

Was macht eigentlich Werner Heiß?
"Gleich drei Tore bei meinem Bayernliga-Debüt für den FCA, das war natürlich ein Traum"
Werner Heiß war ein Instinktfußballer und echter Goalgetter. 164 Pflichtspiele und 61 Tore für den FCA und Schwaben Augsburg lautet seine Bilanz. Mit dem FCA konnte er 1994 die Bayernliga-Meisterschaft unter Armin Veh gewinnen. Danach wechselte er zum TSV Schwaben Augsburg, wo er jahrelang interner Torschützenkönig war. Anschließend wurde er Trainer und coachte unter anderem den TSV Friedberg und den TSV Bobingen.
Hallo Werner, wo habe ich denn gerade erreicht?
Ich sitze gerade in meinem Büro und mache Pause. Ich bin Verwaltungsleiter bei einer Brauerei in Ustersbach.
Du warst das, was man einen Straßenkicker nennt ...
Definitiv, Leistungsnachwuchszentren waren damals noch ein Fremdwort, nach der Schule ging es raus auf den Bolzplatz und dort haben wir dann gekickt, bis die Sonne unterging.
Du hast das, was man einen Torriecher nennt. Den hat man oder eben nicht.
Ja, das würde ich schon von mir behaupten, dass ich ein Instinktfußballer bin und wenn ich mir meine Ausbeute an Treffern so ansehe, dann bin ich eigentlich schon ganz zufrieden. Aber heute muss ich zugeben, dass ich mit meinem Talent schon etwas schlampig umgegangen bin. Mein früherer Trainer Armin Veh, mit dem ich heute golfe, sagt auch immer, dass mit mehr Biss und Ehrgeiz wesentlich mehr drin gewesen wäre in meiner Karriere.
Wenn ich mich nicht täusche, dann bist du in Bobingen aufgewachsen. Hast du beim TSV auch mit dem Kicken begonnen?
Genau so ist es, ich habe dort bis zur C-Jugend gespielt, bin dann zu den B-Junioren des FC Augsburg gewechselt und habe dort drei Jahre gespielt. Danach bin ich wieder zurück zum TSV Bobingen, wo ich noch ein Jahr A-Jugend gespielt habe und dann ging es zu den Senioren in die Bezirksoberliga. Bereits ein Jahr später bin ich zum TSV Schwaben. Mein damaliger Trainer Helmut Haller ist dann in die Schweiz zum FC Chur und hat mich sozusagen gleich mitgenommen
Ich wusste gar nicht, dass Haller Trainer in Chur war.
Das Gastspiel dauerte allerdings nicht lange, weil er nach einigen Wochen dort das Handtuch schmiss. Da bin ich auch gleich wieder mit zurück nach Augsburg und bin dann beim FCA gelandet.
Das war 1992.
Für mich als Jungspund mit 20 Jahren war dieser Schritt super und ich hatte zwei tolle und erfolgreiche Jahre in der Bayernliga. Wir wurden Meister, wir haben bei der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilgenommen und hatten das legendäre Pokalspiel 1993 gegen Bayer Leverkusen mit Bernd Schuster. Die Kameradschaft war damals auch großartig, wir sind oft nach dem Training noch mit Franz Becker, Christian Radlmaier, Nico Sbordone und anderen Spielern in die Kneipe gegangen und haben noch ein Bierchen getrunken. So etwas gibt es heute leider kaum noch.
Du hast in deiner ersten Saison 1992/1993 gleich mal mächtig losgelegt. Beim Auswärtsspiel gegen die SpVgg Bayreuth sind dir drei Treffer gelungen.
Wir haben leider 3:4 verloren, aber für mich lief das Spiel optimal, gleich drei Tore bei meinem Bayernliga-Debüt für den FCA, das war natürlich für mich ein Traum.
Da hattest du mit Joseph Babatunde und mit Christian Radlmaier harte Konkurrenz vor der Nase.
Das war ein bisschen mein Pech, denn die zwei waren schon richtig gute Stürmer und auch super Typen. Ich habe da schon einiges mitgenommen und die Zeit sehr positiv in Erinnerung. Danach bin ich wieder zu den Schwaben gewechselt, wo ich noch viele gute Jahre hatte. Soweit ich mich erinnere, war ich in jeder Saison der interne Torschützenkönig.
Sagt dir das Datum 25. November 2000 noch etwas?
Da muss ich jetzt mal überlegen – das Pokalspiel gegen Leverkusen kann es nicht gewesen sein.
Nein, es war das letzte Punktspiel zwischen dem FC Augsburg und TSV Schwaben, wenn man mal die U23 vom FCA abzieht. Du hast für die Schwaben gespielt, ihr habt 2:1 gewonnen.
Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Das war nach dem Zwangsabstieg des FCA in die Bayernliga. Das Hinspiel haben wir im rappelvollen Ernst-Lehner-Stadion 2:3 verloren, aber im Rückspiel konnten wir das Derby für uns entscheiden. Fast schon ein historisches Spiel, denn ich glaube nicht, dass sich die beiden Teams so schnell wieder in einem Lokalderby gegenüberstehen werden.
Ich kann mich noch gut an das Spiel erinnern, weil ihr das 2:1 in der Nähe der FCA-Fankurve gefeiert habt und dafür einige Bierbecher kassiert habt.
(lacht) Ja, das stimmt. Der FCA war ja immer mindestens eine Nummer größer und die Siege gegen den Lokalrivalen waren immer etwas Besonderes.
Bei einem Hallenturnier in Friedberg ging es ähnlich hitzig zu, als der FCA und Schwaben aufeinandertrafen.
Da kann ich mich auch dunkel daran erinnern, da ging es schon etwas zur Sache (lacht). Die Rivalität zwischen dem Verein war vor der Fusion sehr groß und selbst in den 90ern und Nullerjahren war sie noch zu spüren. Heute ist das Verhältnis zwischen den beiden Klubs freundschaftlich.
Was sagst du zur aktuellen Situation bei den Schwabenrittern?
Vor ein paar Wochen hätte ich gesagt, dass sie eine sensationelle Saison spielen. Matthias Ostrzolek macht da einen sehr guten Job, aber in den letzten Spielen ist ihnen etwas die Luft ausgegangen. Ich hoffe, dass sie am Samstag gegen die U23 des FC Bayern (nach Redaktionsschluss) in der Rosenau den Klassenerhalt fix machen und keine Relegationsspiele bestreiten müssen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie ein weiteres Jahr in der Regionalliga spielen.
Nach deiner Zeit beim FCA und Schwaben Augsburg hast du noch viele Jahre erst als Spielertrainer, dann als Trainer u.a. für den TSV Friedberg und den TSV Bobingen agiert.
Ich habe meine aktive Laufbahn beim TSV Neusäß ausklingen lassen und bekam dann anschließend das Angebot vom TSV Friedberg. Mir hat das so viel Spaß gemacht, dass ich das noch über ein Jahrzehnt gemacht habe. Ich habe auch lange für die FCA-Traditionsmannschaft gespielt, aber mit dem Fußball habe ich aufgehört. Ich bin Leiter der Tennisabteilung beim TSV Bobingen und spiele auch Punktspiele, langweilig wird es mir also nicht. Bei uns im Team ist übrigens eine echte FCA-Legende, nämlich Daniel Baier.
Wie sehr verfolgst du noch das Geschehen rund um den FC Augsburg?
Als Lokalpatriot natürlich mit großem Interesse, ich bin auch öfter mal in der WWK ARENA bei den Spielen. Vor einigen Wochen waren wir ja mit der Meistermannschaft von 1994 eingeladen und es war wirklich ein großartiger Tag und eine tolle Geste des Klubs. Was den FCA betrifft: Was soll man noch sagen, was nicht schon gesagt ist, es ist eine große Leistung, sich so lange in der Bundesliga zu behaupten, dafür muss man den Verantwortlichen schon ein großes Kompliment machen.
Was traust du dem FCA noch zu?
Prognosen im Fußball, das ist immer so eine Sache. Der FCA hat inzwischen einige sehr vielversprechende Spieler im Kader und ich würde mich freuen, wenn man diese Spieler halten könnte. Was mir seit Jahren fehlt, ist ein echter Stratege im Mittelfeld, so wie es Daniel Baier verkörpert hat. Dennoch: Der Verein steht wirtschaftlich auf soliden Beinen, das ist schon mal eine sehr gute Basis, und ich traue dem FCA schon noch einiges zu. (ws)
