

Was macht eigentlich Helmut "Bobby" Riedl?
"Wenn der FCA mich gebraucht hat, war ich zur Stelle"
Helmut „Bobby“ Riedl hat über ein Vierteljahrhundert für den BCA bzw. FCA gespielt. Er ist in Oberhausen, gleich in der Nähe des FCA-Nachwuchsleistungszentrums. aufgewachsen und hat es als Torhüter in den 80er-Jahren bis in die 2. Bundesliga gebracht. Später war er unter Armin Veh Co-Trainer beim FC Augsburg und beim SSV Reutlingen, danach war er über zwei Jahrzehnte als erfolgreicher Trainer in der Region aktiv. Walter Sianos funkte zu ihm durch.
Hallo Bobby, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ganz gemütlich zuhause. Ich war lange bei der Stadt Augsburg beschäftigt und bin jetzt in Rente.
Und wie schmeckt das Leben als Pensionär?
Sehr gut, muss ich gestehen. Ich genieße es in vollen Zügen, man kann tun und lassen was man will, ich bin viel unterwegs und die Redewendung „Als Rentner hat man eigentlich keine Zeit“ trifft bei mir größtenteils zu (lacht).
Wann wurde eigentlich aus dem Helmut der Bobby?
Schon sehr früh. Mein Onkel hat mich eigentlich schon so genannt, als ich noch ein Dreikäsehoch war, und der Name ist mir heute noch geblieben.
Du hast eine lange FCA-Vergangenheit. Spulen wir mal komplett zurück. Wann bist du zum FCA gekommen?
Ich habe ja noch für den BC Augsburg gespielt. Ich bin in Oberhausen aufgewachsen und dort, wo heute das FCA-Nachwuchsleistungszentrum steht, haben wir schon von klein auf gebolzt. Es gab für uns nur Fußball und da war es klar, dass man sich mit sechs Jahren einem Fußballverein angeschlossen hat und für uns war natürlich der BCA das Naheliegendste. Viele aus meinem Viertel sind zum BCA gegangen und ich bin mit Jungs wie Manfred Tripbacher, Erhard Wunderlich und Armin Veh aufgewachsen.
Wenn du ein Buch schreiben würdest, der Titel wäre wohl „Forever FCA“.
(lacht) Ja, so könnte man es tatsächlich formulieren. Nach der Fusion 1969 wurde aus dem BCA der FCA und in der ersten Saison gab es die FCA-Jugend Nord und die FCA-Jugend Süd.
FCA Nord und Süd? Das ist mir völlig neu.
Das ging sechs Monate so, man hat die beiden Teams die Saison zu Ende spielen lassen, die Spieler des TSV Schwaben waren der FCA-Süd und die BCA‘ler FCA-Nord. Danach ging es ganz normal weiter und ich habe dann beim FCA bis zur A-Jugend gespielt und bin anschließend gleich in den Seniorenbereich gewechselt. Ich habe erst in der zweiten Mannschaft in der Landesliga gespielt und bin dann später in den Kader der ersten Mannschaft aufgerückt.
Du hattest zu dieser Zeit einige namhafte Mitspieler.
Ich habe in der A-Jugend mit Bernd Schuster, Armin Veh und Jack Schnürer unter Trainer Heiner Schuhmann gespielt und wir waren auch ziemlich erfolgreich. Wir sind 1977 im Rennen um die Deutsche Meisterschaft leider gegen den späteren Sieger MSV Duisburg ausgeschieden. Das Spiel in Augsburg ging 1:2 verloren und in Duisburg endete die Partie 3:3.
Man sagt ja gerne, dass Linksaußen und Torhüter einen an der Waffel haben. Wie hast du den Weg zwischen die Pfosten gefunden?
Ein Jugendleiter hat bemerkt, dass ich ganz gut Bälle fangen konnte, hat mich daraufhin ins Tor gestellt und dort bin ich geblieben. Letztendlich hat mich mein Weg bis ins die in 2. Bundesliga geführt. Mit meiner Körpergröße ist das heute unvorstellbar, denn selbst Finn Dahmen zählt man mit seinen 1,86 Metern eher zu den kleinen Torhütern.
Unter deinem Jugendfreund Armin Veh wurdest du später Trainer beim FCA.
Ja, wie gesagt, wir sind zusammen aufgewachsen, haben gemeinsam bei den FCA-Junioren gespielt. In den 1990er Jahren wurde ich dann unter ihm Co-Trainer beim FCA und später beim SSV Reutlingen.
Du hast in den vielen Jahren einige Höhen und Tiefen miterlebt.
Das kann man wohl sagen. Das Problem war immer das Finanzielle. Wir sind 1982 sehr unglücklich aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Es hat dann ein Vierteljahrhundert gedauert, bis der FCA 2006 wieder aufgestiegen ist.
Du hast insgesamt 27 Jahre für den FCA gespielt. Wenn man mit Leuten über dich spricht, dann fällt immer wieder der Satz „der Bobby ist ein 100-prozentiger FCA‘ler“.
Das bin ich definitiv. Es kommen noch einige Jahre als Trainer dazu und ich war auch zwei Jahre Geschäftsführer unter dem damaligen Präsidenten Gerhard Kranzfelder und auch noch ein Jahr in der Ära Peter Eiba. Ich bin nach meiner Zeit mit Armin Veh auch zwei Mal als Interimstrainer beim FCA eingesprungen. Wenn der FCA mich gebraucht hat, war ich zur Stelle.
Danach hast du dir in den letzten Jahrzehnten in der Region einen Namen gemacht. Du hast viele namhafte Teams aus der Region gecoacht wie den TSV Neusäß, den TSV Schwabmünchen oder den TSV Aindling.
Fußball ist nun mal meine absolute Leidenschaft, ich kann da nur ganz schwer loslassen. Ich hatte viele tolle Jahre als Trainer und hatte auch meine Erfolge. Vor einigen Jahren habe ich dann beschlossen aufzuhören, habe mich aber nochmal zu einem sechsmonatigen Engagement bei Türkgücü Königsbrunn überreden lassen. Ich bin auch heute noch viel auf Fußballplätzen unterwegs, ob in der WWK ARENA oder in unterklassigen Ligen. Mein Sohn ist Abteilungsleiter beim TSV Haunstetten und dort bin ich oft bei den Spielen.
Waren die Schwaben für dich nie ein Thema?
Die Rivalität war in den 50er- und 60er-Jahren immens groß, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Ein Wechsel über die Wertach war damals ein Hochverrat (lacht).
Jochen Hoffmann hat in einem Interview mit dem Stadionkurier gesagt: „Ich hatte in meiner Laufbahn schon viele Trainer, aber der Bobby Riedl war der Beste.“ Das geht sicher runter wie Öl, oder?
Es ist natürlich schön, wenn man solche Sätze hört. Ich war sehr gerne Trainer, mir hat das immer großen Spaß gemacht.
Was waren deine persönlichen Highlights?
Bei den FCA-Junioren waren es schon die Reisen, die wir mit Paul Renz gemacht haben, wie etwa nach Minsk oder Moskau. Aber auch die Pfingstturniere in der Rosenau mit Mannschaften aus ganz Europa waren immer etwas ganz Besonderes. Als Trainer habe ich die Jahre 1992 bis 1994 beim FCA noch sehr positiv in Erinnerung.
Du hast ja beim FCA schon ziemlich viel erlebt. Wie bewertest du die aktuelle Situation?
Man kann das gar nicht hoch genug bewerten, was der FCA für die Stadt und die Region bedeutet. Ich habe ja noch Zeiten erlebt, in denen viele eher Mitleid mit dem Verein hatten. Heute sind alle stolz auf den Klub und alleine die Tatsache, dass der FCA jetzt seit 14 Jahren in der Bundesliga spielt, ist einfach fantastisch.
Was traust du dem Klub in der Zukunft noch so zu?
Der FCA ist ein unglaublich konstanter Verein, deshalb glaube ich auch, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Ich traue dem FCA langfristig die Conference League oder Europa League zu. (ws)
