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Was macht eigentlich Alwin "Winni" Fink?

“Der FCA ist mein Verein und wird es immer bleiben!”

Verein 09.08.2022, 11:30

Alwin "Winni" Fink hat in seiner Laufbahn ausschließlich für den BCA bzw. FCA gespielt. 1972/73 gelang ihm mit dem Bayernliga-Team der Aufstieg in die Regionalliga Süd und zusammen mit Rückkehrer Helmut Haller versetzte diese Mannschaft, die er als Kapitän anführte, eine gesamte Region in fußballerische Ekstase. Im Interview mit dem Stadionkurier blickt der 73-Jährige auf die Zeit zurück.

Hallo Winni, wo habe ich dich denn gerade erreicht?

Daheim in meinem Arbeitszimmer. Ich kontrolliere und ordne gerade Abrechnungsunterlagen. Ich habe eine Wohnung vermietet und eben von meinem Verwalter die Unterlagen bekommen.

Als ich das letzte Mal bei dir angerufen habe, warst du nicht da. Deine Frau hat mir verraten, dass du gerade dein Leistungsabzeichen machst. Du bist also sportlich noch immer voll aktiv, was man auch an deiner Figur sieht.

Zurzeit trainiere ich für ein weiteres goldenes Abzeichen im August. Für meine 73 bin ich konditionell tatsächlich noch ganz gut in Schuss (lacht).

Welche Aufgaben muss man dafür bewältigen?

Das sind vier Disziplinen: 20 km Radfahren unter 49 Minuten, Schwimmen, Weitsprung und Seilspringen.

Respekt! Aber spulen wir die Zeit mal etwas zurück ins Jahr 1972. Vor genau 50 Jahren ging der FCA in eine Saison, die den Verein für die Zukunft prägen sollte. Und du warst mitten drin.

Du meinst die Bayernliga-Saison, bevor wir in die Regionalliga Süd aufgestiegen sind?

Ganz genau. War der Aufstieg damals das erklärte Ziel oder geschah das eher überraschend?

Die Fusion 1969 sollte einen Umschwung im Augsburger Fußball einleiten. Das erste Jahr ging aber ziemlich in die Hose, was daran lag, dass wir 35 Spieler vom BCA und von Schwaben im Kader hatten. Das konnte gar nicht gutgehen. In der Saison 72/73 sollte also der langersehnte Aufstieg klappen und dafür hat man damals sehr stark in den Kader investiert. Mit Obermeier, Meyer, Heigl und Blechinger kamen vier super Spieler vom MTV Ingolstadt, alleine Meyer und Obermeier haben in dieser Saison 48 Tore erzielt. Den Obermeier habe ich übrigens empfohlen, weil er in einem Auswahlspiel mein direkter Gegenspieler war. Unser damaliger Vorstand Erich Liebert hat für die Neuzugänge, soweit ich es noch in Erinnerung habe, einen beachtlichen Teil aus seiner Privatschatulle beigesteuert. Aber es hat zum Erfolg geführt.

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Spieltag. Dabei kam es beim vorletzten Spiel in Ingolstadt gegen den Tabellenführer ESV zum direkten Showdown. Der FCA gewann dieses wichtige Spiel vor 15.000 Zuschauer 2:0.

Wir waren unheimlich motiviert und bestens vorbereitet und haben schon einen Tag vorher in der Nähe von Neuburg im Hotel übernachtet. Und es war auch für mich persönlich ein besonderes Erfolgserlebnis.

Weil du eines der beiden Tore erzielt hast?

Ja, dieses Vergnügen hatte ich nicht allzu oft (lacht). Es war der Treffer zum 2:0-Endstand und so gingen wir mit einem Punkt Vorsprung ins letzte Heimspiel. Das war gegen den FC Herzogenaurach und 18.000 Augsburger wollten sich dieses entscheidende Spiel nicht entgehen lassen. Wir haben auch nichts mehr anbrennen lassen und das Spiel souverän 3:1 gewonnen. Es war für uns ungewohnt, vor so einer großartigen Kulisse in der Rosenau spielen zu dürfen, und das hat uns natürlich zusätzlich motiviert.

"Helmut hat diese Euphorie zu 95 Prozent ausgelöst"

Es war ein Vorgeschmack darauf, was in der darauffolgenden Saison folgen sollte. 

Absolut, Augsburg ist an diesem Tag aus seiner Fußballlethargie erwacht und mit der Rückkehr von Helmut Haller entfachte in der Stadt eine bisher noch nie dagewesene Euphorie.

Die Mannschaft wurde runderneuert, vom Bayernliga-Team blieben nur Schnurrer, Brandmair, Obermeier, Mögele, Schwab, Steinhäusler und du. Auch Trainer Schwarzhuber ging und es folgte der Jugoslawe Milovan Beljin.

Schwarzhuber ging von selber, weil er es mit seinem Beruf als Chemograph in München nicht mehr vereinbaren konnte. Und es stimmt, es folgten viele neue Spieler wie Höbusch, Weixler, Jörg, Walleitner, Schuhmann und Haller. Milovan Beljin brachte noch Vöhringer und Haug mit, aber ihre Verpflichtung sah man in Augsburg sehr kritisch, weil sie vom Regionalliga-Absteiger SSV Reutlingen kamen. Zu Unrecht, denn sie hatten einen erheblichen Anteil am Aufstieg.

Wäre ohne Helmut Haller diese Euphorie so auch möglich gewesen?

Nein, auf keinen Fall. Helmut hat diese Euphorie zu 95 Prozent ausgelöst.

Du hast in deiner Laufbahn nur für einen einzigen Verein gespielt.

Als Schüler hatte ich ein kurzes Gastspiel beim TSV Steppach. Ich bin eines Tages mit meinem Fahrrad ganz alleine rüber zum BCA-Platz gefahren und habe einfach den damaligen Jugendtrainer Toni Niggl direkt gefragt, ob ich nicht in der B1 des BCA spielen könnte. Anscheinend fand er sympathisch, dass ich so mutig aufgetreten bin und so durfte ich ein Probetraining bestreiten und einige Tage später tatsächlich mit der B2-Jugend bei einem Testspiel auflaufen. Ich habe vier oder fünf Tore erzielt und durfte beim BCA bleiben.

Du hast für den BCA und den FCA gespielt. Es gibt ja Leute, die das Gründungsjahr 1907 wegen der Fusion anzweifeln. Du warst hautnah dabei, wie ist deine Meinung?

Da gibt es gar nicht viel zu sagen, für mich ist das Gründungsjahr unseres Clubs 1907. Punkt!

Der 25. September 1974 war für dich ein bedeutendes Datum.

Lass mich mal überlegen … Ich komme nicht drauf, hilf mir mal auf die Sprünge.

Ich sag nur Nationalmannschaft.

Ja klar, da hatte ich meinen ersten Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft der Amateure in der Türkei. Trainer war damals Jupp Derwall. Ich hatte später eine Achillessehnen-Operation und Derwall hat mich im Krankenhaus in Saarbrücken besucht. Das war kurz vor einer Länderspielreise nach China und Shanghai und ich konnte leider nicht mitfliegen. Das hat mir ziemlich wehgetan, denn neben dem Fußball ist Reisen meine große Leidenschaft. Beim Spiel gegen das A-Team von China waren 80.000 Zuschauer im Stadion.

Du musstest deine Laufbahn auch relativ früh beenden.

Ja leider, bei einem Ligaspiel wurde ich am Knie so schwer verletzt, dass ich mich nicht mehr richtig davon erholt habe. Ich hätte gerne noch einige Jahre angehängt, musste aber mit 28 Jahren als Sportinvalide aufhören.

Du bist dem FCA in all den Jahren immer treu geblieben und gehst auch heute noch regelmäßig zu den Heimspielen in die WWK ARENA. Kann man den Klub als deine große Liebe bezeichnen?

Nach meiner Frau (lacht). Aber das stimmt schon, der FCA war ein Leben lang mein Verein und wird es immer bleiben. Ich bin unheimlich stolz auf den Klub und nicht nur, weil wir jetzt schon zwölf Jahre Bundesliga erleben dürfen, was man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Aber auch die soziale Verantwortung, die der Verein in der Stadt und Region einnimmt, ist einfach super. Ich meine damit Aktionen wie “Augsburg hält zusammen”, die Baumpflanz-Aktion, die Kindertagesstätte und last not least das Nachwuchsleistungszentrum an der guten, alten Donauwörther Straße. So etwas gab es früher einfach nicht.

Der FCA geht in seine dreizehnte Bundesliga-Saison. Wie ist deine Prognose, was traust du der Mannschaft von Enrico Maaßen zu?

Wir bleiben drin und das zählt. Direkt absteigen werden Bochum und Hertha, Stuttgart darf in die Relegation. Meister wird der FC Bayern, vor Dortmund, Leipzig und Leverkusen. (ws)

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Stadionkurier