Banks: "Für uns ist es ein richtungsweisendes Spiel"
Stadionkurier-Interview
Nach der Länderspielpause richtet sich der Blick beim FC Augsburg auf das Duell gegen den Hamburger SV. Einer, der in den letzten Wochen auf sich aufmerksam machte, ist Noahkai Banks. Das 18-jährige Eigengewächs empfahl sich mit konstanten Leistungen für die Startelf und zählt zu den Gewinnern der bisherigen Saison. Vor dem Spiel gegen den HSV sprach der Verteidiger über seine Entwicklung beim FCA, seine Wurzeln zwischen Hawaii und Allgäu und den kommenden Gegner.
Noki, die Länderspielpause liegt hinter uns. Im August wurdest du noch für die US-Nationalmannschaft nominiert. Bist du enttäuscht, dass es dieses Mal nicht geklappt hat?
Nein, enttäuscht bin ich nicht. Für mich ist das halb so wild. Ich bin jung und weiß, woran ich arbeiten muss, um wieder eingeladen zu werden. Deshalb bleibe ich jetzt erstmal ganz entspannt – und ehrlich gesagt hat es mich auch gefreut, ein paar Tage zu Hause zu sein.
Die WM 2026 findet in den USA statt. Ist es ein Kindheitstraum, dort dabei zu sein?
Eine WM zu spielen, ist für jeden Jungen ein Traum – für mich natürlich auch. Was im Sommer passiert, wird man sehen. Die Saison ist noch lang und ich habe hier beim FC Augsburg noch einiges vor. Das hat aktuell Priorität.
Du bist auf Hawaii geboren, aber in Dietmannsried im Allgäu aufgewachsen. Wie viel Amerikaner steckt in dir?
Schon viel. Ich habe bis zu meinem sechsten Lebensjahr in den USA gewohnt. Mein Vater lebt heute noch dort und ich besuche ihn regelmäßig. Ich würde sagen, ich bin 50 Prozent Amerikaner und 50 Prozent Deutscher.
Wie macht sich die amerikanische Seite bemerkbar?
Meine Freunde sagen immer, dass ich viele englische Worte benutze. Sicherlich gibt es noch andere Beispiele, an denen man es merkt. So etwas fällt einem ja meistens selbst gar nicht auf, sondern eher den Außenstehenden. Ich habe jedenfalls einen sehr guten Draht in die USA.
Deine Mutter und dein Stiefvater wohnen weiterhin im Allgäu. Wie oft bist du dort zu Besuch?
Leider nicht mehr so oft. In der Länderspielpause fahre ich natürlich heim und generell versuche ich, so oft wie möglich vorbeizuschauen. Meistens sehe ich meine Eltern aber tatsächlich an den Heimspielen. Da sind sie eigentlich immer in der WWK ARENA.
Dietmannsried ist nicht gerade groß und man kennt sich sicher gut. Hat sich für dich persönlich etwas verändert, wenn du heute als Bundesliga-Spieler dorthin kommst?
Eigentlich nicht. Ich kenne die meisten Leute dort sehr lange, und sie behandeln mich genauso wie immer. Natürlich ist es für das ganze Dorf etwas Besonderes, dass ein Dietmannsrieder jetzt in der Bundesliga spielt. Ich habe auch schon gehört, dass es dort Public Viewings von FCA-Spielen geben soll. Das freut einen natürlich sehr. Aber ansonsten ist das Verhältnis wie früher – und das ist auch gut so!
Wir alle kennen dich unter dem Spitznamen „Noki“. Stammt der auch schon aus Dietmannsried?
Ja, den gibt’s schon sehr lange. Den hat mir meine Tante verpasst, weil in Deutschland kaum jemand meinen Namen richtig aussprechen konnte. Noahkai war offenbar für viele zu schwierig. Manche haben mich nur Noah genannt, andere Kai. Mein Opa hat sogar einmal Kai-Uwe zu mir gesagt – keine Ahnung wie er darauf kam (lacht). Auf Noki konnten sich alle einigen – und seitdem heiße ich so.
Ihr hattet jetzt eine Woche mehr Zeit, um euch auf das nächste Spiel gegen den Hamburger SV vorzubereiten. Unterscheiden sich die Trainingseinheiten in Länderspielpausen zu denen im regulären Spielbetrieb?
Ja. Wir können gezielt an unseren Schwächen arbeiten. In den letzten Tagen standen viele Einheiten zur Boxverteidigung und zum Blocken von Schüssen auf dem Programm. Das sind alles Dinge, die man mit dem kompletten Kader sonst schwer trainieren kann. Die Zeit ist wirklich wertvoll, um an Details zu feilen.
Zuletzt gab es eine 2:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Hast du inzwischen eine Erklärung, warum es wieder nicht für Punkte gereicht hat?
Ich fand, dass wir gegen Stuttgart ein gutes Spiel gemacht haben – genau wie schon davor gegen Dortmund. Am Ende hat uns irgendwo auch das nötige Spielglück gefehlt. Gegen Dortmund fällt der Ball nach einem Abpraller genau zu Guirassy, der dann das 0:1 erzielt hat. Gegen Stuttgart haben wir beim Stand von 2:2 die Führung auf dem Fuß, und vergeben die Chance. Geht der Ball ins Tor, gewinnen wir das Spiel vielleicht. Es sind kleine Dinge, die aktuell häufig gegen uns laufen und uns die Punkte kosten. Aber wir müssen weitermachen und uns das Glück erarbeiten.
Der HSV erkämpfte sich zuletzt ein Unentschieden gegen Borussia Dortmund. Wie schätzt du den kommenden Gegner ein?
Ich habe den Auftritt gegen Dortmund gesehen. Sie spielen als Aufsteiger wirklich eine starke Saison. Wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen. Es wird genauso hart wie gegen Stuttgart und Dortmund. Für uns ist es ein richtungsweisendes Spiel. Wir wollen den Negativlauf brechen und unbedingt drei Punkt holen.
Schauen wir auf dich persönlich: Es hat ein bisschen gedauert, bis du in dieser Saison Fuß fassen konntest. Zuletzt hast du dich aber in der Startelf festgespielt. Bist du mit deiner Situation zufrieden?
Zufrieden bin ich nicht, weil wir nicht genug Punkte geholt haben und es immer Bereiche gibt, in denen man sich selbst verbessern kann. Aber ich freue mich, dass ich zurzeit so häufig auf dem Platz stehe. Der Saisonstart war für mich nicht leicht. Ich habe wenig gespielt. Jetzt bin ich dankbar für das Vertrauen des Trainers und will es Woche für Woche zurückzahlen.
Im Frühjahr hatten offenbar auch andere Vereine an dir Interesse. Warum hast du dich entschieden, in Augsburg zu bleiben?
Augsburg ist mein Verein – ich spiele hier, seit ich acht Jahre alt bin. Für mich und meine Familie war daher klar, dass es das Beste ist, zu bleiben und den nächsten Schritt hier zu machen. Diese Entscheidung stand früh fest.
Als wir beide das letzte Interview geführt haben, hast du noch im Internat gelebt. Sicherlich hast du in Augsburg inzwischen deine eigene Wohnung.
Ja, und ich genieße es sehr. Allein zu leben ist schon cool. Wenn unter der Woche Champions League läuft, lade ich meine Freunde ein. Am häufigsten kommen Noah George und Kerim Yaman aus der zweiten Mannschaft. Ich kenne die beiden schon ewig und sie sind meine besten Freunde. Ansonsten genieße ich einfach die Ruhe.
Gab es denn eine ordentliche Einweihungsparty?
Noch nicht. Vielleicht hole ich das im Sommer nach. Aber ich bin noch etwas zurückhaltend. Ich will nicht, dass meine Wohnung danach aussieht wie Kraut und Rüben. Bei ein paar Kandidaten besteht da nämlich Gefahr (lacht).
Alle Stadionbesucher können die neue Ausgabe des Stadionkuriers zum Spiel gegen Hamburg für 1,00 Euro erwerben. Alle Mitglieder erhalten den Stadionkurier in der WWK ARENA kostenlos – und können die neue Ausgabe auch digital lesen.