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Jan Moravek, ehemaliger Mittelfeldspieler des FC Augsburg

Was macht eigentlich Jan Morávek?

"Augsburg ist tief in meinem Herzen!"

Verein 09.05.2023, 12:00

Nach über zehn Jahren und 133 Spielen für den FC Augsburg verließ Jan Morávek 2022 den FCA und heuerte bei seinem Jugendklub Bohemians Prag 1905 an, mit denen der 33-Jährige aktuell den vierten Tabellenplatz in der Fortuna Liga belegt. Im Stadionkurier zum Union-Heimspiel erzählt Morávek, was er an Augsburg vermisst und welche Spiele am meisten in Erinnerung geblieben sind.

Hallo Jan, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
In der Nähe von Prag, unsere Familie hat im Grünen einen kleinen Sommersitz, da kann man wunderbar die Natur genießen. Ist ein bisschen ein Ersatz für Augsburg (lacht). Gestern hatten wir ein Auswärtsspiel, es war ein langer Trip und heute haben wir einen freien Tag bekommen.

Deine Laune dürfte nicht die allerbeste sein, ihr habt in den letzten beiden Auswärtsspielen bei Slavia Prag (0:3) und beim FC Trinity Zlín (1:4) zwei Mal kräftig auf die Mütze bekommen.
Das stimmt, aber man muss das etwas relativieren. Bohemians wäre letzte Saison fast abgestiegen, man konnte sich quasi im letzten Moment retten. Slavia Prag ist in dieser Saison zuhause ungeschlagen, sie sind eine regelrechte Macht in ihrem Stadion. Aber die Niederlage gegen Zlín schmerzt, da hatten wir wirklich einen sehr schlechten Tag. 

Ihr steht dennoch auf Platz vier der tschechischen Fortuna Liga. Die Qualifikation für den Europapokal ist also noch drin.
Absolut. Wir sind bereits für die Play-Offs in der tschechischen Liga qualifiziert, das ist definitiv ein großer Erfolg für den Klub, weil wir zu den Top-Sechs der Liga gehören. Und eine Teilnahme an der UEFA Europa Conference League ist sehr realistisch.

Bohemians Prag ist ein bisschen der FC St. Pauli von Tschechien. Er steht aber in der Publikumsgunst hinter den Lokalrivalen Sparta und Slavia.
Sparta und Slavia sind in Tschechien die beliebtesten Klubs mit den meisten Fans. Aber die Bohemians sind ein echter Traditionsverein mit sehr treuen Fans. Wir sind ein Familienklub, wo sich auch gerne die Subkultur trifft. Vor einigen Jahren hatte der Verein große finanzielle Probleme, die Fans haben ihn durch mehrere Aktionen gerettet. Unser Präsident ist übrigens Antonín Panenka, er ist eine Legende in Tschechien.

Der hat doch 1976 beim EM-Endspiel gegen Deutschland einen entscheidenden Elfmeter ins Tor gechippt. 
Genau der!

Ihr habt ein Känguru im Wappen. 
Das stammt von einer Australien-Tour, die der Verein 1927 absolviert hat. Der Trip dauerte damals über zwei Monate, insgesamt wurden 20 Spiele in Down Under absolviert. Zum Dank bekam der Verein von den Australiern ein Känguru geschenkt, das später auf dem Vereinslogo landete und heute auch als Maskottchen seine Runden im Stadion dreht. Mein Sohn ist ganz verrückt nach ihm, er liebt es Fotos mit ihm zu machen (lacht).

Bohemians ist der Verein, wo du bereits in der Jugend gespielt hast. Danach bist du mit 19 Jahren zum FC Schalke 04 gewechselt. 
Ich war gerade mal fünf Jahre alt, als mich mein Vater dort angemeldet hat und ich habe alle Schüler- und Jugendteams dort durchlaufen, obwohl ich immer wieder Angebote von Slavia und Sparta hatte. Aber ich wollte nie weg, weil ich mich bei den Bohemians immer wohl gefühlt habe und dort Führungsspieler war. Ich glaube, dass ich den richtigen Weg gewählt habe. Mit 19 Jahren habe ich dann den Schritt in die Bundesliga gewagt.

Schalke ist alles andere als ein einfacher Klub, wie man weiß. Da ist immer Rambazamba.
Der Schritt vom kickenden Studenten zum Bundesliga-Profi bei Schalke war sehr groß. Ich habe schnell realisiert, was es bedeutet, für so einen großen Verein zu spielen, da hat man einfach einen ganz anderen Druck. Aber es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich, bei der ich viele gute Erfahrung sammeln konnte, und ich bin auch stolz darauf, für so einen großen Klub gespielt zu haben. Meine Teamkollegen waren damals Größen wie Raúl, Rakitic, Huntelaar oder Neuer.

"Augsburg wurde zur zweiten Heimat"

2012 bist du in Augsburg gelandet, erst ein halbes Jahr per Leihe und anschließend wurdest du fest verpflichtet. Du hast über zehn Jahre für den FCA gespielt, das ist eine verdammt lange Zeit. 
Allerdings, das ist wirklich eine lange Zeit. Augsburg wurde für mich und meine Familie zur zweiten Heimat, unser Sohn ist in Augsburg geboren, so etwas verbindet für immer. 

Wie war das für euch als Familie, nach so langer Zeit wieder in die Heimat zurückzukehren?
Das Herz war schon etwas gespalten und es war nicht einfach für uns. Irgendwie läuft dieser Prozess immer noch, wir haben immer noch viele Freunde und Bekannte in Augsburg, mit denen wir heute noch Kontakt haben. Deswegen kommen wir auch immer wieder gerne hierher zu Besuch. Ich will jetzt noch ein paar Jahre spielen und was danach kommt, werden wir sehen. Jedenfalls ist Augsburg tief in meinem Herzen.

Was vermisst du am meisten an Augsburg?
Generell die deutsche Kultur und auch die Disziplin. Ich habe ein Drittel meines Lebens in Deutschland gelebt, ich kam als Jugendlicher und wurde dort erwachsen. So etwas beeinflusst einen natürlich sehr. Die Tschechen ticken anders und sind verglichen mit den Leuten hier pessimistischer in ihrer Lebenseinstellung. Ich bin stolzer Prager und Tscheche, aber Deutschland hat sehr auf uns abgefärbt. 

Du bist ein echter Eishockey-Freak und warst oft im Curt-Frenzel-Stadion. Hast du mitbekommen, dass die Panther doch noch die Klasse gehalten haben?
Ja, das war ein echtes Eishockey-Wunder und bin sehr froh, dass es in Augsburg weiterhin erstklassiges Eishockey gibt. Leider hat mein Landsmann und Freund David Stieler die Panther nach sieben Jahren verlassen. 

Du bist ja auch ein exzellenter Tennisspieler …
Ich wollte mit 15 Jahren tatsächlich mit dem Fußball aufhören, um Tennis zu spielen. Ich bin aber froh, dass mein Vater mich da in die Pflicht genommen und an mich appelliert hat, nicht meine Kameraden im Stich zu lassen. Zu dieser Zeit bekam ich auch Einladungen für die Jugendnationalmannschaft. Klar denke ich manchmal darüber nach, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich eine Tenniskarriere eingeschlagen hätte. Aber ich bin froh, dass ich beim Teamsport geblieben bin, beim Tennis muss man schon sehr starr im Kopf bleiben und man ist auf dem Court auch immer auf sich alleine gestellt.

Zurück zum FCA. In zehn Jahren erlebt man natürlich viel. Was ist dir noch am meisten in Erinnerung geblieben? 
Die Spiele gegen Greuther Fürth und Werder Bremen, als es um Leben und Tod ging. Wenn man um Titel spielt, ist das ein anderer Druck, als wenn es um den Abstieg geht, denn da geht es um Existenzen. Man sieht es ja heute, wie schwer es Mannschaften wie der Hamburger SV haben, wieder aufzusteigen. Und natürlich war das Spiel gegen den FC Liverpool an der Anfield Road ein echtes Highlight und auch die Momente am Rathausplatz, wo man ausgelassen das Europapokal-Abenteuer gefeiert hat.

Du hast insgesamt 168 Bundesliga-Spiele absolviert, davon 126 für Augsburg. Diese Zeit war aber leider auch von vielen Verletzungen geprägt, 300 Spiele wären also möglich gewesen. 
Ja natürlich, aber es macht keinen Sinn darüber nachzudenken, man muss das einfach so akzeptieren und annehmen. Viele Kinder in Tschechien träumen davon in Deutschland zu spielen, mir ist das gelungen. Und am Ende sprangen auch noch drei A-Nationalspiele heraus, wo ich mit meinen früheren Idol Tomáš Rosický und Milan Baroš oder Petr Čech in einem Team spielen durfte. Das nimmt mir keiner mehr. (ws)

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