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Was macht eigentlich Joachim Goldstein?

"Das war eine super Truppe mit Grahammer, Hochstätter, Bunk und Aumann"

Verein 23.02.2021, 09:47

Mit der deutschen U18-Nationalmannschaft wurde Joachim Goldstein 1981 Europameister, für den FCA spielte er bereits in der Jugend sowie später in der 2. Bundesliga. Im Stadionkurier spricht der 58-Jährige über seine Zeit beim FCA, dem EM-Titel und ein Telefonat mit Uli Hoeneß.

Hallo Joachim, wo habe ich dich gerade erreicht?
In Füssen! Ich blättere gerade gemütlich durch die Zeitung und natürlich bin ich beim Sportteil hängengeblieben.

Was treibst du in Füssen? Urlaub?
Nein, ich besitze schön länger eine Wohnung im Allgäu und habe inzwischen mein Wochenenddomizil zum Hauptwohnsitz umfunktioniert. Aber ich bin noch regelmäßig einmal in der Woche in Augsburg.

Das klingt, als hättest du dich beruflich zur Ruhe gesetzt.
Genauso ist es, ich habe meinen Betrieb, eine Metzgerei mit Partyservice, verkauft und genieße im Moment das Leben mit Schwimmen, Radeln, Bergsteigen und Langlaufen im Allgäu.

Daher also deine beneidenswerte Figur…
Ja, ich bin topfit und habe immer noch das gleiche Gewicht wie zu meiner aktiven Zeit als Profi. Aber vom Zweikampfsport bin ich jetzt eben auf Ausdauersport umgestiegen.

Spulen wir die Zeit einmal etwas zurück. Was sagt dir der 3. Juni 1981?
Das könnte der Tag sein, an dem ich Europameister geworden bin. (lacht)

Genau, an diesem Tag war das Finale der U18-Europameisterschaft, Deutschland gegen Polen. Das Endspiel fand im Düsseldorfer Rheinstadion vor 56.000 Zuschauern statt. Ihr habt 1:0 gewonnen.
Ja, die EM war damals in Deutschland und die Spiele auf Schalke und in Dortmund waren allesamt ausverkauft. Damals herrschte ein regelrechter Hype um die U18, wir waren vor dem Turnier 25 Spiele lang ungeschlagen und haben Testspiele gegen Drittligisten mit 7:0 gewonnen. Das sagt schon viel über die Stärke dieser Mannschaft aus. Ein großer Vorteil war der große Bayern-Block im Team, wir kannten uns alle von der Bayernauswahl und von Länderturnieren und waren deshalb ein eingespielter Haufen.

Im Team damals waren auch Leo Bunk und Ralf Loose, beide wie du mit einer FCA-Vergangenheit.
Mit Leo Bunk habe ich schon bei den B-Junioren beim FCA gespielt und Ralf Loose war bekanntlich 2007/08 Trainer beim FCA. Heute coacht er den FC Winterthur in der Schweiz.

Auch das Halbfinale war ein echter Thriller, ihr habt 4:3 nach Elfmeterschießen gewonnen.
Das habe ich noch gut in Erinnerung, weil ich da auch ein bisschen gezittert habe. Ich wäre beim Elfmeterschießen als Sechster dran gewesen, aber Gott sei Dank haben wir das Ding schon vorher klargemacht.
 
War diese EM dein größtes Erlebnis als Fußballer?
Ja, auf jeden Fall und es war ein unheimlich schönes Erlebnis. Aber ein echtes Highlight war es auch, als ich mit 15 Jahren als Spieler des TSV Kriegshaber in die Schülernationalmannschaft berufen wurde.

Vom TSV Kriegshaber in die Nationalmannschaft. Wie ist so etwas möglich?
Das war ein langer Weg. Zuerst wurden wir in der Augsburger Sporthalle gecastet, dann führte die Reise über die Stadt-, in die Kreis-, Bezirks- und Bayernauswahl, bis ich letztendlich in der Nationalmannschaft angekommen bin. Ich habe erst kürzlich die Unterlagen von der Schülernationalmannschaft herausgekramt, kein einziger Spieler kam von einem Bundesligisten. Das ist heute alles unvorstellbar.

„Ich dachte, da will mich jemand auf den Arm nehmen, aber zu meiner Überraschung war Uli Hoeneß tatsächlich am Apparat.“

Allerdings. Der Weg zum FCA wurde dadurch natürlich kurz.
Ja, es dauerte dann auch nicht lange, bis ich bei den B-Junioren vom FCA gelandet bin. Wir waren damals eine echt super Truppe mit Grahammer, Hochstätter, Bunk und Aumann im Tor. Wir haben sogar das Finale um die Deutsche Meisterschaft in Berlin erreicht, sind dort aber leider gegen Blau-Weiß 90 Berlin im Elfmeterschießen gescheitert. Heiner Schuhmann, der damalige Trainer der Profis, hat mich dann als A-Juniorenspieler bereits immer wieder in der 2. Bundesliga eingesetzt.

1982 bist du nach Giesing zu 1860 gewechselt. Warum hat man so ein großes Talent ziehen lassen?
Bei meiner Vertragsunterzeichnung hatte 1860 noch in der Bundesliga gespielt. Sie haben dann aber leider am letzten Spieltag den Klassenerhalt vergeigt. Der FCA hatte damals anscheinend kein großes Interesse an seinen Talenten. Ich bin zum damaligen Präsidenten Hartmann gegangen und habe ihn über das Interesse von 1860 München informiert. Er hat nur gemeint, wenn die Ablösesumme passt, kann ich gehen.

Du hast bei den Löwen mit Rudi Völler gespielt. Es wurden acht zum Teil turbulente Jahre.
Es waren schöne, aber auch bittere Jahre und ich habe in dieser Zeit insgesamt 14 Trainer erlebt. Wie gesagt, erst kam der Abstieg in die 2. Bundesliga und dann wurde dem Verein ein Jahr später auch noch die Lizenz entzogen und es ging direkt in die dritte Liga runter. Da ist es klar, dass man nie in ein ruhiges Fahrwasser kommen kann.  Aber der Verein lebt bis heute von seinen fanatischen Anhängern. Egal in welcher Liga, die Fans waren immer da.

Um ein Haar wärst du sogar beim FC Bayern gelandet. Stimmt es, dass du einen Termin mit Uli Hoeneß hast verstreichen lassen?
Was du alles weißt. (lacht) Das stimmt tatsächlich. Uli Hoeneß hat bei uns in der Metzgerei angerufen und wollte mich sprechen. Ich dachte, da will mich jemand auf den Arm nehmen, aber zu meiner Überraschung war er tatsächlich am Apparat. Der FCB wollte auch Raimond Aumann und hat uns beide zum Gespräch in die „Sieben-Schwaben-Stuben“ am Königsplatz eingeladen.

Und warum bist du nicht hin?
Mein Vater wollte es nicht, er hatte auf mich als seinen Nachfolger in unserem Metzgereibetrieb gesetzt. So ist es später 1860 geworden. Aber wenn ich zurückdenke und sehe, was für eine Karriere der Aumann hingelegt hat, dann bereue ich es heute schon. Einen Versuch wäre es allemal wert gewesen, aber ich bin auch so ein zufriedener Mensch.

1989 bist du wieder zum FCA zurückgekehrt.
Nach acht Jahren und zwei verpassten Aufstiegsrunden war die große Motivation bei 1860 einfach nicht mehr da. Zu dieser Zeit war Peter Eiba zusammen mit Helmut Haller beim FCA am Drücker und wollte eine neue Mannschaft mit Perspektive aufbauen, erstes Ziel war der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Das fand ich verlockend und so konnte ich auch wieder in unserem Familienbetrieb einsteigen. Aber anscheinend habe ich die Turbulenzen von Giesing mit nach Oberhausen gebracht, wir haben den Aufstieg leider knapp verpasst.

Danach ging deine Reise weiter zum TSV Schwaben Augsburg.
Nach dieser Saison endete das Gastspiel von Eiba und die damaligen FCA-Verantwortlichen wollten seine Mannschaft nicht übernehmen. So bin ich noch drei Jahre zum TSV Schwaben gegangen, bis mich ein Wadenbeinbruch gestoppt hat. Meine letzte Station war der SV Pipinsried. Gut ist, dass meine Knie von Verletzungen verschont geblieben sind, ich kann heute noch beschwerdefrei Sport treiben.

Deinen Einsatz in der FCA-Traditionself hast du mit dem Satz ”Ich höre lieber auf, bevor etwas passiert” beendet.
(lacht) Ja, das stimmt. Wenn ich Sport mache, dann richtig. Meine Devise lautete immer ”hart, aber fair”. Aber zum Ende hin war es auch schwer, immer alles mit dem Berufsleben zu vereinbaren.

Wie ist die Liebe zwischen dem FCA und 1860 verteilt?
Natürlich sympathisiere ich mit beiden Teams. Mehr zu verdanken habe ich aber dem FCA und den Trainern. Ich habe in tollen Teams gespielt, hatte eine superschöne Jugendzeit und mit Heiner Schuhmann jemanden, der mich sehr gefördert und zum Jugendnationalspieler geformt hat. Ich bin heute noch regelmäßig im Stadion und drücke dem FCA die Daumen! (ws)

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Stadionkurier