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Alles Kopfsache? Der Bereich Sportpsychologie an der Paul-Renz-Akademie

Spannende Einblicke in die Arbeit im mentalen Bereich

Nachwuchs 01.02.2023, 14:15

Fußballspiele werden zwar auf dem Platz und durch Tore entschieden, fangen aber weit vorher und nicht zuletzt im Kopf an. Die Sportpsychologie versucht den Nachwuchsspielern des FCA zu zeigen, dass man auch diese mentale Seite trainieren kann und wie man mit Nervosität, Druck und Fehlern bestmöglich umgeht.

Dass im Leistungssport ein gesunder Körper das höchste Gut ist, dürfte nicht abzustreiten sein. Genauso wichtig ist nicht nur im Sport allerdings auch die mentale Gesundheit. Um den Nachwuchskickern des FC Augsburg mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und die jungen Sportler auf ihrem Weg zu begleiten, ist mit Samuel Ireland ein Sportpsychologe am NLZ angestellt. „Anders als man es sich vielleicht vorstellt, geht es in der Sportpsychologie nicht nur um Krisenbewältigung, sondern vor allem um Leistungssteigerung: Wie kann man den Kopf trainieren, damit man auf dem Platz seine beste Leistung abruft?“, beschreibt er seinen Kernauftrag bei den Rot-Grün-Weißen. Wichtig zu betonen ist dabei: „Ich sehe mich als Unterstützung für die Mannschaft, die Spieler und die Trainer. Mit mir zu arbeiten, ist ein Angebot für alle. Es soll aber keiner das Gefühl haben, sich mit mir unterhalten zu müssen. Wenn ein Spieler einmal in der Vorbereitung mit mir spricht und dann erst wieder an Weihnachten, ist das vollkommen okay.“

Während dieser Grundsatz für alle Spieler und Trainer am NLZ gilt, erfahren die U23, die U19 und die U17 eine intensivere Betreuung. Das bedeutet, dass Ireland nicht nur Einzelgespräche führt, sondern auch bei möglichst vielen Trainingseinheiten und Spielen mit am Platz steht und beobachtet, wie die Spieler und Trainer das Besprochene auf und am Rasen umsetzen. Manchmal sei es auch ein kurzer Satz auf dem Weg zur Kabine oder zurück, der Sicherheit vermitteln und als kleine Erinnerung an die erarbeiteten Methoden dienen könne.

Individualität statt Theorie

Doch um was genau geht es in diesen vertraulichen Gesprächen, die in den neuen Räumlichkeiten der Paul-Renz-Akademie stattfinden? Als ein Beispiel nennt Ireland die Arbeit mit Führungsspielern: „Hier versucht man die Jungs für ihre Verantwortung zu sensibilisieren. Im Austausch erarbeiten wir dann, wie man am besten mit seinen Mitspielern umgeht und wie der Spieler seine Rolle interpretiert und diese passend zu seiner Art auslebt.“ Denn: „Es gibt zwar die besten theoretischen Ansätze, aber über allem steht, dass sie zum Spieler und zur Situation passen müssen.“ So könne auch ein eher introvertierter Spieler Führungsperson sein und eine Mannschaft leiten, ohne groß laut zu werden.

Ein relevanter Punkt für alle Spieler ist der Umgang mit positiven wie negativen Emotionen. Denn obwohl in einem Fußballspiel jeder Einzelne darauf bedacht ist, eine gute Partie abzuliefern, Fehler passieren immer. „Fehler können einen herunterziehen. Wichtig ist es dann, sich davon aber nicht übermannen zu lassen und sich dieser Emotion nicht einfach hinzugeben“, so Ireland. An dieser Stelle setzt die Sportpsychologie an und hat verschiedene Werkzeuge parat. Ein einfacher Trick, der fast immer helfe, sei das klassische Tiefdurchatmen, wodurch sich Körper und Geist von Stress kurzzeitig lösen. Derartige Rituale können der Aufhänger für noch weitere bewusste Schritte sein, um mit der Situation in diesem Moment abzuschließen und sich dann auf das restliche Spiel konzentrieren zu können. Aber auch hier gilt: Andere brauchen nach einem Fehler etwas, das sie aktiviert und motiviert, was ebenso zum Repertoire des Themenfelds gehört und sich wie jeder andere Bestandteil des Sportlerseins aktiv trainieren lässt. 

Emotionen mit Köpfchen meistern

Auf der anderen Seite gilt in der Sportpsychologie wie so oft das Motto der Balance. Denn auch Erfolg kann man nicht nur einfach hin- mitnehmen, sondern positiv für sich nutzen, um Überheblichkeit zu verhindern und ihn stattdessen als Ansporn zu verstehen. „Den Jungs mitzugeben, wie sie mit ihren Emotionen geschult umgehen können, das ist schon mein Anspruch“, fasst Ireland seine Aufgabe auf. Bei den jüngeren Spielern müsse man die Wertschätzung für solche Prozesse am Anfang eher erst schaffen, grundsätzlich stoße man aber bei den meisten auf ein offenes Buch: „Die Spieler merken selbst, dass es einen Unterschied macht, wenn man sich mit sich und seinem Kopf auseinandersetzt.“ Zwar könnten ältere Spieler tendenziell schon etwas reflektierter mit diesen Themen umgehen, vieles würde sich aber unabhängig vom Alter immer wieder wiederholen. Die Emotionen auf dem Fußballplatz seien nun mal im Nachwuchs wie bei den Profis die gleichen. Und: „Nur weil man weiß und erkennt, dass der linke Fuß als Rechtsfüßler wichtig ist, heißt das nicht, dass er auch stark ist. So ist es in der Sportpsychologie auch, es ist eine Entwicklung und ein Trainingsprozess“, zieht Ireland einen Vergleich zur physischen Arbeit.

„Als Mannschaft auf eine gemeinsame Sache hinarbeiten zu dürfen, ist ein wahnsinnig großes Privileg und kann so viel Spaß machen.“

Abseits vom Umgang mit Emotionen, Fehlern, sich selbst und seinen Mannschaftskollegen möchte Ireland den Spielern und Trainern eine weitere wichtige Sache mit auf den Weg geben: „Es ist ein wahnsinnig großes Privileg, im Sport und besonders im Mannschaftskontext mit Leuten, mit denen man sich gut versteht, über ein oder mehrere Jahre auf eine gemeinsame Sache hinzuarbeiten. Woche für Woche hat man die Möglichkeit, harte Arbeit unter Beweis zu stellen. Das kann zwar phasenweise schmerzhaft sein, aber vor allem viel Spaß machen. Dieses Gefühl sollte man würdigen und genießen, da es etwas sehr Besonderes im Leben ist. Teil davon sein zu dürfen, ist mit das Schönste an meinem Job.“

Abschließend hat Ireland noch einen Rat an jede und jeden auf Lager: „Ab und an in sich hineinzuhören, tut allen gut, auch im ganz normalen Leben. Das ist der erste Schritt.“ Ist dieser gemacht, sei es auch in Ordnung, wenn eines der FCA-Talente nach einem verlorenen Spiel frustriert ist und den ganzen Abend mit niemandem mehr reden möchte – solange er sich früher oder später durch die erlernten Werkzeuge oder im Gespräch damit auseinandersetzt. Denn für Erfolg im Sport braucht es Fitness in allen Bereichen – im Kopf wie im Körper.


Dieser Text erschien erstmals in der Erstauflage des Magazins "Paul-Renz-Akademie - der FCA-Nachwuchs". Hier gibt es das komplette Magazin zum Download. 

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