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Was macht eigentlich Christian Hochstätter?

„Chapeau, davor ziehe ich meinen Hut“

Verein 02.03.2020, 15:03

Vom FCA zog Christian Hochstätter als 18-Jähriger zu Borussia Mönchengladbach, wo er bis heute der Spieler mit den viertmeisten Bundesliga-Spielen ist. Im Stadionkurier spricht er über seine Zeit bei den Fohlen, seine Arbeit als Manager nach der aktiven Karriere und seinen Onkel Helmut Haller.

Hallo Christian, wo habe ich dich gerade erreicht?
In Augsburg. Ich bin gerade bei meiner Mutter in Oberhausen. Meine Tante und meine Cousinen aus den USA sind gerade hier zu Besuch, die habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Deswegen bin ich hergefahren.

Du wohnst in Korschenbroich, in der Nähe von Mönchengladbach. Dort wohnen einige Ex-Fußballer, wie etwa Berti Vogts, Jupp Heynckes oder auch Marcel Ndjeng.
Das stimmt, aber dass Marcel Ndjeng auch dort wohnt, wusste ich gar nicht. Da werde ich jetzt öfter mal im Supermarkt die Augen offen halten. (lacht)

Helmut Haller war dein Onkel. Da war es klar, dass man Fußballer wird, oder?
Mein Vater und der Bruder meines Vaters haben beide beim BC Augsburg höherklassig gespielt. Das Fußball-Gen wurde mir quasi in die Wiege gelegt, aber dass es mal für die Bundesliga reichen würde, war damals natürlich noch nicht abzusehen.

Wann hast du registriert, dass dein Onkel Helmut ein Weltklassefußballer ist?
So richtig zum ersten Mal 1973, nachdem er aus Italien zurück zum FCA kam. Ich war damals zehn Jahre alt und mein Vater sagte: “Komm, wir gehen mal den Onkel kucken!” Wir sind ins Rosenaustadion gegangen und statt der 3.000 Zuschauer wie früher waren es auf einmal 30.000. Helmut Haller hat eine unglaubliche Euphorie ausgelöst. Ich kann mich auch gut noch erinnern, wie wir 1973 das Endspiel der Landesmeister zwischen Juventus und Ajax Amsterdam vor dem Schwarz-weiß-Fernseher verfolgt haben. Aber auch daran, als eines Tages ein silberner Mercedes SL Cabrio bei mir daheim in der Schöpplerstraße vorfuhr, als wir gerade im Hof gekickt haben. Helmut Haller stieg aus und hielt mir einen funkelnagelneuen Lederball unter die Nase. (lacht)

Du bist mit 14 vom Post SV zum FCA gewechselt und hast dort bis zur U19 gespielt.
Das stimmt und ich hatte als U19-Spieler noch einige sporadische Einsätze in der Profimannschaft. Wenn ich mich richtig erinnere, war das bei Pokal- und Testspielen. Danach bin ich zu Borussia Mönchengladbach gewechselt.

Von Null auf Hundert! Wie kam denn dieser Transfer zustande? Hatte Armin Veh, der zu dieser Zeit am Bökelberg spielte, etwa seine Finger im Spiel?
Das war tatsächlich so. Er ist zu Jupp Heynckes spaziert, der damals dort Trainer war, und hat gemeint, beim FCA spielt einer in der Jugend, der kann ganz gut mit dem Ball umgehen. Und so wurde ich dann zum Probetraining eingeladen.

Wenn man mit 18 vor Jupp Heynckes steht, rutscht einem da nicht die Hose vor Ehrfurcht in die Kniekehlen?
Absolut, Heynckes war schon als Spieler eine Legende, er war Weltmeister und hat an die 250 Bundesliga-Tore erzielt. Ich durfte vier Tage mittrainieren und danach bekam ich meinen ersten Profivertrag. Es war wie im Traum.

Der FCA spielt inzwischen in der neunten Saison in der Bundesliga, das ist sensationell.

Der FCA hat damals unglaublich viele Spieler aus dem eigenen Jugendbereich hervorgebracht. Man spricht gerne von der goldenen Generation.
Es ist schon erstaunlich, wer alles aus dieser FCA-Talentschmiede hervorgekommen ist. Ich selbst habe unter anderem mit Bernd Schuster und Martin Trieb gespielt, mit Schuster bin ich heute noch befreundet. Mit Armin Veh habe ich in Augsburg nur in der Schulmannschaft gespielt, aber später noch ein Jahr gemeinsam in Gladbach.

Du warst von 1982 bis 1998 bei den Fohlen, hast dort 339 Spiele absolviert und dabei 55 Tore erzielt. So etwas ist heute kaum noch denkbar, dass ein Profi 16 Jahre für einen Verein spielt.
Das stimmt, man muss das aber auch etwas relativieren, denn zu meiner Zeit galt noch ein ganz anderes Transferrecht. Damals konnte man selbst nach Vertragsende nicht ablösefrei wechseln. Da war es oft schwer wegzukommen, die Vereine waren klar im Vorteil. Aber ich habe mich in Gladbach immer sehr wohl gefühlt, deswegen war das für mich auch kein Problem.

Von 1998 bis 2005 warst du bei Gladbach Sportdirektor. Insgesamt warst du ein knappes Vierteljahrhundert für diesen Verein tätig.
Ja, das ist eine sehr lange Zeit. Als ich 1982 nach Gladbach gegangen bin, waren sie neben dem FC Bayern das Team in Deutschland. Ich war schon als Kind Gladbach-Fan, es gab wenig Vereine, die so einen attraktiven Offensivfußball gespielt haben, ich durfte also genau den Fußball spielen, den ich liebe.

1995 wurdest du Pokalsieger, Gladbach gewann 3:0 gegen den VfL Wolfsburg.
Leider konnten wir in dieser Zeit nur einen Titel gewinnen. Aber es war der erste Titel nach 20 Jahren und der wurde in Gladbach mit über 100.000 Menschen gefeiert. Ich erinnere mich auch sehr gerne an die zwei Spiele gegen Real Madrid. Wir haben das Hinspiel in Düsseldorf mit 5:1 gewonnen, leider ging das Rückspiel in Madrid vor über 90.000 Zuschauern 0:4 verloren und wir sind ausgeschieden. Was auch immer sehr in meiner Erinnerung bleiben wird, sind die zwei A-Nationalspiele mit Franz Beckenbauer als Trainer.

Am Sonntag treffen der FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach aufeinander.
Das ist natürlich für mich immer eine besondere Partie. Ich verfolge beide Mannschaften sehr intensiv und dadurch dass ich in der Nähe von Mönchengladbach wohne, bin ich dort auch öfter im Stadion.

Was sagst du zur Entwicklung beim FCA?
Ich war kürzlich mit Freunden in der 11er-Sportbar in Augsburg, habe Eishockey gekuckt und mich mit einigen FCA-Fans unterhalten. Zum FCA habe ich eine klare Meinung. Die Mannschaft spielt inzwischen in der neunten Saison in der Bundesliga und das ist sensationell. Man muss ja nur mal schauen, dass der 1. FC Köln als Aufsteiger ein höheres Budget hat als der FCA. Die Erwartungshaltung steigt natürlich, je länger man dabei ist. Die handelnden Personen, und damit meine ich die aktuellen und die in der Vergangenheit, haben wirklich erstklassige Arbeit geleistet. Chapeau, davor ziehe ich meinen Hut.

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