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Was macht eigentlich Jürgen Haller?

„Wir waren eigentlich immer der krasse Außenseiter“

Verein 18.12.2019, 15:54

Jürgen Haller absolvierte in seiner Profilaufbahn 325 Spiele für Blau-Weiß 90 Berlin, den FC Linz und den FC Augsburg. Als sein Vater Helmut 1973 aus Italien nach Augsburg zurückkehrte, fing er bei den C-Junioren des FCA an. Mit 18 schaffte er den Sprung in den Profikader. Walter Sianos funkte zu ihm ins Wohnzimmer durch.

Hallo Jürgen, wo habe ich dich gerade erreicht?
Es ist Sonntagnachmittag, ich sitze gerade gemütlich bei mir zu Hause auf der Couch und schaue Fußball im TV.

In diesem Jahr wäre Helmut Haller 80 Jahre alt geworden. In welchem Alter wurde dir bewusst, dass dein Vater ein Weltklasse-Fußballer ist?
Als Kind erkennt man so etwas nicht unbedingt, man wächst damit auf und es war quasi der Normalzustand. Das mag komisch klingen, aber es war tatsächlich so. Später als Teenager wird einem das dann eher bewusst.

1973 habe ich mir mein erstes Autogramm von deinem Vater geholt. Ich hatte wirklich Herzklopfen, er war lange mein Idol. Wie war es für dich, der Sohn einer Berühmtheit zu sein?
In Italien sind die Tifosi natürlich noch etwas extremer und heißblütiger als in Deutschland, man wird als Spieler noch etwas mehr verehrt. Klar, wenn wir irgendwo hingekommen sind, waren wir immer schnell von Fans und Presse umringt. Aber es war für mich nichts Ungewöhnliches, ich war eben daran gewöhnt.

Ihr seid 1962 von Augsburg nach Bologna gezogen, da warst du noch ein Baby. Dein Vater hat elf Jahre in Italien gespielt, erst bei Bologna, dann bei Juventus Turin. Wie war deine Kindheit in Italien?
Es war für mich das Allerschönste überhaupt, ich habe Italien immer geliebt und wenn ich älter gewesen wäre, wäre ich wohl nicht mit nach Deutschland zurückgekommen. Als ich mit 13 wieder in meine Geburtsstadt Augsburg zurückkam, musste ich mich erst einmal zurechtfinden, es war ein völlig anderes Leben hier. Aber durch den Fußball habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und auch beim FCA viele neue Freunde gefunden.

Du hast in der C-Jugend beim FCA angefangen. Hast du vorher bei Juve gespielt?
Ja, bis zu unserem Umzug nach Augsburg. Ich habe bei den Bianconeri unter anderem mit dem Sohn des ehemaligen Präsidenten Giampiero Boniperti gespielt. Mit 13 habe ich dann in der C-Jugend beim FCA angefangen. Mit im Team war damals übrigens auch ein gewisser Armin Veh.

Ich hatte wirklich eine sehr schöne Zeit als aktiver Spieler.

Aber nicht nur der. War das nicht die goldene Generation des FCA, die damals gerade heranwuchs?
Du meinst Raimond Aumann, Roland Grahammer oder Martin Trieb?

Genau die. Und dein Cousin Christian Hochstätter.
Mit Christian habe ich nie in einem Team gespielt, weil er zwei Jahre älter war als ich. Aber auch Peter Hensold oder Wolfgang Eberle waren alle Spieler, die damals den Sprung in den Profikader geschafft haben.

Bevor es zurück zum FCA ging, hat Juventus noch im Finale der Landesmeister gegen Ajax Amsterdam gespielt. 91.000 Zuschauer in Belgrad, es war das letzte Spiel von Helmut im Juve-Trikot. Kannst du dich noch an dieses Match erinnern?
Natürlich kann ich mich noch daran erinnern. Aber ich war nicht live in Belgrad dabei, ich habe das Spiel vor dem Fernseher verfolgt. Juve hat leider mit 0:1 verloren.

Turin ist nicht unbedingt eine Metropole, La Vecchia Signora ist aber der beliebteste Klub in Italien. Warum ist das so?
Juve ist mit 35 gewonnenen Meisterschaften mit Abstand der erfolgreichste Klub in Italien. Entweder man liebt oder hasst ihn, dazwischen gibt es nichts.

Das fußballerische Talent hast du unbestritten von deinem Vater geerbt. Du hast beim FC Augsburg und Blau Weiß 90 Berlin gespielt und bist auf 24 Spiele in der ersten und fast 200 Spiele in der zweiten Liga gekommen.
In der ersten Liga waren es leider nur 24, was wohl daran lag, dass mir die nötige Schnelligkeit gefehlt hat, so selbstkritisch bin ich schon. Aber letztendlich wurden es 325 Pflichtspiele im Profifußball, da kann man schon zufrieden zurückblicken. Ich hatte wirklich eine sehr schöne Zeit als aktiver Spieler.

Ich bin mir sicher, dass wir auch dieses Jahr die Klasse halten werden.

Von 1984 bis 1990 hast du bei Blau-Weiß 90 gespielt und auch dort gelebt. Berlin war damals noch eine geteilte Stadt. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?
Es war immer ein unangenehmes Gefühl, durch die DDR auf der Transitstrecke zu fahren. Man hatte immer etwas Angst, aufgehalten zu werden. Aber Berlin als Stadt war ein Traum und wir hatten bei Blau-Weiß 90 eine tolle Gemeinschaft, auch die Frauen haben sich gut verstanden. Ohne diesen Zusammenhalt hätte Blau-Weiß wohl nicht so lange Erfolg gehabt.

Bei Blau-Weiß hat damals halb Augsburg gespielt.
(Lacht) Das war wirklich so, mit dem leider bereits verstorbenen Werner Schreiner, Leo Bunk, Thomas Motzke, Peter Gartmann und Karl-Heinz Riedle waren doch einige ehemalige FCAler dabei.

Woran lag das?
An Spielerberater Michael Koppold aus Schrobenhausen, der war viel im Augsburger Raum unterwegs und damals als Manager in Berlin tätig.

Du hast bei den Junioren des FCA gespielt und 1979 mit 18 Jahren den Sprung in den Profikader geschafft.
Das war für uns junge Spieler ein Traum, aus der Jugend rauszukommen und gleich in der damaligen 2. Bundesliga Süd zu spielen. Wir waren damals eine tolle Truppe und ein sehr verschworener Haufen. Wir waren so etwas wie Underdogs und eigentlich immer der krasse Außenseiter.

2000 war dann mit 39 Jahren Schluss mit dem Profifußball. Du bist dann nahtlos ins Trainergeschäft eingestiegen, unter anderem auch bei Schwaben Augsburg.
Das ist richtig, ohne Fußball geht bei mir nichts. Ich habe mit 50 Jahren noch in der Bezirksliga gespielt. Ich bin dankbar, dass ich immer noch fit bin, aber ich lebe auch entsprechend.

Du spielst heute noch in der Traditionself des FCA.
Ja, ich bin immer noch dabei, wir haben erst vor Kurzem gegen den 1. FC Köln gespielt. In der Traditionself kicken unter anderem auch Tobias Werner, Halil Altintop, Roy Stapelfeld, und Markus Feulner, auch Christoph Janker soll demnächst dazukommen. Es macht wirklich großen Spaß mit diesen Jungs.

Ein Wort zur aktuellen Saison des FCA...
Das Programm hatte es wirklich in sich, wir hatten es zu Beginn fast nur mit Topmannschaften zu tun. Dazu die vielen Neuzugänge, die sich erst einmal integrieren mussten. Der FCA hat sich jetzt aber gefunden und ich bin mir sicher, dass wir auch dieses Jahr die Klasse halten werden.

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Historie