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Claus Schromm spricht in ein Mikrofon.

Schromm: "Der Spieler steht im Mittelpunkt unserer Ausbildung"

Interview über das Jahr 2025

Nachwuchs 22.12.2025, 13:00

Claus Schromm, Cheftrainer Nachwuchs beim FC Augsburg, spricht im Interview über das sportliche Jahr 2025, die enge Verzahnung mit den Profis sowie mutige Wege und gibt einen Ausblick auf die zweite Hälfte der Saison.

Claus, wenn du dem Jahr 2025 nur ein Wort geben dürftest – welches wäre das?
Schromm: Entwicklung.

Wie hat sich diese Entwicklung hier an der Paul-Renz-Akademie bemerkbar gemacht?
Schromm: Viele Dinge, die wir in der Spielzeit 2024/25 angestoßen haben, wurden auch über den Saisonwechsel konsequent fortgeführt und weiterentwickelt. Man kann das Jahr wirklich als einheitlichen Prozess sehen. Dabei kommen wir immer stärker dahin, was unser Kernanliegen ist: Der Spieler steht im Mittelpunkt der Ausbildung, daran arbeiten wir alle gemeinsam. Und dieses „gemeinsam“ ist uns wichtig: Es gilt nicht für einzelne Mannschaften, Spieler oder Trainer, sondern über alle Entwicklungs- und Ausbildungsbereiche hinweg, zusammen mit allen Trainern und Mitarbeitenden.

Gleich im Januar gab es aus Nachwuchssicht ein Highlight: das Bundesliga-Debüt von Eigengewächs Noahkai Banks. Welchen Stellenwert haben solche Momente für das NLZ?
Schromm: Einen fundamentalen. Am Ende ist das der Grund, warum wir alle jeden Tag hierherkommen: Wir wollen die Jungs auf ihrem Weg begleiten. Am schönsten ist es natürlich, wenn ein Talent aus unserer Akademie in der WWK ARENA für den FCA aufläuft. Dass das Jahr mit einem Debüt so begonnen hat, war großartig.

Im Frühjahr folgte der Einzug der U17 ins Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft. Wie ordnest du das ein?
Schromm: Das war ein großer Erfolg und eine tolle Erfahrung für Spieler wie Mitarbeitende. Dort sind wir gegen Hoffenheim dann zwar klar und völlig verdient ausgeschieden (0:5, Anm. d. Red.), aber auch das hatte Positives: Solche Spiele zeigen, wo bundesweit die Benchmark liegt. Mit Blick auf die nun anstehende Liga A sind wir dieses Jahr schon besser gerüstet – und freuen uns natürlich wieder auf solche absoluten Highlights.

Die U23 hat im Sommer wieder einen großen Umbruch erlebt. Zehn Spieler sind zu anderen Vereinen gewechselt. Juan Cabrera hat es in die 2. Bundesliga geschafft, Aiman Dardari hat sich für die eigenen Profis empfohlen und schon Bundesliga-Einsätze gesammelt. Tobias Strobl trainiert nun einen Drittligisten. Wird der FCA damit seiner Rolle als Ausbilder für den deutschen Profifußball gerecht?
Schromm: Wir haben damit begonnen, diesen Weg konsequent zu gehen. Da gibt es keine feste Benchmark, bei der man sagt „Ziel erreicht“ – nach oben muss das Tor immer offen bleiben. Man sieht aber, dass sich bei uns nicht nur Spieler, sondern auch Mitarbeitende gut entwickeln können: Trainer, Athletik, Physiotherapeuten. Wenn man in den vergangenen Wochen beim Profitraining an der WWK ARENA zugeschaut hat, dann standen dort acht Mitarbeitende aus unserer Akademie auf und neben dem Platz – plus viele Nachwuchsspieler. Es freut uns sehr, wenn jemand aus dem FCA-Nachwuchs intern den nächsten Schritt macht oder einige auch extern den Sprung in den Profifußball schaffen.

Zurück zu U23: Der Blick auf die aktuelle Tabellensituation ist zwar durch ausstehende Nachholspiele verzerrt, aber dennoch nicht angenehm – wie bewertest du die Situation?
Schromm: Zufrieden ist mit Platz 15 natürlich keiner. Angesichts unseres Kaders passt die Platzierung nicht zu unserem Anspruch. Wir sind aber sehr mutig mit einem sehr jungen Team in die Saison gegangen. Es gab Spiele, in denen wir bis zu fünf U19-Spieler in der Startelf hatten. Das ist für die Jungs wichtig und entspricht klar unserer Ausrichtung, gleichzeitig ist es aber auch eine große Herausforderung: 4. Liga, Herrenfußball. Da haben wir viel Lehrgeld bezahlt. Zum Wintertrainingsauftakt wird unser Kader durch die Rückkehr von Langzeitverletzten breiter und routinierter als im Juni aussehen.

Die U19 hat sich vor ein paar Wochen quasi in letzter Minute noch für Liga A der DFB-Nachwuchsliga qualifiziert. Wie blickst du auf die Vorrunde zurück?
Schromm: Rein ergebnisorientiert war der Start schwierig. Spielerisch hat die Mannschaft – mit Ausnahme des Spiels bei Bayern und dem Heimspiel gegen Ulm – aber sehr gut performt, nur anfangs zu wenig gepunktet. Mit den letzten vier Siegen haben sich die Jungs den verdienten zweiten Platz und den Einzug in Liga A geholt. Und wir sind dadurch im DFB-Pokal 2026/27 dabei, auch das ist ein wichtiger Baustein.

Die U17 hat in 14 Spielen sage und schreibe 45 Tore erzielt und sich Platz 1 ihrer Vorrundengruppe gesichert. War das so zu erwarten?
Schromm: Der 2009er-Jahrgang ist mittlerweile sehr harmonisch und rund zusammengestellt. Wir haben viele unterschiedliche Spielertypen, die sich gegenseitig tragen. Zwei Mal Hoffenheim zu schlagen, ist definitiv keine Selbstverständlichkeit und zeigt, dass sich etwas entwickelt – auch wenn man das nie nur am Gegner und Ergebnissen festmachen sollte.

Auf beide Teams warten nun attraktive Gegner in ganz Deutschland. 
Schromm: Das werden insgesamt zwanzig absolute Topduelle. Wir treffen auf Gegner, die wir so noch nie hatten: Schalke, Leverkusen, Gladbach, Wolfsburg, dazu lange Auswärtsfahrten etwa nach Kiel. Diese Reisen mit Übernachtungen, das andere Spieltempo, die anderen Spielkulturen – das sind alles wichtige Erfahrungen für die Jungs. Wir spielen nicht mehr nur gegen Teams aus dem Süden, sondern messen uns bundesweit. 

Bei den Weihnachtsfeiern in der WWK ARENA hast du erwähnt, dass die aktuellen U19-Spieler im Schnitt schon 6,5 Jahre, also in ihrer siebten Saison, im Verein sind. Was sagt das aus?
Schromm: Das ist ein Ausrufezeichen. Einige Spieler sind sogar schon zehn oder elf Jahre hier, seit der U9 oder der U10. Es zeigt, dass der FCA zu seinen Talenten steht. Wir wollen keine hohe Fluktuation – weder bei Spielern noch bei Mitarbeitenden. Entscheidet man sich für einen Spieler, dann geht man mit ihm möglichst lange den Weg. Stabilität und Klarheit sind für uns Grundwerte.

In den vergangenen Wochen ist hier im Haus oft der Begriff „Eigenverantwortung“ gefallen. Was steckt dahinter?
Schromm: Wir wollen unsere Spieler breiter aufstellen – nicht nur fußballerisch, sondern in ihren gesamten Kompetenzen. Sie sollen nicht nur konsumieren und sich „bespielen lassen“, sondern aktiv agieren: auf dem Platz, im Training, davor und danach. Das heißt: selbstbewusst mit Trainern zum Beispiel über Trainings- und Spielpläne sprechen, in der Gruppe vorangehen, sich eigenständig um die Wochenplanung kümmern. Wir wollen sehen: Will der Spieler wirklich an seinen Themen arbeiten – oder wartet er nur, bis etwas für ihn geplant wird?

In den letzten Monaten durften 24 Talente in Testspielen der Profis ran, eine kleinere Gruppe trainierte kürzlich sogar über eine Woche hinweg komplett am Stadion. Was macht das mit den Spielern?
Schromm: Das ist für die Jungs die Erfüllung eines Traums. Die Zahl spricht für sich: Wer gesund ist und gut Fußball spielt, hat bei uns eine realistische Chance, oben reinzuschnuppern. Es ist fast schwer, das zu verhindern. Gleichzeitig müssen wir sensibel dosieren, wen wir wann und wie oft hochziehen – da stehen wir im engen Austausch, gerade auch mit Alexander Frankenberger als Leiter des Fachbereichs Fokusspieler.  

Alexander Frankenberger und Fabio Leutenecker sind für die letzten drei Spiele vor der Winterpause in den Trainerstab der Profis aufgerückt. Aber auch viele andere Trainer durften in dieser Saison wochenweise an der WWK ARENA hospitieren.
Schromm: Genau, jeder Cheftrainer unserer U-Teams und dazu mehrere Co-Trainer konnten bei den Profis reinschnuppern. Das Feedback war einhellig positiv. Sie waren nicht nur Zaungäste, sondern mitten im Geschehen und aktiv eingebunden: in Besprechungsräumen, im Trainerbüro, am Platz. Solche Erfahrungen sind Gold wert. Wenn wir unsere Mitarbeitenden fördern, partizipieren am Ende auch unsere Spieler.

Zum Abschluss wagen wir einen Ausblick. Mit welcher Emotion gehst du in die zweite Saisonhälfte?
Schromm: Mit großer Vorfreude.  

Kannst du das ausführen?
Schromm: In der U23 bin ich felsenfest überzeugt, dass wir ein anderes Gesicht zeigen werden: stabiler, effizienter, erwachsener. Die Lehren aus der Hinrunde wollen wir sichtbar auf den Platz bringen. Die U19 und U17 haben ein super Fundament und jeweils zehn absolute Highlight-Spiele vor der Brust. Ob es dann fürs Achtelfinale oder mehr reicht, wird man sehen. Die Mannschaften darunter spielen alle eine sehr ordentliche Runde. Wichtiger als Tabellenplätze ist für uns überall, aber vor allen bei den jüngeren Teams: Die Jungs sollen Fortschritte machen und alle möglichst gleichmäßig auf ihre Einsatzzeiten kommen. Und wenn ich im Dezember 2026 das Jahr wieder mit dem Begriff „Entwicklung“ beschreiben kann, dann sind wir auf dem richtigen Weg.
 

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