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Was macht eigentlich Elton da Costa?

„So ein Gefühl kann man gar nicht beschreiben“

Verein 01.03.2022, 10:06

Mit dem FC Augsburg stieg Elton da Costa 2006 in die 2. Bundesliga auf. Im Stadionkurier spricht der 42-Jährige über seinen schweren Start in Deutschland, ein legendäres Relegationsspiel und seinen Job als Spielertrainer.

Hallo Elton, wo habe ich dich gerade erreicht?
Zuhause, ich bin erst gestern wieder aus Brasilien zurückgekommen.

Brasilien? Warst du auf Heimaturlaub oder auf Scouting-Tour?
In erster Linie Urlaub, ich war schon seit drei Jahren nicht mehr in Brasilien, es war also mehr als überfällig. Aber natürlich nutzt man solche Trips auch, um vor Ort mal die Lage abzuchecken.

Du bist Trainer beim Verbandsligisten 1. FCA Darmstadt. In eurem Kader stehen acht Brasilianer, das kann ja kein Zufall sein.
Es sind sogar zwölf. Der FCA Darmstadt arbeitet schon länger mit Spielern aus Südamerika, mit sehr guten Erfahrungen. Wir verpflichten junge brasilianische Talente, die meisten sind zwischen 18 und 20 Jahre alt und haben als Jugendliche bei Klubs wie Flamengo, Botafogo oder Santos eine sehr gute Ausbildung genossen. Aber dennoch sind für viele von ihnen die Möglichkeiten hier besser, um sich weiterentwickeln zu können.

Genau gesagt bist du Spielertrainer. Du bist 42 Jahre alt - das spricht doch sehr für deine Fitness.
Ich bin topfit, was aber auch mit meinem Beruf zusammenhängt. Seit ich 2014 beim SVD meine Profilaufbahn beendet habe, arbeite ich als Personal Trainer für ein Reha-Zentrum hier in Darmstadt. Zudem leite ich seit einigen Jahren meine eigene Fußballschule, ich bin sozusagen immer in Bewegung.

Hast du nicht zuletzt auch den Ex-FCA-Spieler Marcel Heller fitgehalten?
Nicht nur den, auch Sebastian Rode von Eintracht Frankfurt. Mir machen meine Jobs viel Spaß, deswegen möchte ich weiterhin in diesem Bereich arbeiten, gerne auch als Co- oder Techniktrainer bei einem höherklassigen Verein.

Du bist schon mit 18 Jahren nach Deutschland zum FSV Frankfurt gewechselt. Kannst du dich noch erinnern, wie du als Teenager am Flughafen zum ersten Mal deutschen Boden betreten hast?
Ich war 17 und es war ein überwältigendes Gefühl, denn Europa war mein Traum. Ich hatte vorher ein Probetraining in Spanien absolviert, aber letztendlich wurde es dann eben Deutschland. Es war November und sehr kalt und als dann einige Wochen später der erste Schnee fiel, war das für mich schon ein kleiner Schock, weil ich vorher noch nie so etwas gesehen hatte. (lacht) Die ersten Wochen waren hart, denn ich hatte unheimliches Heimweh und da sind schon auch immer wieder mal Tränen geflossen. Aber ich war von vielen Dingen hier auch im positiven Sinne überwältigt, habe mich schnell akklimatisiert und auch sportlich lief es gut für mich.

„Ich bin zum Trainer und habe ihm gesagt: Wenn du mich einwechselst, mache ich ein Tor.”

Von Frankfurt ging deine Reise ein paar Kilometer weiter zu Darmstadt 98 - dem Klub, für den du die meisten Spiele in deiner Karriere absolviert hast. Darmstadt wurde deine neue Heimat.
Es ging immer stetig nach oben, von Darmstadt ging es dann weiter in die 2. Bundesliga zu Unterhaching und dann 2005 zum FC Augsburg. Es waren wirklich fünf wunderschöne Jahre, wo so ziemlich alles zusammengepasst hatte. Natürlich war der Aufstieg in die 2. Bundesliga ein echtes Highlight und ich erinnere mich auch noch sehr gerne an die Spiele gegen 1860 München.

Anschließend bist du zu den Kickers Offenbach und von dort zurück zu Darmstadt. Ich habe mal ein Derby OFC gegen die Lilien am Bieberer Berg miterlebt, da ging es wirklich sehr heiß her. Gab es da keine Probleme beim Wechsel?
Als ich von Augsburg nach Offenbach ging, hatte ich schon bedenken, wie mich die Fans aufnehmen würden, aber zu meiner Überraschung haben sie mich mit offenen Armen empfangen. Ähnlich war es, als ich 2012 vom OFC zurück zu den Liliengekommen bin, auch da wurde mir mein Wechsel nicht übelgenommen. Ich habe mich als Spieler stets in den Dienst der Mannschaft gestellt, war immer ein Teamplayer und anscheinend haben das die Fans auch honoriert.

2014 wurdest du beim SVD endgültig zur Legende. Das Relegationsspiel zur 2. Bundesliga zwischen Darmstadt 98 und Arminia Bielefeld war an Dramatik nicht zu überbieten.
Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das Hinspiel hatten wir am Böllenfalltor 1:3 verloren. Da hat kaum noch jemand etwas auf uns gegeben. Aber noch in der Kabine hatten wir uns auf das Rückspiel eingeschworen, konnten das Spiel auf der Alm tatsächlich drehen und nach 90. Minuten hieß es 3:1 für uns. Verlängerung!

Und du auf der Ersatzbank.
Ja, ich konnte es dort gar nicht mehr aushalten. Ich bin immer ungeduldig hin- und hergelaufen und dann macht Bielefeld das 2:3. Ich bin zum Trainer und habe ihm gesagt: “Wenn du mich einwechselst, mache ich ein Tor.” Und genau so kam es dann auch, es waren nur noch wenige Minuten zu spielen, ich bin nach vorne gelaufen und habe nur darauf gewartet, den Ball zu bekommen. Es lief bereits die 122. Minute, plötzlich sehe ich den Ball vor mir, ich ziehe ab und das Ding zappelt im Netz. So ein Gefühl kann man gar nicht beschreiben, es war der Wahnsinn. Aber der Schiri ließ noch eine zusätzliche Minute nachspielen und da hatten wir großes Glück, weil die Bielefelder noch per Kopf die Latte trafen. Danach brachen alle Dämme.

Trainer war damals…
... Dirk Schuster, der später zum FCA gewechselt ist.

Du hast es auf über 400 Pflichtspiele in der zweiten und dritten Liga gebracht, eine mehr als respektable Zahl.
Da bin ich auch sehr stolz darauf, gerade weil ich in jungen Jahren doch sehr viel geopfert und mich überall durchgebissen habe. Schade, dass es letztendlich nicht mit der Bundesliga geklappt hat, das war noch ein großer Traum für mich.

Wie sehr verfolgst du den FCA?
So gut es geht, ich bin sehr beschäftigt und am Wochenende selbst immer auf dem Platz, aber ich weiß immer, wo der Verein gerade steht. Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass es mit dem Klassenerhalt auch dieses Jahr wieder klappt. (ws)

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Stadionkurier