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Was macht eigentlich Timo Wenzel?

"Die Spiele gegen Sechzig in der Allianz Arena werde ich nie vergessen!"

Verein 25.10.2022, 10:15

Timo Wenzel kam 2006 vom 1. FC Kaiserslautern zum frischgebackenen Zweitliga-Aufsteiger FC Augsburg, mit dem er in der ersten Saison einen sensationellen 7. Platz belegen konnte. Nach seiner aktiven Laufbahn als Spieler wechselte der gebürtige Ulmer auf die Trainerbank. Dort coachte er Teams wie die U23 der SV Elversberg und des 1. FC Schweinfurt 05. Mit dem FC Homburg steht er aktuell auf dem 2. Platz in der Regionalliga Südwest. Jetzt stellte sich Wenzel den Fragen im Stadionkurier vor Leipzig.

Servus Timo, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Wir hatten heute Morgen um 10.00 Uhr Training, am Abend steigt dann unsere erste Partie im Saarland-Pokal gegen die SG Bostalsee. Jetzt bin ich zuhause, habe zu Mittag gegessen und dann beginnen auch schon die Vorbereitungen für das Spiel.

Was gab's denn Leckeres, wenn ich fragen darf.
Du darfst (lacht). Es gab Fisch mit Gemüse und eine kleine kalte Cola Zero dazu.

Training um 10.00 Uhr Vormittag, ist das dem Pokalspiel geschuldet oder arbeitet ihr unter Vollprofi-Bedingungen?
Wir haben drei Studenten im Team und zwei Schüler, die dieses Jahr noch das Abitur machen, aber ansonsten konzentrieren wir uns alle voll auf Fußball. 

Erst vor ein paar Tagen fand das Spitzenspiel der Regionalliga Südwest deines FC Homburg gegen den SSV Ulm statt, also Erster gegen Zweiter. Die Spatzen konnten das Match für sich entscheiden, hast du deine Wunden bereits geleckt?
Ja, wir haben das Spiel leider verloren und da hatte ich auch echt dran zu knabbern. Wir hatten eine tolle Kulisse mit über 3.000 Zuschauern, aber die Ulmer haben uns von Beginn an unter Druck gesetzt und uns mit ihrer Spielweise auch etwas den Schneid abgekauft. Letztendlich haben wir uns die Dinger dann aber selbst reingehauen und das Spiel durch individuelle Fehler verloren. In der Halbzeit stand es bereits 0:3. Wir sind zwar noch einmal zurückgekommen und haben das 1:3 gemacht, waren am Drücker und beinahe wäre uns das 2:3 gelungen. Aber der Ball ging an den Pfosten, wir kassierten eine Gelb-Rote Karte, das hat uns den Rest gegeben. Am Ende hat uns Ulm dann mit einem Konter zum 1:4 den Stecker gezogen. 

Wusstest du eigentlich, dass dein Ulmer Trainerkollege Thomas Wörle aus der Jugend des FCA stammt und sogar zwei Jahre bei den Senioren gespielt hat?
Ja klar, den Tom kenne ich schon sehr lange, auch aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart, die Fußballwelt ist ja auch nicht all zu groß. 

Du stammst aus der Ulmer Gegend und hast beim SSV das Fußball-Einmaleins gelernt.
Bis zur U17 habe ich beim SSV Ulm gespielt, danach bin ich zur U19 des VfB Stuttgart gewechselt.

"Wir wurden damals als die jungen Wilden tituliert"

Dort hattest du auch die längste Phase deiner Laufbahn, die Reise führte von den Junioren zur U23 und von dort ins Profiteam. 
Genau so war es, nach der Jugend folgten zwei Jahre bei der U23 und unter Felix Magath habe ich den Sprung ins Profiteam geschafft. Er hat gleich fünf Spieler hochgeholt, wir wurden damals als die jungen Wilden tituliert. Ich habe Champions League und Europa League gespielt und für den VfB und Kaiserslautern insgesamt 106 Bundesliga-Spiele bestritten. 

Niederlage hin oder her, du bist jetzt in der zweiten Saison Trainer beim FC Homburg und der Klub ist unter deiner Führung zu einer Spitzenmannschaft gereift. Was ist euer Matchplan?
Der Matchplan ist es, oben mitzuspielen. Ich kam vor 18 Monaten hierher, damals war der FCH auf dem 8. Platz und wir haben uns kontinuierlich gesteigert. Letzte Saison sind wir auf dem 5. Platz gelandet, derzeit stehen wir auf dem 2. Tabellenplatz. Ulm ist dieses Jahr extrem stark, sie wären schon letztes Jahr beinahe aufgestiegen. Wir haben in dieser Saison 14 Neuzugänge zu integrieren, das dauert einfach seine Zeit und dafür stehen wir schon sehr gut da. Wir wollen einfach bis zum letzten Spieltag so weit oben wie irgendwie möglich mitspielen. 

Der FC Homburg ist ein Traditionsklub, der sogar schon in der Bundesliga gespielt hat. Der Verein liegt geographisch gesehen im Schwitzkasten zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Saarbrücken.  
Man darf die SV Elversberg nicht vergessen. Dort wird seit Langem viel investiert, sie sind aktuell Tabellenführer in der 3. Liga. Elversberg hat einen großen Support durch die Firma Ursapharm, die mit ihrem Produkt Hylo Care sogar Platinpartner des FC Bayern München ist. Aber ich will nicht jammern, auch wir stehen wirtschaftlich nicht schlecht da und sind inzwischen auch auf einem sehr guten Weg. 

Die SV Elversberg war nicht nur der letzte Klub deiner Profilaufbahn?
Das ist richtig, die SVE war für mich Ende und Anfang gleichzeitig. Nach meiner aktiven Zeit als Fußballer wurde ich dort Trainer der U23. 

Dein aktueller Klub sorgte in der Saison 1986/87 durch einen ungewöhnlichen Brustsponsor für bundesweites Aufsehen. Der DFB war not amused und drohte mit Punkteabzügen und anderen Konsequenzen.
(Lacht) Du meinst die „London Kondome“. Ja, damit haben die Homburger damals für bundesweites Aufsehen gesorgt. Da Homburg in den 80ern und 90er Jahren Bundesliga und 2. Bundesliga gespielt hat, ist natürlich auch ein gewisses Anspruchsdenken zu spüren. Die Erwartungshaltung ist groß und deswegen ist es für meine Spieler manchmal auch nicht ganz einfach

Kannst du dich eigentlich noch daran erinnern, als es als Spieler im Jahr 2006 für dich zum FC Augsburg ging?
Klar, mein Vertrag in Kaiserslautern lief aus und da kam das Angebot des FCA gerade zum richtigen Augenblick. Ich kannte die Stadt durch einige Freunde dort gut, deswegen wollte ich unbedingt hin, auch die Nähe zu meinem Heimatort hat da eine Rolle gespielt. Es wurden zwei Jahre und ich mache keinen Hehl daraus, dass ich gerne auch länger geblieben wäre. Wir haben in der Saison 2006/2007 als frischgebackener Aufsteiger immerhin den 7. Platz erreicht und die Spiele gegen 1860 München, egal ob in der Rosenau oder in der Allianz Arena waren immer außergewöhnlich. Allen voran natürlich das erste Spiel dort, das wir 3:0 gewonnen haben. Damals waren in der ausverkauften Münchner Arena fast 40.000 Zuschauer aus Augsburg da. So etwas vergisst man nicht.

Einer, der 2008 für die Löwen aufgelaufen ist, ist heute im FCA-Kader. Kommst du drauf, wer es ist?
Lass mich überlegen ... Hm ... Nein, ich komme nicht drauf.

Julian ...
... Baumgartlinger, genau! Jetzt klingelt es wieder. Ich erinnere mich eher daran, dass mir bei diesem Spiel in der zweiten Halbzeit auch ein Freistoßtreffer gelungen ist.

Anschließend hast du da gespielt, wo andere Urlaub machen.
Diese vier Jahre in Griechenland und auf Zypern waren wirklich toll. Mit Omonia wurde ich in Zypern Meister und gerade das Derby Omonia gegen Apoel hat es wirklich in sich. Das Stadion brennt regelrecht und die Atmosphäre ist unbeschreiblich. Ich habe mich dort sehr wohlgehfühlt und auch viele neue Freundschaften geschlossen.

"Ich verfolge meine Ex-Klubs mit großem Interesse"

Bist du eigentlich noch auf dem Laufenden, was den FCA betrifft?
Klar, ich verfolge meine Ex-Klubs mit großem Interesse und ich freue mich für den FCA, dass er jetzt wieder in die Spur gekommen ist. Mein letztes Spiel in der WWK ARENA ist allerdings schon einige Jahre her. Ich kann mich an diese Partie noch sehr gut erinnern, es war im Januar 2020, als Erling Haaland sein erstes Spiel für den BVB bestritt. Wer dabei war, wird sich ebenfalls noch gut daran erinnern.

Ich spüre einen Stich in meinem Herzen …
Es stand 3:1 für den FCA, Haaland wurde in der 59. Minute gewechselt und innerhalb weniger Minuten konnte er drei Tore erzielen.

Das Spiel endete 3:5. Ein Wort zur aktuellen Situation beim FCA.
Ich finde es toll und auch mutig, dass der FCA mit Enno Maaßen einen jungen Trainer verpflichtet hat. Ich freue mich für ihn, dass es nach einem holperigen Start jetzt läuft. Im Prinzip ist es ja immer das Gleiche, der FCA wird vor der Saison als einer der Abstiegskandidaten gehandelt und letztendlich strafen sie ihre Kritiker immer wieder aufs Neue. Der Klub wird auch diese Saison sein Ziel wieder erreichen. Und ich freue mich auch sehr, dass mit Markus Krapf, den ich ja noch aus meiner Zeit beim FCA kenne, ein echter Augsburger Präsident geworden ist. (ws)

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