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Was macht eigentlich Ajet Abazi?

“Es war immer mein Ziel, einmal für den FCA zu spielen.”

Verein 22.02.2022, 09:54

2002 schaffte Ajet Abazi mit dem FC Augsburg den Aufstieg in die Regionalliga. Im Stadionkurier spricht der 45-Jährige über seine Zeit bei den Fuggerstädtern, ehemalige Mitspieler mit Champions-League-Erfahrung und seine aktuelle Karriere als Trainer.

Hallo Ajet, wo habe ich dich gerade erreicht? In der Arbeit?
Nein, zu Hause. Ich habe meine Tochter von der Schule abgeholt. Jetzt gibt’s dann Mittagessen und dann geht es wieder ins Büro.

Du bist gelernter Bauzeichner.
Das stimmt, aber gezeichnet habe ich schon lange nichts mehr, ich mache Zustandsbewertungen von Kanälen. Ich habe einen tollen Job, der mir Spaß macht und bin rundum zufrieden.

Vor ziemlich genau 20 Jahren ging der FCA in eine historische Rückrunde in der Bayernliga.
Du meinst die Aufstiegssaison in die Regionalliga. Wenn ich zurückdenke, das war schon wirklich eine tolle Zeit und ich bin sehr stolz, dass ich zum Aufstieg des Vereins meinen kleinen Beitrag leisten konnte.

Aber mal ganz von vorne. Deine fußballerische Karriere war gerade in der Anfangsphase eine kleine Achterbahnfahrt. Los ging die Reise bei Genc Altay Augsburg und über den Umweg Schwaben Augsburg bist du 2000 beim FCA gelandet.
Eigentlich bin ich schon als kleiner Junge zum TSV Schwaben gegangen und habe dort in allen Jugendteams gespielt. Mit 18 wurde ich aber aussortiert. Das war eine Phase, in der ich eigentlich gar keinen Bock mehr auf Fußball hatte. Ich bin im Hochfeld aufgewachsen und hatte viele türkische Kumpels, die mich überredeten, zu Genc Altay zu gehen. Ich bin dann mal mit zum Probetraining und daraus wurden vier wunderschöne Jahre. Es kamen im Laufe der Zeit immer mehr Anfragen von anderen Klubs, 1997 hat mich der damalige Trainer Heino Stempfle wieder zu den Schwaben geholt, wo ich zwei Jahre in der Bayernliga gespielt habe.

Und dann hat der FCA angeklopft.
Sogar zweimal. 1999 wollte mich der damalige FCA-Manager Jürgen Rollmann haben, wir hatten zuvor gegen den Regionalligisten ein Testspiel und da hatte ich anscheinend einen guten Tag. Doch durch die Infomatec-Pleite hat sich das erst einmal zerschlagen. Aber es dauerte nicht lange, bis sich der neue Manager Fritz Bäuml meldete. Er hatte damals eine Spielothek am Königsplatz und ich musste dorthin zur Vertragsunterzeichnung antanzen. (lacht)

Der FCA musste damals nach der Insolvenz wieder in der Bayernliga und quasi bei null anfangen. Schwaben war in dieser Zeit auch in der Bayernliga. Wieso bist du das Risiko mit dem FCA eingegangen?
Wir haben in der Jugend mit den Schwaben meist gegen den FCA verloren. Es war immer mein Ziel, einmal für den FCA zu spielen. Das Risiko war mir in diesem Moment egal, für mich war das eine super Gelegenheit, die ich nutzen musste.

Die ersten Wochen erwiesen sich als unheimlich abenteuerlich beim FCA. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Das stimmt, ich war der achte Spieler im Kader, in den ersten drei Wochen hatten wir keinen Trainer. Fritz Bäuml gab den Coach, bis dann Gino Lettieri vom FC Bayern Hof kam. Letztendlich haben es die Verantwortlichen trotz größter Schwierigkeiten geschafft, eine schlagfertige Truppe zusammenzustellen, mit der wir immerhin Platz acht erreichen konnten.

„Das war für mich anfangs sehr schwierig, ich habe eine Woche sehr schlecht geschlafen.“

Kannst du dich noch an das erste Punktspiel in der Bayernliga-Saison 2000/01 erinnern?
Klar, gegen Schwaben Augsburg im Ernst-Lehner-Stadion, wir haben “auswärts” knapp mit 3:2 gewonnen.

Für uns Fans war das ein historisches Spiel, weil wir mit der Straßenbahn zu einem Auswärtsspiel gefahren sind. Im Jahr darauf, also in der Saison 2001/2002, dominierte der FCA dann aber die Bayernliga und stieg mit zwölf Punkten Vorsprung souverän in die Regionalliga auf.
Im zweiten Jahr haben wir unseren Kader auch ziemlich verstärkt, Vladimir Manislavic kam von Dynamo Dresden, Ivan Konjevic von RW Oberhausen und Mikheil Sajaja vom SSV Reutlingen, wir hatten also eine unheimlich gute Truppe. Damals hat wirklich alles gepasst, die Kameradschaft im Team und auch den Zusammenhalt mit den Fans fand ich sensationell. Damals kannte man ja fast alle Leute im M-Block mit Namen und saß oft nach den Spielen noch zusammen auf ein Bier in der Nordkurve oder traf sich in der Pele-Sportbar.

Du warst in den ersten fünf Jahren immer Stammspieler. Auf deiner Position wurden zwar dauernd neue Spieler verpflichtet, aber gespielt hast letztendlich immer wieder du.
Ja, das stimmt, irgendwie konnte ich mich immer wieder durchsetzen, zuerst bei Lettieri, dann bei Ernst Middendorp und Armin Veh. Erst mit Rainer Hörgl änderte sich das, aber man muss auch dazu sagen, dass wirklich sehr gute Leute auf meiner Position verpflichtet wurden wie Patrick Mölzl oder Marco Löring, also alles völlig legitim.

Mit Ernst Middendorp hielt 2002 eine neue Ära ihren Einzug in Augsburg, ehemalige Bundesliga-Spieler wie Jörg Reeb oder Jörg Bode kamen zum FCA. Das war auch eine Zeit, in der einige soziale Unterschiede bemerkbar wurden. Die einen Spieler fuhren Mittelklasse-Autos, die Neuzugänge gerne mal einen Porsche. War das eigentlich ein Problem im Team?
Nein, ganz ehrlich überhaupt nicht. Mit Middendorp kamen die Spieler, die man vom TV her kannte, plötzlich standen Spieler im Team, die Champions-League-Einsätze hatten wie etwa Jörg Reeb, der aus Leverkusen gekommen war. Gerade er erwies sich als sehr angenehmer und lustiger Mensch, von solchen Spielern konnte man nur lernen. Man muss so eine Situation aber auch annehmen können.

2006 bist du dann zum TSV Crailsheim gewechselt. Das war sicher nicht einfach für dich, plötzlich nicht mehr in Augsburg zu spielen.
Das war für mich anfangs sehr schwierig, ich glaube, ich habe eine Woche nur sehr schlecht geschlafen. Ich hatte ja noch eineinhalb Jahre Vertrag und hätte das auch aussitzen können. Aber ich hatte dem FCA viel zu verdanken und wollte spielen, deswegen der Schritt nach Crailsheim.

Danach folgten noch etliche Stationen wie der BCA Oberhausen, Türkgücü Augsburg, TSG Thannhausen, SC Bubesheim oder Türk Königsbrunn. Im Lauf dieser Zeit wurde aus dem Spieler Abazi der Trainer Abazi.
Als beim BCA mein früherer FCA-Teamkollege Oliver Remmert aufhörte, hat man mich zum neuen Trainer bestimmt, genau gesagt war ich Spielertrainer. Das war quasi ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich habe diese Gelegenheit beim Schopf gepackt. Ich mache das jetzt seit über zehn Jahren und konnte in dieser Zeit einige Aufstiege und Meisterschaften feiern.

Du hast dich kontinuierlich hochgearbeitet, aktuell trainierst du den Landesligisten SV Mering.
Ja, seit zwei Jahren, mein Vertrag wurde gerade um ein weiteres Jahr verlängert.

"Ich drücke die Daumen, dass für den FCA auch noch ein zwölftes Jahr Bundesliga folgen wird."

Interessant, wer bei euch so alles im Kader zu finden ist. Noah Mölders, der Sohn von Sascha, und auch dein Filius Jeton, der in 18 Spielen bereits neun Mal traf.
Noah spielt eigentlich in der zweiten Mannschaft, hilft aber immer wieder bei uns aus und hat auch schon ein Tor gemacht.

Ist es schwierig, seinen eigenen Sohn zu trainieren?
Wir hatten von Beginn an die Vereinbarung, das Private vom Sportlichen zu trennen. Mein Sohn ist von den Anlagen her talentierter als ich es war, er hat einen echten Torinstinkt, aber ihn muss man schon auch immer wieder mal etwas anschieben.

Wohin darf deine Reise als Trainer noch hinführen?
Ich bin da ziemlich gelassen und lasse einfach alles auf mich zukommen. Ich fühle mich in Mering sehr wohl und man wird sehen, wohin mein Weg noch führt. Ich würde schon gerne mal ein Regionalliga-Team coachen.

Vor 20 Jahren ist der FCA mit dir in die Regionalliga aufgestiegen. Wie sehr verfolgst du noch das Geschehen rund um die WWK ARENA?
Mit großem Interesse natürlich. Wenn wir nicht gerade selbst spielen, dann schaue ich mir immer die Spiele im TV an. Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass für den FCA auch noch ein zwölftes Jahr in der Bundesliga folgen wird. (ws)

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Stadionkurier