Was macht eigentlich Stephan Hain?

Stephan Hain hat sich in Augsburg unsterblich gemacht. Am 8. Mai 2011 gelang ihm gegen den FSV Frankfurt in der 85. Spielminute der 2:1-Siegtreffer, was den historischen Aufstieg in die Bundesliga bedeutete. Hain wurde von Thomas Tuchel entdeckt, der ihn 2007 zum FCA lockte. Insgesamt brachte es der gebürtige Niederbayer auf 85 Einsätze (24 Bundesliga/51 2. Liga), in denen ihm 16 Tore gelangen.

Hallo Stephan, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich bin zuhause. Ich dabei gerade dabei, mich als Ernährungsberater selbständig zu machen. Im Moment bereite ich mich auf einen Vortrag an einer Schule vor.

Dann bist du gar nicht mehr in Neuseeland? 
Nein, ich bin seit einigen Wochen wieder in der kalten Heimat.

Wie kam es denn dazu, dass du in Neuseeland gelandet bist?
Ist doch naheliegend nach meinen Stationen in Augsburg und München (lacht). Als meine Zeit bei Unterhaching zu Ende ging, habe ich überlegt, welche Optionen ich denn so habe. Ich wollte unbedingt in die Ferne reisen und da kam mir die Idee, meinen Trip mit einem kleinen Fußballabenteuer zu verbinden. Mir ging es jetzt gar nicht darum, in einer Profiliga zu spielen. Ich habe dann tatsächlich just for fun einige Erstliga-Vereine in Neuseeland angemailt und zu meiner Überraschung kam auch kurze Zeit später eine Antwort von Manukau United FC. Das ist ein Stadtteil von Auckland. 

Das war im Sommer 2023?
Richtig. Ich bin runtergeflogen und habe die letzten Spiele der Saison absolviert. Anschließend ging es dann weiter nach Australien und Bali. Insgesamt war ich mit Frau und Kind drei Monate unterwegs.

Neuseeland besteht aus 5 Millionen Einwohnern, 10 Millionen Kühen und 26 Millionen Schafen …
Genau so ist es, wenige Menschen, viel Natur. Auckland selber fand ich jetzt nicht so spannend, aber es ist ein faszinierendes Land. Alles läuft etwas relaxter und die Menschen sind wirklich sehr freundlich und haben eine andere Haltung zum Leben.

Interessiert man sich in Neuseeland für die Bundesliga oder ist dort nur die englische Premier League ein Thema?
Generell spielt Fußball nach Rugby und Cricket nur die dritte, wenn nicht sogar die vierte Geige. Die Premier League steht klar auf Platz eins der Beliebtheitsliste, aber man kennt dort natürlich auch die Bundesliga.

Du bist Vater geworden.
Ja, meine Tochter ist jetzt auch schon eineinhalb Jahre alt. Ich muss sagen, dass mir diese Rolle sehr gut gefällt, auch wenn sich dadurch sehr viel verändert hat. 

Auf deinem WhatsApp-Profilbild sieht man, dass dein Bart immer länger wird. Wie lange hat es denn gedauert.
Das täuscht, ich habe ihn zum Ende der Reise wieder etwas gestutzt, bis er aber so lang wurde, hat das locker ein Jahr gedauert. Er muss natürlich auch demensprechend gepflegt werden. 

Thomas Tuchel hat dich entdeckt und 2007 von der SpVgg Ruhmannsfelden zum FCA geholt. Wie war das für dich, mit 19 Jahren vom Bayerischen Wald nach Augsburg zu wechseln? Ein NLZ gab es damals nicht, jedenfalls nicht in der heutigen Form. 
Das war schon ein krasser Schritt, ich war zum ersten Mal weg von zuhause. Ich hatte schon Respekt davor, aber dadurch, dass ich in Augsburg noch zur Schule ging und im Prinzip jeder Tag mit Training oder Spielen belegt war, hatte ich gar nicht die Zeit, groß darüber nachzudenken. Es hat mit den Jungs Spaß gemacht, es lief sportlich gut für mich, ich habe mich in Augsburg schnell wohl gefühlt und auch sehr gerne für den FCA gespielt.

Ist dir Tuchel, seit er den FC Bayern trainiert, schon mal begegnet? 
Nein, noch nicht, aber ich werde mal bei einem der nächsten öffentlichen Trainings vorbeischauen. Bin gespannt, ob er mich noch erkennt (lacht).

Er war schon wichtig für deine Entwicklung, oder?
Total, ich habe von ihm unheimlich viel gelernt, er hat mich definitiv auf ein höheres Level gehievt. Er war schon auch ein Trainer, der sehr viel gefordert hat. Er hat uns immer wieder gepredigt, dass wir bessere Spieler werden, wenn wir auf ihn hören und voll mitziehen. Und so war es dann auch. 

Bildergalerie: Stephan Hain

Dein Weg führte beim FCA von der Landesliga in der 2. Mannschaft bis in die Bundesliga. 
Wahnsinn, wenn ich jetzt so zurückblicke, dann ist das schon eine Entwicklung, mit der ich als 19-Jähriger nicht gerechnet habe. 

Du bist ein untypischer Fußballprofi, keine dicken Autos, keine Designerklamotten, kein Bling Bling… Hast du dich eigentlich in diesem Zirkus manchmal unwohl gefühlt?
Ich bin jetzt nicht der Typ, der das große Scheinwerferlicht sucht und es war auch in Augsburg nie so extrem wie vielleicht bei anderen Klubs. Wir waren eine Truppe mit einwandfreien Charakteren, der FCA ist ein bodenständiger und familiärer Verein, es gab also nie einen Moment, in dem ich mich unwohl gefühlt habe. 

Du hast dich beim FCA unsterblich gemacht. Ich sage nur 8. Mai 2011, es läuft die 85. Minute … 2:1 für Augsburg, der Aufstieg war perfekt, eine ganze Region dreht durch.
Klar, so etwas vergisst man natürlich nicht. Als der Ball über die Linie ging, habe ich nur noch Freude gespürt, ich war überwältigt und voller Adrenalin. Danach stand die ganze Stadt Kopf.

2014 bist du zum TSV 1860 München gewechselt und zwei Jahre später zur SpVgg Unterhaching. Dort lief es für dich richtig gut. Der Klub passt von seiner Unaufgeregtheit auch gut zu dir, ihr seid aufgestiegen. Du wurdest 2017 in der Regionalliga mit sagenhaften 32 Treffern Torschützenkönig.
Definitiv, auch wenn es sportlich ein Rückschritt war, es war im Nachhinein gesehen die richtige Entscheidung. Bei 1860 hat es einfach nicht gepasst, in Haching hatte ich dagegen eine richtig gute Zeit.

Wie intensiv verfolgst du noch das Geschehen rund um den FCA?
Bis auf die drei Monate, in denen ich unterwegs war, verfolge ich den FCA sehr, ich freue mich über jeden Punktgewinn. Es gibt definitiv noch eine emotionale Bindung.

Wo landen die Mannen von Jess Thorup am Ende der Saison?
Ich bin überzeugt davon, dass der FCA nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird, dafür ist die Qualität des Kaders einfach zu gut und mit Jess Thorup scheint auch der richtige Mann am Steuer zu sitzen.

Wann warst du das letzte Mal in der WWK ARENA?
Oha, das ist jetzt doch schon eine Weile her, ich glaube das war in der Europapokal-Saison gegen den FC Liverpool.

Dann wird's aber mal wieder Zeit!
Sehr gerne, jetzt wo ich an den Wochenenden nicht mehr selber spiele, wäre das tatsächlich mal wieder eine tolle Angelegenheit. (ws)

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