Kade: "Das pusht mich natürlich"
Stadionkurier-Interview
Gegen den 1. FC Köln gab Anton Kade sein Startelfdebüt für den FCA und hinterließ dabei einen starken Eindruck. Trainer Sandro Wagner lobte die Leistung des Neuzugangs nach der Partie öffentlich. Was das für den 21-jährigen Flügelspieler bedeutet, wie er die ersten Wochen in seiner neuen Umgebung erlebte und warum Basel in seinem Leben einen besonderen Stellenwert einnimmt, verriet Kade vor dem Spiel gegen Leipzig.
Anton, 1:1 hieß es am Samstag gegen den 1. FC Köln. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Ein Punkt ist auf jeden Fall etwas Gutes – vor allem, wenn man sieht, in welcher Verfassung sich die Kölner aktuell befinden. Wir wussten vorher, dass sie durch die Stimmung im Stadion zusätzlich gepusht werden. Dort muss man erst einmal bestehen. Daher nehmen wir den Zähler gerne mit. Wir hatten auch die Chance, das Spiel zu gewinnen – vor allem durch den nicht gegebenen Handelfmeter. Das war natürlich schade. Aber grundsätzlich kann man mit dem Punkt zufrieden sein.
Es gab in der Partie einige strittige Szenen. Du hast den möglichen Handelfmeter angesprochen. Für dich also eine klare Sache?
Ja, absolut. Ich habe es mir im Bus nochmal angeschaut: Der Ball geht klar an die Hand. Ich hätte Elfmeter gegeben. Aber der Schiedsrichter hat nicht reagiert – damit ist die Sache für mich auch erledigt.
Wie hast du die Situation vor dem Ausgleich gesehen? Da gab es ja den Zweikampf zwischen Fabian Rieder und Denis Huseinbasic. War das für dich ein Foul?
Das war für mich eine 50:50-Entscheidung. Fabi kreuzt seinen Weg sehr gut, der Kölner trifft seinen Fuß, aber eben auch den Ball. Es war eine knifflige Situation. Ich würde eher den Handelfmeter für uns geben als in dieser Situation ein Foul zu pfeifen.
Für dich war es das erste Spiel für den FCA von Beginn an. Sandro Wagner hat deine Leistung nach dem Spiel sehr gelobt. Wie war das für dich?
Das pusht mich natürlich. Es freut einen, wenn der Trainer das sieht und auch so äußert. Auch von den Mitspielern habe ich viel Anerkennung bekommen. Das gibt mir ein gutes Gefühl und motiviert mich, noch mehr Gas zu geben.
Welche Rolle hat Sandro Wagner im Sommer bei deinem Wechsel nach Augsburg gespielt?
Eine große. Er hat die Gabe, Menschen für etwas zu begeistern, für das er selbst brennt. Das hat er bei mir schnell geschafft – vor allem, weil er mir einen klaren Plan vorgelegt hat. Aber auch die Gespräche mit den anderen Verantwortlichen waren sehr überzeugend.
Bei deiner letzten Station in Basel lief es sehr gut, ihr habt das Double gewonnen. Warum wolltest du trotzdem zurück in die Bundesliga wechseln?
Es lief wirklich super – gerade zum Ende hin. Ich war drei Jahre dort und konnte auch international spielen. Aber ich hatte immer im Hinterkopf, irgendwann wieder in eine Top-5-Liga zu wechseln. Als wir dann das Double geholt haben, war für mich klar: Besser kann es hier nicht werden. Ich habe meinen Teil zum Erfolg in Basel beigetragen, aber nun wurde es Zeit für eine neue Herausforderung. Als sich die Chance zum Wechsel nach Augsburg ergeben hat, musste ich nicht lange überlegen.
Beim FCA spielst du als Schienenspieler auf der rechten Seite. Mit Marius Wolf hast du dort einen sehr erfahrenen Konkurrenten. Kannst du dir etwas von ihm abschauen?
Auf jeden Fall. Er hat schon so viele Bundesliga-Spiele gemacht und war bei großen Vereinen. Natürlich schaue ich mir Dinge von ihm ab. Wir verstehen uns gut und reden häufig miteinander – es ist nicht so, dass wir nur Konkurrenten wären. Wir haben ein gutes Verhältnis und ich kann von ihm einiges lernen.
In der Jugend bei Hertha BSC warst du noch offensiver unterwegs. Im Internet gibt es Zusammenschnitte von deinen schönsten Weitschusstoren. Wirst du es auch beim FCA einmal aus der zweiten Reihe probieren?
Ich werde es auf jeden Fall versuchen, wenn sich die Chance bietet. In Basel bin ich oft von der linken Seite nach innen gezogen, jetzt müsste ich es direkt von rechts probieren. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich auch von dort abziehen.
Du bist gebürtiger Berliner und hast bis zu deinem 18. Lebensjahr bei Hertha BSC gespielt. Wie kam es damals eigentlich zu deinem Wechsel in die Schweiz?
Ich habe die komplette Jugend bei Hertha durchlaufen und hatte dort eine sehr schöne Zeit. Gegen Leipzig konnte ich unter Tayfun Korkut 2022 mein Debüt geben. Im Olympiastadion zu spielen, war für mich als Berliner Jungen natürlich etwas ganz Besonderes. Ich hatte damals noch einige weitere Kurzeinsätze und es gab auch Gespräche mit den Hertha-Verantwortlichen über einen Verbleib. Für mich und meinen Berater war damals allerdings klar: Wenn ich auf das höchstmögliche Niveau kommen möchte, muss ich so viel wie möglich spielen. Damals war der Hertha-Kader sehr stark besetzt – mit Spielern wie Matheus Cunha oder Mattéo Guendouzi. Spielzeit war da schwer zu bekommen. In Basel sah das anders aus – und es hat sehr gut funktioniert.
Wie groß war die Umstellung von Berlin nach Basel?
Schon groß. Berlin ist natürlich riesig im Vergleich zu Basel. Aber ich habe dort sehr schnell die schönsten Ecken ausfindig machen können. Wenn man weiß, wo man hingehen muss, dann ist Basel ein absoluter Traum.
Wie kamst du mit dem Schweizerdeutsch klar?
Am Anfang war das schwer, vor allem wenn schnell gesprochen wurde. Die Mannschaftskollegen haben aber viel Rücksicht genommen, weil sie gemerkt haben: Ich komme nicht hinterher. Mit der Zeit lief das jedoch immer besser. Am Ende konnte ich auch ein paar Wörter sprechen. Verstehen kann ich tatsächlich inzwischen alles. Wenn meine Familie zu Besuch war und wir im Restaurant Essen waren, habe ich immer den Dolmetscher gespielt. (lacht)
Du hast in Basel auch geheiratet.
Genau. Meine Frau und ich waren schon vorher zusammen und wir sind dann gemeinsam nach Basel gezogen. Deswegen verbindet uns mit der Stadt sehr viel – die Hochzeit war einer der schönsten Momente in unserem Leben. Wir haben schon entschieden, dass wir irgendwann einen Trip nach Basel machen und uns den Ort anschauen, wo wir geheiratet haben.
Seid ihr gemeinsam nach Augsburg gezogen?
Ja, wir haben bisher allerdings noch nicht allzu viel gesehen. Wir waren aber schon am mittleren Lech und haben uns den Stadtmarkt angeschaut. Es ist hier wirklich recht ähnlich zu Basel – klein, aber charmant.
Ihr habt auch einen Hund, richtig?
Ja, der fühlt sich hier pudelwohl – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir gehen sehr viel spazieren, es gibt ja einige Wald- und Grünflächen hier. Wir sind oft im Siebentischwald unterwegs.
Gibt es in der Mannschaft noch andere Hundebesitzer?
Ja, ich weiß, dass Zesi auch einen hat. Da wird es sicherlich einmal Gelegenheit für eine gemeinsame Gassi-Runde geben.
Kommen wir zum Abschluss noch auf das Spiel gegen Leipzig zu sprechen. Du hast schon erwähnt, dass du gegen die Roten Bullen vor drei Jahren dein Bundesliga-Debüt gegeben hast. Ist es für dich daher ein besonderes Spiel?
Nicht wirklich. Das ist ein kleiner Fakt am Rande. Unser Ziel ist es, an die Leistungen der letzten Wochen anzuknüpfen und zu gewinnen.
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