Was macht eigentlich Elton da Costa?
"Hatte fünf wunderbare Jahre in Augsburg"
Elton da Costa ist ein Mann für die Geschichtsbücher. Am 3. Mai 2006 sicherte er mit seinem Tor beim Auswärtsspiel gegen Eintracht Trier das nötige 1:1-Unentschieden und machte den Augsburger Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt. 2014 gelang ihm im Relegationsspiel gegen Arminia Bielefeld in der Nachspielzeit der Verlängerung der entscheidende Treffer für seinen damaligen Verein SV Darmstadt 98. Hier ein Auszug seines Interviews für den Stadionkurier zum letzten Heimspiel.
Hallo Elton, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Zuhause, aber ich bin schon so gut wie auf dem Sprung zum Sportgelände, wir haben heute Nachmittag Training.
Bevor wir auf die Aktualität zu sprechen kommen, du warst am 9. September in Augsburg beim Abschiedsspiel von Daniel Baier. Wie hast du diesen bewegenden Tag erlebt?
Vom Moment der Anreise im Hotel bis zur Abreise war alles perfekt organisiert. Ich war schon einige Jahre nicht mehr in Augsburg, deswegen war es für mich zusätzlich noch ein besonderer Tag und eine Ehre, eingeladen worden zu sein. Ich habe jeden Moment genossen.
Zdenko Miletic meinte sogar, dass er ein Glückstränchen im Auge hatte, als er in die Kabine kam und so viele frühere Mitspieler traf.
Das ging mir ähnlich, die meisten meiner Kollegen habe ich zuletzt 2010 gesehen und wenn man nach so langer Zeit wieder zusammenkommt, dann ist man schon gerührt, keine Frage. Ich fand diese Aktion toll, denn Daniel Baier war ein großartiger Spieler und er hatte so ein Abschiedsspiel definitiv verdient, Kompliment an die Verantwortlichen.
Du hast mit Darmstadt 98 und Kickers Offenbach drei Mal den Hessenpokal gewonnen, mit dem FCA bist du 2006 und mit Darmstadt 98 2014 in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Am spektakulärsten war das Relegationsspiel Arminia Bielefeld gegen den SVD. Ich bin damals selber vor dem Fernseher gesessen und war regelrecht aufgewühlt von diesem verrückten Spiel.
Das war mit Sicherheit der emotionalste Moment in meiner Karriere. Wir hatten das Hinspiel in Darmstadt mit 1:3 verloren und kaum jemand hatte uns noch auf dem Zettel. Wir konnten in Bielefeld das Ergebnis egalisieren, es ging also in die Verlängerung. Die Arminia konnte auf 2:3 verkürzen, aber in der Nachspielzeit der Nachspielzeit konnte ich das 4:2 erzielen, was den Aufstieg bedeutete. Danach sind alle Dämme gebrochen, ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke (lacht).
Du bist ein Mann für die Geschichtsbücher. Ich sage nur 3. Mai 2006.
Da haben wir an einem Mittwochabend gegen Eintracht Trier auswärts den Aufstieg in die 2. Bundesliga klargemacht und ich habe beim 1:1 das Tor für den FCA erzielt. Nach einem Vierteljahrhundert war der FCA wieder zweitklassig und hat eine ganze Region fußballerisch wachgeküsst.
2005 führte dein Weg von der SpVgg Unterhaching in die Regionalliga nach Augsburg, du bist fünf Jahre geblieben.
Es war im ersten Moment zwar ein Schritt zurück, aber man konnte damals schon fühlen, welches Potential im FCA steckt. Wir haben den Aufstieg geschafft und ich kann sagen, dass ich in Augsburg fünf wunderbare Jahre hatte. Meine Familie und ich haben uns hier sehr wohl gefühlt, alles hat gepasst und wir sind schon mit einem weinenden Auge zurück nach Hessen zurückgegangen.
2012 bist du von Offenbach zum Erzrivalen nach Darmstadt gewechselt. Ich habe mal ein Derby am Bieberer Berg miterlebt, da ging es voll zur Sache. Hattest du da keine Probleme?
Diese Derbys von Offenbach und Darmstadt sind von einer großen fußballerischen Rivalität geprägt und normalerweise ist es so etwas wie Hochverrat, wenn man von einem Team zum anderen geht. Bei mir ging der Wechsel aber sehr geräuschlos über die Bühne. Es hat mir schon viel bedeutet, dass mich die Fans wohlwollend aufgenommen haben. Aber egal bei welchem Verein ich gespielt habe, ich habe nie verbrannte Erde hinterlassen, ganz im Gegenteil, ich bin immer in Freundschaft gegangen. Ich denke, die Fans haben immer honoriert, dass ich für meine jeweiligen Klubs immer alles gegeben habe.
Bildergalerie: Was macht eigentlich Elton Da Costa?
Seit 2014 sitzt du selber auf der Trainerbank. Aktuell in der Verbandsliga Hessen beim 1. FCA Darmstadt. Schöner Name für einen Klub, wie ich finde.
Ein schöner Zufall (lacht). FCA steht in diesem Fall für Fußballclub Arheilgen, ein Stadtteil, der im Norden Darmstadts liegt. Ich bin jetzt mit einer Unterbrechung bereits im vierten Jahr bei diesem Klub.
Laut Transfermarkt hat euer Kader 31 Spieler, 25 (!) davon kommen aus Brasilien!
In der ersten Mannschaft haben wir aktuell 25 Spieler und davon sind tatsächlich 22 Brasilianer. Unsere Sprache auf dem Platz ist portugiesisch.
Das ist sehr ungewöhnlich, da streckt aber sicherlich eine Methode dahinter?
Ja, genau so ist es. Wir sind vor einigen Jahren mit einer Agentur eine Kooperation eingegangen. Ziel ist es, jungen Talenten aus Südamerika in Europa ein Sprungbrett zu bieten. Wir haben Spieler, die bis zur U20 bei großen brasilianischen Klubs gespielt haben, hier haben sie die Möglichkeit, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Es ist ein sehr spannendes Projekt, das mir richtig Spaß macht.
Wo landen FCA und SVD am Ende der Saison?
Ich wünsche mir natürlich, dass beide Teams die Klasse halten und sehe den FCA tatsächlich leicht in der Pole Position. (ws)