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Herbert Schmoll berichtete für die Augsburger Allgemeine und über den FC Augsburg

Was macht eigentlich Herbert Schmoll?

"Nach der Fusion 1969 wurden wir fast alle FCA-Fans"

Verein 16.04.2024, 09:07

Wenn das Wort Legende in seinem Zusammenhang fällt, winkt er nur lachend ab und seine Antwort lautet lapidar: „Ich bin ein Arbeiter“. 40 Jahre berichtete der Biberbacher Sportjournalist für die Augsburger Allgemeine und über den FC Augsburg, in dieser Zeit hat er alle Höhen und Tiefen des Klubs miterlebt. War er Anfang der 1960er-Jahre noch Fan des TSV Schwaben Augsburg, wurde er nach der Fusion am 15. Juli 1969 zum Anhänger des FC Augsburg. Und diese Liebe sollte ein Leben lang halten. Obwohl er inzwischen im Ruhestand ist, berichtet er noch regelmäßig über die Spiele der U23 des FCA. Und besonders gerne erinnert er sich an die Rückkehr seines Lieblingsspielers Helmut Haller und an die Saison 1973/74. 

Servus Herbert, wo habe ich dich denn erreicht?
Ich bin zuhause und lese gerade Zeitung.

Lass mich raten – die Augsburger Allgemeine?
Als Abonnent ist das natürlich meine tägliche Pflichtlektüre, ich lese aber schon auch andere Gazetten und Magazine. Ich liebe generell das Rascheln des Zeitungspapiers und bin jetzt nicht so der Online-Freak.

Du bist nach vielen Jahren an der Sportfront in den verdienten Ruhestand gegangen. Aber so ganz ohne Fußball geht‘s dann doch nicht, oder?
Das stimmt, ich mache ja noch einige Sachen für meinen ehemaligen Arbeitgeber und betreue noch journalistisch die U23 des FCA. Und ich mache das auch sehr gerne, weil ich dadurch regelmäßig in die Rosenau komme und dort warme Erinnerungen alter Tage wieder aufblühen.

Stichwort Rosenau: Wenn man mal dein Leben rekapituliert, kann man ohne Übertreibung sagen, dass dieses Stadion lange dein zweites Wohnzimmer war.
Absolut und deswegen habe ich meinen beruflichen Abschied auch standesgemäß in der Rosenaugaststätte unter dem Motto „Back to the roots“ gefeiert.

Ich habe etwas recherchiert, dein Herz schlug in den 60er Jahren nicht rot-grün-weiß, sondern lila.
Was du alles weißt (lacht). Mein Onkel war ein glühender Fan des TSV Schwaben und hatte immer eine Dauerkarte. 1960 bin ich dann mit ihm zum ersten Mal in die Rosenau gepilgert und so wurde ich zum Schwabenritter. Damals haben sie in der Oberliga Süd gespielt und ich war bis zur Fusion 1969 bei den meisten Heimspielen mit meinem Onkel bei den Spielen. Er ist letztes Jahr im Alter von 92 Jahren gestorben und war bis zum Schluss immer bei den Heimspielen der Schwaben im Ernst-Lehner-Stadion dabei. 

Und was geschah nach der Fusion?
Wir wurden, bis auf wenige Ausnahmen, alle Fans des neugegründeten FC Augsburg, das war für uns gar keine Frage. 

Und diese Liebe hielt dann ein Leben lang. 
Ja, sie ist bis zum heutigen Tage nicht erloschen.

"Er hatte immer den Schalk im Nacken"

Auf deinem Auto prangt an der Heckklappe ein Aufkleber von Helmut Haller. Du warst immer ein großer Fan von „Hemad“, wann war deine erste persönliche Begegnung mit ihm?
Live habe ich ihn zum ersten Mal 1960 oder 1961 bei einem der Derbys Schwaben gegen BCA erlebt. Unabhängig von der Vereinszugehörigkeit war ich schon immer fasziniert und selbst mein Onkel mit seinem lila Blut war immer sehr von ihm angetan. Ich kannte ihn persönlich, aber so richtig zu tun hatte ich mit ihm erst 1982, als ich bei der AZ angefangen habe.

Helmut war ein sehr beliebter Zeitgenosse. Wenn man mit seinen ehemaligen Kollegen spricht, dann schwärmen alle von ihm. 
Er hatte immer den Schalk im Nacken, ich habe ihn dann auch später oft getroffen, denn wir waren mit meinem Heimatverein SC Biberbach Kunde bei ihm und seiner Sportartikelfirma AT Sport, die er zusammen mit Gerd Müller betrieb. Er war ein sehr angenehmer und freundlicher Mensch, wir haben uns gut verstanden und Helmut hat mir auch beruflich die eine oder andere Türe geöffnet.

Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag und an deinen ersten Job bei der Augsburger Allgemeinen erinnern? 
Von 1982 bis 1985 war ich in der AZ-Filiale in Dillingen, später kam ich dann nach Augsburg. Mein erster Job für den FCA war im Dezember 1982 in Fürth. Sie hatten damals niemand und haben mich angerufen und gefragt, ob ich das machen will. Klar, das habe ich dann gerne gemacht. 

Vor ziemlich genau 50 Jahren feierte die Truppe um Haller, Fink, Jörg und Co. sensationell die Meisterschaft in der Regionalliga. Wie hast du diese Saison erlebt, als Helmut Haller von Juventus Turin zum FC Augsburg wechselte?
Im Frühsommer 1973 kam das Gerücht auf, dass der Augsburger Sepp Neumaier mit Helmut Haller über eine Rückkehr verhandelt. Eigentlich war das ein unvorstellbarer Gedanke, weil ich dachte, dass er eher zum FC Bayern, 1860 München oder zum 1. FC Nürnberg gehen würde. Aber dann wurde es Realität und alleine die Meldung über seine Verpflichtung löste in Augsburg eine bis dahin nie dagewesene Euphorie aus. Die Saison 1973/74 war ein nicht enden wollender Traum, der durch die Meisterschaft gekrönt wurde.

Du hast 1973 auch das Spiel 1860 gegen den FC Augsburg vor fast 100.000 Zuschauern im Olympiastadion erlebt.
Da bekomme ich heute noch Gänsehaut, wenn ich an dieses Spiel denke. 2007 hat sich das dann wiederholt, als wir als Zweitligist in der ausverkauften Allianz Arena die Löwen schlagen konnten. 

Die Meistermannschaft von 1974 ist bis heute mein Lieblingsteam, weil es mich als Junge sehr geprägt hat. Geht es dir da ähnlich?
Ja logisch, Mögele, Hauser, Fink, Schuhmann, Brandmair, Obermeier, Höbusch, Jörg, Haug, Vöhringer und wie sie alle hießen. Da fällt mir nur der Begriff Legenden ein.

Der FCA ist dann leider in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga knapp gescheitert. Es keimt ja auch heute immer wieder das Gerücht auf, dass der FCA gar nicht aufsteigen wollte.
Es hat nur ein Punkt gefehlt und aufgestiegen ist letztendlich Tennis Borussia Berlin. An diesem Gerücht ist aber nichts dran, denn Haller hat immer einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn ihn jemand darauf angesprochen hat. Er hat ja trotz seiner großen Erfolge nie in der Bundesliga gespielt und das wäre noch ein großes Ziel von ihm gewesen.

"Ich bin jahrelang alle 14 Tage kreuz und quer durch Bayern getourt"

Euphorie und der Erfolg sind dann Jahr für Jahr immer mehr abgeebbt, du musstest in deiner 40-jährigen Tätigkeit als Sportjournalist mehr Tiefen als Höhen mit dem FCA erleben. 
Ich bin jahrelang alle 14 Tage kreuz und quer durch Bayern getourt, Frohnlach, Helmbrechts, Vestenbergsgreuth und wie die Gegner alle hießen. Das war natürlich nicht der Anspruch des FCA und man hat es Jahr für Jahr mit neuem Personal und neuen Trainern probiert, aber das Resultat war eher bescheiden. Die großen Spiele gab es damals nur im Pokal wie gegen den FC Bayern, den Hamburger SV oder Bayer Leverkusen mit Bernd Schuster. Und bei diesen Spielen konnte man dann sehen, wie groß der Durst nach hochklassigem Fußball in dieser Region war. Egal wie die Präsidenten hießen, ob Lux, Kranzfelder oder Bircks, jeder hatte gute Absichten, aber es wollte einfach nicht klappen. 

Die dunkelste Stunde …?
… war eindeutig 2000 der Crash des Hauptsponsors Infomatec mit dem damit verbundenen Zwangsabstieg in die Bayernliga. Ich war damals bei der Pressekonferenz anwesend und da flossen auch Tränen. 

Und dann kam Walther Seinsch, du sollst daran ja nicht ganz unbeteiligt sein.
Ich will mich da jetzt nicht mit irgendwelchen Lorbeeren schmücken, aber die Idee mit Walther Seinsch kam von mir und Karl-Heinz Jakel. Das hat Peter Bircks im FCA-Film „Mehr als nur 90 Minuten“ dann später auch in die Kamera diktiert.

Erzähl doch mal …
Ich habe im März 2000 im Kicker gelesen, dass Seinsch doch nicht beim SSV Reutlingen einsteigen wird. Daraufhin habe ich den Jakel angerufen und ihn gefragt, ob sie ihn nicht mal kontaktieren wollen. Ich habe dann über einen Sportjournalistenkollegen in Reutlingen die Telefonnummer von Seinsch bekommen und daraufhin haben Jakel und der ehemalige Manager Jürgen Rollmann angerufen und sich auch mit ihm getroffen. Mein Job war damit erledigt. 

Kam so der Stein ins Rollen?
Es lief nicht wie gewünscht, Seinsch war anfangs skeptisch und eher ablehnend. Erst die Gespräche mit Peter Bircks brachten die Wende, der Rest der Geschichte ist bekannt.

Du hast dich als FCA-Fan nie gescheut, auch mal kritische Töne zu verfassen. Das wiederum hat einige FCA-Verantwortliche und -Fans auf die Palme gebracht. Ist es schwer, über „seinen“ Verein zu berichten?
Mit dem Tag, an dem ich bei der AZ angefangen habe, musste ich mein Fan-Dasein quasi beenden. Es gab natürlich immer wieder mal Auseinandersetzungen mit Fans und einigen Verantwortlichen, wir lagen immer wieder mal im Clinch, so wie nach einem Heimspiel Ende der 90er, als der FCA zuhause 0:5 gegen Egelsbach verlor. Ich titulierte „Der FCA wird zur Lachnummer der Liga“. Daraufhin hat Bircks bei unserer Chefredaktion angerufen und sich beschwert. Das Gute an ihm war, dass er nicht nachtragend war, man hat sich immer ausgesprochen und danach war immer alles wieder gut. Auch mit Andreas Rettig gab es Reibereien, aber letztendlich haben wir uns immer gut vertragen. Er hat mich und die Kollegin Bogenreuther später sogar mal nach St. Pauli eingeladen, weil die Augsburger Medien letztendlich schon immer fair mit ihm umgegangen sind.

Das Heimspiel gegen Werder Bremen wird zum Traditionsspiel, es werden die Helden von 1973/74 in der WWK ARENA zu Gast sein, alles dreht sich um diese Zeit. Dieser Tag wird sicherlich ein Highlight werden.
Da freue ich mich schon sehr drauf. Ich finde es super, dass der FCA da die Kurve bekommen hat, denn dem Verein wurde ja immer wieder mal vorgeworfen, dass er sich zu wenig um ehemalige Spieler kümmert. Das hat sich grundlegend gewandelt, die Tradition des FCA ist zwar nicht vergleichbar mit der vom 1. FC Nürnberg oder 1860 München, aber er ist ein Klub mit einer großen Geschichte. Und die muss man sich immer bewahren.

Bitte vervollständige folgenden Satz: Der FCA 2024 ist …
… seit 13 Jahren ein fester Bestandteil der Bundesliga. Alleine diese Tatsache ist ein echtes Fußballmärchen. (ws)

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