manager Fritz Bäuml wohnte in Stadtbergen und fuhr immer an meinem Geschäft vorbei. Er wusste, dass ich ein großer FCA-Fan bin, und hat mir immer wieder berichtet, wie schlecht es um den Verein steht. Es war überhaupt kein Geld da, nicht mal mehr für Kopierpapier. Das waren Zeiten, die kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Man konnte über Bäuml denken, was man will, aber er hat es damals geschafft, mit Gino Lettieri einen Trainer und bis zum Saisonstart sogar eine Mannschaft zu präsentieren.

Dann kam Walther Seinsch und mit ihm die Rettung. Du hattest lange Zeit einen Schreibwarenladen in der Augsburger Straße in Pfersee, wo er Stammgast gewesen ist. Wie hast du ihn gerade in der ersten Zeit wahrgenommen?
Zu ihm hatte ich einen engen Kontakt. Er hat mir viele Dinge erzählt, auch vertrauliche, aber ich habe immer dichtgehalten. Er hatte von Beginn an große Pläne und in den ersten Wochen fragte ich mich, was der Spinner hier eigentlich vorhätte? Weiß er eigentlich, dass er in Augsburg ist und nicht auf Schalke?

"Mein Laden war sozusagen der erste FCA-Fanshop"

Wie hast du ihn kennengelernt?
Meine Tochter hat damals in der AZ-Sportredaktion gearbeitet. Sie hatte den Auftrag, von seinem ersten öffentlichen Auftritt zu berichten. Das war ausgerechnet im Mohrenkopf, natürlich bin ich mitgegangen. Es hatten sich maximal 20 Leute im Nebenzimmer versammelt und Seinsch hat seine Pläne vorgestellt. Das war mir ziemlich suspekt, er hat nämlich da schon von einem neuen Stadion gesprochen. In diesem Moment hatte ich das Bedürfnis mich zu verkriechen, ich habe mich unwohl gefühlt, weil er so große Ziele hatte. Anschließend bin ich aber mit ihm ins Gespräch gekommen und so haben wir uns kennengelernt. Daraufhin kam er fast jeden Tag bei mir im Laden vorbei und hat sich seine Zeitung gekauft. 

Dein Geschäft war gerade in den Anfangszeiten, wo alles noch sehr improvisiert war, einer der ersten Shops, in dem es FCA-Fanartikel zu kaufen gab.
Mein Laden war sozusagen der erste FCA-Fanshop (lacht). Ich habe von meinen Kunden Bestellungen gesammelt, die Sachen dann im Stadion gekauft und weitergegeben. Mir ging es nie um Profit, ich war einfach glücklich, wenn die Leute FCA-Fanartikel trugen. Später habe ich das Merchandising dann auch auf Kommission verkauft. Und ich hatte immer Mitgliedschafts-Formulare an der Theke und habe die Leute oft darauf angesprochen. Pfersee war schon immer ein FCA-Loch, aber es gab auch andere Kommentare: „Frau Zweigle, sie werden doch nicht zu diesem Grattlerverein gehen“. Wenn ich heute so zurückblicke, dann denke ich mir immer, was wir dem „Spinner“ Walther Seinsch eigentlich alles zu verdanken haben.

Ende der 90er-Jahre bist du mir zum ersten Mal bei einem Heimspiel auf der Haupttribüne aufgefallen. Frauen in der Rosenau waren damals so rar wie ein Bierzelt in Pjöngjang.
Das stimmt, ich war auch immer mit meinen zwei Töchtern im Stadion, was zu dieser Zeit ziemlich ungewöhnlich war. Die Leute dachten immer, ich sei geschieden oder verwitwet, was aber nicht der Fall war, mein Mann hatte einfach keine Lust, ins Stadion zu gehen. Ich hatte mein Geschäft samstags immer bis 14.00 Uhr geöffnet und bin anschließend gleich weiter in die Rosenau. Mein Mann wollte oft, dass ich nach Hause gehe und mich ausruhe, aber wenn der FCA spielte, konnte ich nicht nur herumsitzen. Wenn ich nicht hingehe und ein paar andere auch nicht mehr, dann ist bald gar keiner mehr da, habe ich immer zu ihm gesagt. 

Und auch heute noch bist du regelmäßig im Stadion.
Ja, daran hat sich bis heute nichts geändert, warum auch? Ich bin bei jedem Heim- und fast bei allen Auswärtsspielen dabei und solange ich fit bin, wird das auch so bleiben.

Du bist Mitglied beim Fanclub Augsburger Jungs.
Ich kenne die Jungs und Mädels jetzt schon alle seit Anfang 2000 und vor zehn Jahren haben sie mir dann angeboten, ihrem Fanclub beizutreten. Das hat mich so gefreut, weil ich die alle so mag, das hat wirklich etwas von Familie. Und es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass ehemalige Jungs jetzt gestandene Familienväter sind, immer noch ins Stadion gehen und jetzt auch ihre Kinder mitnehmen.

Und was denkst du dir heute über den FCA?
Ich muss immer daran denken, wo wir waren und wo wir jetzt stehen. Wir haben ein eigenes Stadion, ein tolles NLZ, wir spielen seit 13 Jahren in der Bundesliga und waren sogar in der Europa League. Heute sitzt Michael Ströll beim Doppelpass, Markus Krapf ist Präsident und der Verein ist immer noch familiär geblieben. Das macht mich stolz, da geht mein Herz auf. (ws)

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