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Was macht eigentlich Roland Bahl?

„Ich brachte meinen Gegenspieler Manni Kaltz ganz schön ins Schwitzen“

Verein 21.09.2021, 11:34

Von 2004 bis 2012 trainierte Roland Bahl acht Jahre lang die U23 des FCA. Im Stadionkurier spricht der 59-Jährige über seine Zeit als Spieler, ein Duell mit Manni Kaltz und seinen Spitznamen "Bahlisto".

Hallo Roland, wo habe ich dich gerade erreicht?
In der Arbeit, ich habe gerade Mittagspause, wir können also ganz relaxed miteinander sprechen.

Was machst du beruflich?
Ich arbeite seit vielen Jahren für ein Sanitätshaus, bin dort in der Orthopädie-Abteilung tätig, wo man viel mit Sportlern zu tun hat. Ich freue mich, dass du anrufst. Für welches Heimspiel ist denn das Interview?

Für das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.
Gladbach? Toll, die Borussia mit Spielern wie Alan Simonsen, Günther Netzer oder Jupp Heynckes mochte ich schon als Kind und fand die damaligen Trikots mit den Streifen super.

Gespielt hast du aber für den FC Bayern. Wie kam es dazu?
Ich komme aus dem Ries, aus der Nähe von Nördlingen, und habe bis zu den A-Junioren für den TSV Fremdingen gespielt. Mein damaliger Trainer war der Überzeugung, dass ich für höhere Aufgaben geboren bin und hat beim 1. FC Nürnberg und bei den Amateuren des FC Bayern angeklopft. Trainer war damals Hans Greben, der mich dann zu einem Probetraining eingeladen hat. Ich konnte ihn überzeugen und so bin ich in München gelandet.

Der Hans Greben, der später Trainer beim FCA wurde?
Genau der.

Vom kleinen Fremdingen in die große Landeshauptstadt, das muss ein Kulturschock für dich gewesen sein.
Allerdings. (lacht) Aber ich habe mich sehr schnell eingelebt und es war schon eine große Sache, für den FC Bayern zu spielen, auch wenn es nur die Amateure waren. Obwohl wir nicht mit den Profis trainierten, ist man häufig Spielern wie Rummenigge, Breitner, Sigurvinsson oder Augenthaler begegnet. Nach einem Jahr hat mich trotzdem das Heimweh gepackt und ich bin zum VfR Aalen gewechselt. Trotzdem bereue ich es heute noch ein wenig, dass ich nicht länger beim FCB geblieben bin.

Wie bist du eigentlich zum FC Augsburg gekommen?
In Aalen habe ich mich in der Vorbereitung verletzt und die ganze Saison lief nicht besonders gut für mich. Bei den Bayern hatte ich mit Harald Greifenegger gespielt, einem Augsburger, der dann zum FCA zurückgegangen ist. Über diesen Kontakt bin ich nach Augsburg gekommen und bis heute hängengeblieben.

Der FCA spielte 1985 in der Bayernliga, der dritthöchsten Spielklasse. Dein Sturmpartner damals war kein Geringerer als Karl-Heinz Riedle.
Das stimmt und wir haben uns super ergänzt. Ich bin mehr über die Flügel gekommen, war schnell und dribbelstark und habe den Kalle regelrecht mit Flanken gefüttert. Er war schon in jungen Jahren ein außergewöhnlicher Spieler.

„Zehn Jahre Bundesliga sprechen für sich.“

Wer hat dir eigentlich den Spitznamen Bahlisto verpasst?
Das war die Presse nach dem Pokalspiel 1986 gegen den HSV in der Rosenau. Ich hatte einen super Tag und brachte meinen Gegenspieler Manni Kaltz ganz schön ins Schwitzen. Am nächsten Tag konnte man Begriffe wie “Bahlissimo” und “Bahlisto” in der Zeitung lesen. (lacht)

Das Spiel endete 1:2 und HSV-Goalie Uli Stein bekam nach einem Foul die Rote Karte.
Stimmt, er beleidigte dann auch noch den Schiri und zeigte den FCA-Fans zur Krönung auf dem Weg in die Katakomben den Stinkefinger. Leider haben wir kurz vor Abpfiff das 1:2 kassiert und sind unglücklich gegen den Bundesligisten ausgeschieden.

1987 bist du zum TSV Schwaben gegangen.
Das war die Zeit, als Peter Eiba mit seiner Firma Harlekin als Sponsor bei den Schwaben war. Damals bin ich mit Armin Veh zu den Violetten gewechselt, unser Trainer war Helmut Haller, wir sind in die Bayernliga aufgestiegen und waren einige Zeit tatsächlich auf Augenhöhe mit dem FCA. 1989 bin ich wieder zurück zum FCA und hatte dort noch eine schöne Zeit in der Bayernliga mit Duellen gegen Fürth, Bayreuth und natürlich gegen den TSV 1860 München bis mich dann letztendlich eine schwere Knieverletzung zwang, mit dem Profisport aufzuhören. Ich habe anschließend noch einmal im Amateurbereich für die Schwaben und lange für den TSV Neusäß gespielt und war 38, als ich endgültig aufgehört habe. Danach wurde ich am Lohwald Trainer des TSV Neusäß.

Später hast du von 2004 bis 2012 die U23 des FCA trainiert. Das ist eine sehr lange Zeit, wenn man die heutige Amtszeit vieler Trainer betrachtet.
Allerdings und darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Walther Seinsch hatte mich damals gefragt, ob ich zum FCA kommen würde und ich musste nicht lange überlegen. Es folgte eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit, denn immerhin sind wir von der Landesliga bis in die Regionalliga aufgestiegen.

An der Donauwörther Straße hast du auch noch Thomas Tuchel als Leiter der Nachwuchsabteilung miterlebt.
Ihn und auch Julian Nagelsmann. Bei beiden hat man schnell gemerkt, was sie auf dem Kasten haben. Bei Tuchel war völlig klar, dass ihn seine Reise im Trainergeschäft noch weit bringen würde. Er war taktisch ein Ass, hat viel von seinen Spielern gefordert, manche waren damals vielleicht auch ein wenig überfordert. Nach dem letzten Aufstieg war für mich dann aber klar, dass ich den Job nicht mehr machen konnte, denn die Regionalliga war vom Zeitaufwand einfach enorm. Da kam die Anfrage aus Aindling gerade recht, wo ich ebenfalls viele Jahre im Amt gewesen bin.

Im Juli 2020 hast du bei den Schwaben angeheuert und trainierst den Bayernligisten zusammen mit Janos Radoki. Ihr kennt euch aus eurer gemeinsamen Zeit beim FCA.
Janos war Spieler und später auch Trainer der U17 beim FCA, daher kennen und schätzen wir uns. Als die Anfrage der Schwaben kam, konnte ich nicht ablehnen, denn der Klub ist eine Herzensangelegenheit für mich. Aber ich habe gleich gesagt, dass ich nur als Co-Trainer zur Verfügung stehe und Radoki ins Spiel gebracht.

Das ist keine leichte Aufgabe für euch, denn die letzte Saison war Corona-bedingt sehr schwierig. Ist euer Ziel der Klassenerhalt?
Genau. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mit dieser jungen Mannschaft erst einmal den Nichtabstieg anpeilen. Janos und ich trainieren das Team seit über einem Jahr und konnten gerade einmal zehn Spiele absolvieren. In dieser Saison hat dann auch noch das Verletzungspech zugeschlagen, gleich einige Leistungsträger sind uns ausgefallen. Aber wir sind trotzdem guter Dinge, weil wir eine junge und sehr willige Mannschaft haben.

Noch ein Wort zum FCA…
Da ich selber lange an der Donauwörther Straße aktiv war, bin ich wirklich begeistert, was dort für ein tolles Nachwuchsleistungszentrum entstanden ist. Da kann man nur den Hut ziehen und zehn Jahre Bundesliga, die sprechen sowieso für sich. (ws)

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Stadionkurier